Ghana wirft Israel gezielte Schikanen gegen seine Bürger vor

Ghana wirft Israel gezielte Schikanen gegen seine Bürger vor

Die diplomatischen Spannungen zwischen Ghana und Israel nehmen zu: Accra hat offiziell Protest eingelegt, nachdem mehrere ghanaische Staatsangehörige am Ben-Gurion-Flughafen festgehalten und abgeschoben wurden. Der Vorfall belastet die bilateralen Beziehungen.

Das ghanaische Außenministerium zeigte sich in einer Erklärung „entsetzt“ über die aus seiner Sicht ungerechtfertigte und demütigende Behandlung der Reisenden. Demnach wurden am Sonntag, 7. Dezember, sieben Ghanaer festgesetzt – darunter vier Mitglieder einer parlamentarischen Delegation, die an einer internationalen Cybersicherheitskonferenz in Tel Aviv teilnehmen sollten. Sie kamen erst nach über fünf Stunden und nach intensiver diplomatischer Intervention frei. Drei weitere Reisende wurden mit dem nächstmöglichen Flug nach Accra abgeschoben.

Nach Einschätzung der Behörden deutet der Vorfall auf ein gezieltes Vorgehen gegen Ghanaer hin. Israels Begründung, wonach die Abschiebungen auf mangelnde Kooperation der ghanaischen Botschaft zurückzuführen seien, wies das Ministerium entschieden zurück. Die Mission habe „pflichtgemäß und im Einklang mit internationalem Recht“ gehandelt.

Sensibles Verhältnis mit Vergangenheit
Der Vorfall trifft auf eine Beziehung, die traditionell kooperativ, aber keineswegs spannungsfrei ist. Beide Länder unterhalten vollständige diplomatische Beziehungen und arbeiten eng in Bereichen wie Handel, Landwirtschaft, Gesundheit und Sicherheit zusammen. Dennoch bestehen seit einiger Zeit Reibungen im Hintergrund.

Eine zentrale Rolle spielen unterschiedliche Positionen im Israel-Hamas-Konflikt. Nach dem Angriff vom 7. Oktober hatte Ghana zunächst klare Solidarität mit Israel geäußert. Später führten scharfe öffentliche Kommentare einzelner ghanaischer Vertreter zu den Militäroperationen in Gaza, darunter der Vorwurf des Völkermords, zu innenpolitischen Debatten und möglicher Verstimmung in Tel Aviv.

Auch bei Abstimmungen in den Vereinten Nationen liegen beide Seiten häufig auseinander: Ghana orientiert sich oft an den Mehrheitspositionen der afrikanischen Staaten, was Israel wiederholt kritisiert hat.

Hinzu kommt das Thema Migration. Der israelische Botschafter in Accra hat mehrfach betont, dass ein visafreies Reisen derzeit nicht in Frage komme, auch wegen Fällen von Visaüberziehungen durch ghanaische Staatsbürger.

Nicht der erste Tiefpunkt
Die aktuellen Spannungen sind jedoch weit entfernt von früheren Zäsuren. 1973 hatte Ghana nach dem Jom-Kippur-Krieg – wie viele afrikanische Staaten – die diplomatischen Beziehungen zu Israel abgebrochen. Später wurden diese wiederhergestellt und haben sich über die Jahre stabilisiert.

Nun aber sieht Accra den jüngsten Vorfall als Bruch mit dem Geist dieser Partnerschaft. Das Außenministerium will Vertreter der israelischen Botschaft einbestellen und prüft mögliche Gegenmaßnahmen. Wie beide Regierungen die Auseinandersetzung handhaben, könnte entscheidend dafür sein, wie belastbar die Beziehungen in einem zunehmend komplexen geopolitischen Umfeld bleiben. (Quelle: Newsletter Businessinsider)