
Israel ist bekanntlich am Freitag das erste Land weltweit geworden, das Somaliland offiziell als souveränen Staat anerkannt hat. Dieser Schritt hat eine Welle der Verurteilung in Afrika und im Nahen Osten ausgelöst und scharfe Warnungen vor den Risiken einer weiteren Zersplitterung Somalias hervorgerufen.
Somaliland, das 1991 nach dem Zusammenbruch der somalischen Zentralregierung seine Unabhängigkeit von Somalia erklärte, liegt am Golf von Aden, dort, wo die Meerenge Bab al-Mandab auf das Rote Meer trifft – eine der strategisch wichtigsten Seeschifffahrtsrouten der Welt. Das Gebiet grenzt an Dschibuti, das den größten US-Militärstützpunkt in Afrika beherbergt, was der Angelegenheit erhebliches geopolitisches Gewicht verleiht. Nur wenige Stunden nach Israels Ankündigung erklärten mehrere Staaten, die Entscheidung verstoße gegen das Völkerrecht und bedrohe die territoriale Integrität Somalias.
Ägypten
Ägypten erklärte, es habe Konsultationen mit wichtigen regionalen Partnern aufgenommen, um der Anerkennung entgegenzutreten. In einer Erklärung teilte Kairo mit, dass Außenminister Badr Abdelatty Gespräche mit seinen Amtskollegen in Somalia, der Türkei und Dschibuti geführt habe, um über das zu beraten, was er als „gefährliche Entwicklungen“ am Horn von Afrika infolge des israelischen Schrittes bezeichnete.
China
Auch China meldete sich zu Wort und bekräftigte seine Unterstützung für die Souveränität, Einheit und territoriale Integrität Somalias. „Kein Land sollte aus eigennützigen Interessen die inneren separatistischen Kräfte anderer Länder ermutigen oder unterstützen“, sagte Außenministeriumssprecher Lin Jian und forderte die Behörden in Somaliland auf, „separatistische Aktivitäten und die Zusammenarbeit mit externen Kräften“ einzustellen.
Arabische Staaten
Jordanien erklärte, es lehne die gegenseitige Anerkennung zwischen Israel und Somaliland „entschieden ab“ und bezeichnete sie als „eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht und die Charta der Vereinten Nationen“ sowie als Verletzung der Souveränität Somalias.
Saudi-Arabien erklärte, der Schritt zementiere „einseitige, separatistische Maßnahmen“ und widerspreche dem Völkerrecht. Zugleich betonte das Königreich seine uneingeschränkte Unterstützung für die Einheit Somalias und dessen legitime staatliche Institutionen.
Palästina bezeichnete die Anerkennung als Bedrohung für die arabische und regionale Sicherheit und warnte, dass die Legitimierung von Abspaltung die Stabilität Somalias untergrabe.
Kuwait erklärte, die Anerkennung verstoße gegen das Völkerrecht, und bekräftigte seine Unterstützung für die Souveränität Somalias über sein gesamtes Staatsgebiet. Der Irak, der derzeit den Vorsitz der Arabischen Liga innehat, nannte den Schritt eine „offenkundige Verletzung“ staatlicher Souveränität und forderte die internationale Gemeinschaft auf, klar Stellung gegen das zu beziehen, was er als „rechtswidrige Praktiken“ bezeichnete.
Afrikanische Union und gemeinsame Verurteilung
Die Afrikanische Union erklärte, sie „lehne entschieden jede Initiative oder Handlung ab, die darauf abzielt, Somaliland als unabhängige Einheit anzuerkennen“, und bekräftigte ihre langjährige Position zur Unterstützung der territorialen Integrität Somalias. Am Samstag wurde zudem eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, in der Israels Anerkennung von einer Gruppe aus 21 arabischen, islamischen und afrikanischen Ländern sowie Organisationen verurteilt wurde. Zu den Unterzeichnern gehörten Saudi-Arabien, Ägypten, die Türkei, Iran, Pakistan, Katar, Jordanien, Algerien, Irak, Kuwait, Oman, Libyen, Palästina, Somalia, Sudan, Jemen, die Komoren, Dschibuti, Gambia, die Malediven, Nigeria sowie die Organisation für Islamische Zusammenarbeit. Die Breite der internationalen Gegenreaktion zeigt, wie sensibel die Somaliland-Frage mehr als drei Jahrzehnte nach der Unabhängigkeitserklärung weiterhin ist, und verdeutlicht die Befürchtungen, dass jede internationale Anerkennung einen Präzedenzfall für eine weitere Zersplitterung einer Region schaffen könnte, die bereits von Konflikten und Instabilität geprägt ist. (Quelle: Newsletter Businessinsider