Interpol: 260 mutmaßliche Romance-Scammer und Sextorsion-Erpresser bei panafrikanischer Cybercrime-Operation festgenommen

Interpol: 260 mutmaßliche Romance-Scammer und Sextorsion-Erpresser bei panafrikanischer Cybercrime-Operation festgenommen

Behörden in 14 afrikanischen Ländern haben 260 Verdächtige festgenommen und 1.235 elektronische Geräte beschlagnahmt – Teil einer koordinierten internationalen Operation gegen internetgestützte Kriminalität. Die Razzia richtete sich gegen transnationale kriminelle Netzwerke, die digitale Plattformen – insbesondere soziale Medien – nutzen, um Opfer zu manipulieren und finanziell zu betrügen.

Im Fokus standen vor allem Romance-Scams, bei denen Täter online Beziehungen aufbauen, um Geld zu erpressen, sowie Sextortion-Fälle, bei denen Opfer mit kompromittierenden Bildern oder Videos erpresst werden.

Während Operation Contender 3.0 (28. Juli – 11. August 2025) identifizierte die Polizei IP-Adressen, digitale Infrastrukturen, Domains und Social-Media-Profile, die mit Mitgliedern der Betrugsnetzwerke in Verbindung stehen. Diese Erkenntnisse führten zu Festnahmen und zur Beschlagnahmung von USB-Sticks, SIM-Karten und gefälschten Dokumenten sowie zur Stilllegung von 81 Cybercrime-Infrastrukturen in ganz Afrika. Ermittler identifizierten 1.463 Opfer, deren finanzielle Verluste auf nahezu 2,8 Millionen USD geschätzt werden.

Die transnationale Operation wurde durch die Zusammenarbeit mit den Privatsektor-Partnern Group-IB und Trend Micro unterstützt, wodurch Datenaustausch und operative Fähigkeiten verbessert wurden. Der Austausch von Cyber-Aktivitätsberichten durch INTERPOL ermöglichte den teilnehmenden Ländern schnelles Eingreifen und unterstreicht den Wert internationaler Kooperation im Kampf gegen Cyberkriminalität.

Cyril Gout, amtierender Exekutivdirektor der Polizeidienste bei INTERPOL, erklärte: „Cybercrime-Einheiten in Afrika melden einen starken Anstieg von internetgestützten Verbrechen wie Sextortion und Romance-Scams. Das Wachstum von Online-Plattformen hat kriminellen Netzwerken neue Möglichkeiten eröffnet, Opfer auszubeuten – mit erheblichen finanziellen und psychologischen Schäden. Durch enge Zusammenarbeit mit unseren Mitgliedsstaaten und Partnern aus der Privatwirtschaft bleiben wir entschlossen, diese Gruppen zu stören und zu zerschlagen.“

Operative Höhepunkte
Ghana: Behörden verhafteten 68 Personen, beschlagnahmten 835 Geräte und identifizierten 108 Opfer. Die Ermittlungen ergaben finanzielle Verluste von 450.000 USD, wovon 70.000 USD sichergestellt wurden. Bei Romance-Scams nutzten die Täter gefälschte Profile, gefälschte Identitäten und gestohlene Fotos, um Opfer zu täuschen. Zahlungen wurden über fingierte Kurier- und Zollgebühren erschlichen.

Bei Sextortion-Fällen filmten Täter heimlich intime Chats und setzten die Opfer mit den Aufnahmen unter Druck.

Senegal: Die Polizei verhaftete 22 Verdächtige und deckte ein Netzwerk auf, das Prominente imitierte und Opfer über soziale Netzwerke und Dating-Plattformen emotional manipulierte. 120 Opfer verloren rund 34.000 USD. Es wurden 65 Geräte, gefälschte Ausweisdokumente und Geldtransfer-Belege sichergestellt.

Côte d’Ivoire: Die Polizei zerschlug einen Cybercrime-Ring, der Fake-Profile erstellte, um Opfer zu kompromittierenden Inhalten zu verleiten. 24 Verdächtige festgenommen, 29 Geräte beschlagnahmt. 809 Opfer identifiziert, die anschließend erpresst wurden, um eine Veröffentlichung der Materialien zu verhindern.

Angola: Acht Personen wurden verhaftet, 28 inländische und internationale Opfer identifiziert. Die Täter nutzten gefälschte Dokumente und Identitäten, um Transaktionen zu ermöglichen und ihre wahre Identität zu verschleiern.

Hintergrund:
Operation Contender 3.0 wurde vom britischen Außenministerium (FCDO) im Rahmen des African Joint Operation against Cybercrime-Projekts finanziert.

Im Juni veröffentlichte INTERPOL den Africa Cyberthreat Assessment Report 2025, der zeigt, dass in zwei Dritteln der befragten afrikanischen Mitgliedsstaaten cyberbezogene Straftaten einen mittleren bis hohen Anteil an allen gemeldeten Straftaten ausmachen.

Teilnehmende Länder: Angola, Benin, Burkina Faso, Côte d’Ivoire, Gambia, Ghana, Guinea, Kenia, Nigeria, Ruanda, Senegal, Südafrika, Uganda und Sambia.