Analyse: Zum Weg der ostdeutschen Wirtschaft nach Afrika

Analyse: Zum Weg der ostdeutschen Wirtschaft nach AfrikaMich hat bewogen, diese Thematik anzusprechen, weil die äußerst angespannten globalen internationalen Geschehnisse auch den afrikanischen Kontinent vor große Herausforderungen stellen.  Und welche Erwartungen stehen für Afrikas Perspektive im Focus?  

Deutschland als Nachbar trägt seine Verantwortung, die eng bestehenden Beziehungen zu den afrikanischen Ländern nachhaltig weiter zu entwickeln.

Trotz des aufgerufenen Slogans: „Afrika ist der Kontinent der verschiedenen Geschwindigkeiten!“ muss das Engagement der deutschen Wirtschaft intensiviert werden. Dazu sehe ich auch auf das Potential der ostdeutschen Industrie und suche nach der Rolle, die unsere Unternehmen in Afrika spielen und neu finden könnten.

Der 1990, mit dem gewaltigen Umbruch verlaufende Transformationsprozess Ostdeutschlands erfordert außenwirtschaftliche Aktivitäten, die speziell für Afrika noch gering sind und die stärker im Gesamtrahmen der BRD-Beziehungen wirksam werden müssen.

Hervorzuheben ist aus meiner Sicht der von der Regierung gesetzte Schwerpunkt auf Partnerschaften mit ausgewählten Reformstaaten unter „ Compact with  Afrika“.                       Im Rahmen des Ostdeutschen Wirtschaftsforums 2022 gab Bundeskanzler Scholz Impulse für  die ostdeutsche Wirtschaft und rief auf, sich in diesem Rahmen bewusster international aufzustellen. Afrika wurde nicht genannt!  Auch nach 30 Jahren sollten wir die Erfahrungen aus dem breiten Arbeitsfeld der ehem. DDR-Wirtschaft nutzen, nicht zuletzt in den Beziehungen mit Afrika.

Die deklarierte deutsche Afrikapolitik erfordert stärkere Motivationen unserer Unternehmen und ein offensiveres Wirken mit Vorhaben zu Entwicklungsprojekten der afrikanischen Länder. Hierzu muss sich der Osten finden. Es passt einfach nicht, wenn unsere afrikanischen Partner argumentieren, die Deutschen seien zu zögerlich, zu schwerfällig. Von afrikanischer Seite vernehmen wir zwar Erwartungen, benötigen aber von ihnen einen kräftigen Schub zur aktiveren Mitwirkung ihrer eigenen Potenziale zum schnelleren Wachstum der lokalen Industrie.

Grundlage ist eine auf wissenschaftlicher Basis zu erarbeitende strategische langfristige wirtschaftliche Planung für Ostdeutschland. Beispielsweise durch ein zu bildendes   Gremium mit interessierten, kompetenten Unternehmen und Experten für eine operative Projektarbeit in kooperativer Form. Ich empfehle dies, weil die sehr breit aufgebauten Struktureinheiten in unserer Außenwirtschaft vordergründig Beratungsleistungen anbieten (u.a GIZ, GFA, WNA, AWF, INA- BDI,GTAI bis zum Afrika-Verein). Wir müssen den Entwicklungsanforderungen entsprechend flexibel und operativ auf Projekt-orientierte Investitionen der afrikanischen Regierungen und auch privater Investoren reagieren. Und das heißt schließlich : Suche nach Chancen in der afrikanischen Marktarbeit!

Dazu reagierte Minister Habeck bewusst auf dem deutsch-afrikanischen Wirtschaftsgipfel in Südafrika (Dez.2022) zur Partnerschaft mit Afrika, auszurichten im beiderseitigen Interesse, mit  hohen Wertschöpfungsprojekten in den Sektoren Erneuerbare Energien, Infrastruktur und in der Agronomie.  Zum Neustart in den deutsch-afrikanischen Beziehungen ruft der BDI: „Afrika ist heute ein Muss“!

Die Afrikanische Union beging 2022 den Tag zur kontinentalen Industrialisierung Afrikas, zu dem wir mit eigenen wirksamen Schritten in Afrika aufgerufen sind. In diesem Sinne habe ich Vorschläge für folgende Bereiche empfohlen, für die eine Koordinierung zur Finanzierung z.B. mit der KfW /DEG notwendig ist.  Erforderlich ist die  Analyse zur Außenwirtschaft Ostdeutschlands  mit dem erreichten  Investitionsanteil und dem Anteil von Afrika, auch mit Darstellung agierender deutscher  Unternehmen und Branchen.

  1. Zur Migrationsoffensive des BMZ in Afrika (Januar 2023) habe ich hingewiesen auf „Intensivierung produktiver und industrieller Fertigung“ und dazu vorgeschlagen, Workshops (Lehrwerkstätten mit Ausbildung) für Gewebe in Metall- und Holzbearbeitung, Elektrik, Fahrzeugbau zu errichten. Das sind großartige Chancen für Investitionsprojekte, verbunden mit der Schaffung von Jobs für die Jugend. B) Die Agrarwirtschaft Afrikas steht in einem umfassenden Entwicklungszwang, bei dem nunmehr die Großoffensive „Ernährungssouveränität“ angesagt ist. Mit der G7- Mobilisierung in 2022 von beeindruckenden Finanzierungsfonds, an der auch das BMZ teilnimmt, muss die Umsetzung der Mittel wirksam und transparenter werden. Das hat mich schon früher bewogen für den Vorschlag : Errichtung von Industrieparks, konzipiert zur  agrarwirtschaftlichen Modernisierung, mit einer kooperativen  Struktur als Agrarcenter für den Anbau, Verwertung , Lagerung von Agrarprodukten.
  2. Für den Bereich der afrikanischen Infrastruktur hat der Ausbau des länderübergreifenden Schienen- und Bahntechniksystems auf dem Kontinent eine hohe nachhaltige Bedeutung. Die in Ostdeutschland liegenden Bahntechnikkapazitäten sind unsere traditionell produzierenden Unternehmen in Hennigsdorf, Niesky, Bautzen und Görlitz. Im globalen Wirtschaftsverlauf wird der deutsche Schienenfahrzeug- und Bahntechnikbereich von Großkonzernen wie Siemens und Alstom beherrscht, und ich sehe heute immer wieder Deindustrialisierungsmaßnahmen der Konzerne, wo die Betriebe umstrukturiert und sogar Teile ausgegliedert werden. Und damit schwinden die Arbeitsplätze und unsere eigene Produktpalette wird geschmälert.

Für Afrika entwickelt sich ein enormer Transportbedarf für die Schiene, so dass ich hier reale Chancen sehe für interessante Kooperationen. Beispielsweise sollte der Güterwaggonbau Niesky für direkte lokale Produktionen z.B. in Ghana offen sein, neue Kooperationsmöglichkeiten finden, auch für Existenzsicherung für weitere ostdeutsche Betriebe dieser Branche.  Hier mache ich deutlich, dass auf diesen Gebieten ein Beitrag zur revolutionären Entwicklung  der kontinentalen Industrialisierung Afrikas als nachhaltige Strategie sinnvoll ist und die deutsche Wirtschaft offensiver mitwirken muss!

Zum Schluss die Frage: finden sich Akteure der deutschen Wirtschaft, Verbände (BDI, VDMA) und Experten, auch des Agrarsektors für eine neue Afrika-Initiative ostdeutscher Wirtschaft? (Dipl.oec. Gerd Eckert)