
Burkina Faso hat die UNO-Koordinatorin Carol Flore-Smereczniak (Foto) zur persona non grata erklärt, nachdem ein Bericht als verfälscht eingestuft wurde. Das Dokument, das sich mit Kindern und dem bewaffneten Konflikt befasst, wirft sowohl den Dschihadisten als auch der burkinischen Armee schwere Verstöße vor. Ouagadougou verurteilt diese Gleichsetzung als inakzeptabel und stellt die Verantwortung der UNO infrage. New York betont hingegen, dass nur der Generalsekretär die Abberufung eines Vertreters anordnen könne.
Am Montag, den 18. August, erklärte die Regierung von Burkina Faso die Koordinatorin des UN-Systems, Carol Flore-Smereczniak, zur „persona non grata“. Diese drastische Entscheidung erfolgte nach einem UN-Bericht, den Ouagadougou als „falsch“ und „voreingenommen“ bezeichnet. Das Dokument, das den Kindern und dem bewaffneten Konflikt in Burkina Faso gewidmet ist, macht sowohl bewaffnete Dschihadistengruppen als auch die burkinischen Verteidigungs- und Sicherheitskräfte für schwere Verstöße verantwortlich – eine Gleichstellung, die die Militärjunta nicht akzeptiert.
Ein heftig umstrittener Bericht
Der im März veröffentlichte Bericht des UN-Generalsekretärs dokumentiert 2.483 schwere Verstöße gegen 2.255 Kinder zwischen Juli 2022 und Juni 2024. Etwa 20 % dieser Fälle sollen laut Bericht von der burkinischen Armee und ihren zivilen Hilfskräften begangen worden sein. Für die Behörden basieren diese Vorwürfe jedoch auf „haltlosen Behauptungen“ ohne Beweise oder Nachweise. Regierungssprecher Gilbert Pingdwendé Ouédraogo sprach von einer ungerechtfertigten Diffamierung „tapferer burkinischer Kämpfer“, die den Terroristen gleichgestellt würden.
Für die Junta ist Carol Flore-Smereczniak, die die Erstellung des Berichts mitgeleitet hatte, keine glaubwürdige Ansprechpartnerin mehr. „Sie trägt Verantwortung für die Verbreitung schwerwiegender und falscher Daten“, erklärte die Regierung zur Rechtfertigung ihrer Ausweisung. Es ist nicht das erste Mal, dass Burkina Faso so vorgeht: Bereits im Dezember 2022 war die Italienerin Barbara Manzi, damalige UNO-Koordinatorin, ebenfalls zur persona non grata erklärt und des Landes verwiesen worden.
Die Antwort der UNO
In New York reagierte der Sprecher des Generalsekretärs, Stéphane Dujarric, und betonte, dass die Doktrin der persona non grata nicht auf UN-Beamte angewendet werden könne. Nur António Guterres habe die Autorität, über einen möglichen Abzug eines Vertreters zu entscheiden. Die UNO bekräftigte außerdem ihr Engagement, Burkina Faso trotz diplomatischer Spannungen weiterhin mit humanitärer Hilfe und Entwicklungsprogrammen zu unterstützen.
Ein neuer diplomatischer Konflikt
Diese erneute Krise verdeutlicht den wachsenden Machtkampf zwischen Ouagadougou und internationalen Organisationen. Seit seiner Machtübernahme im September 2022 hat Hauptmann Ibrahim Traoré die nationale Souveränität und die Rückeroberung des Staatsgebiets zu seinen Prioritäten erklärt. Dennoch bleibt das Land das Epizentrum der dschihadistischen Gewalt im Sahel: Im Jahr 2024 wurden dort über 1.500 Todesopfer durch Terrorismus gezählt – weltweit der höchste Wert zum zweiten Mal in Folge. (Quelle: afrik.com)