
Zu den diesjährigen Trägern des Alternativen Nobelpreises gehört „Emergency Response Rooms“ aus dem Sudan. „Weil sie inmitten von Krieg und Staatszerfall gemeinschaftliche Nothilfe für die würdevolle Versorgung von Millionen von Menschen aufbauen,“ so die Organisatoren des Preises.
Emergency Response Rooms (ERRs) bilden ein basisnahes, gemeinschaftsgeleitetes Netzwerk im Sudan. Inmitten von Krieg, Vertreibung und Staatszerfall sind die ERRs zum Rückgrat der humanitären Hilfe des Landes geworden. Sie knüpfen an lokale Traditionen gegenseitiger Hilfe an und sind mit Nothilfeanlaufstellen in allen 18 Bundesstaaten des Sudan aktiv. Wo viele internationale Organisationen oft nicht mehr hinkommen, leisten die ERRs medizinische Versorgung, verteilen Lebensmittel, bieten Bildung, Schutz und psychosoziale Unterstützung. Diese Arbeit erreicht Millionen Menschen und steht für ein Modell dekolonialisierter humanitärer Hilfe, das Würde und Gestaltungsmacht wieder in die Hände lokaler Gemeinschaften legt.
Die ERRs entstanden aus den nachbarschaftlichen Widerstandskomitees, die 2019 eine Schlüsselrolle in der sudanesischen Revolution spielten. Während der COVID-19-Pandemie organisierten sie erstmals Gemeinschaftsküchen und Gesundheitsdienste.
Als im April 2023 der Krieg begann, verschärfte sich die ohnehin schwere humanitäre Krise im Sudan zur größten der Welt. Die ERRs weiteten ihre Arbeit aus, um die Lücken zu schließen, die der Kollaps der Wirtschaft und der staatlichen Institutionen hinterlassen hatte. Die fast 10.000 Freiwilligender ERRs bieten Zivilist*innen Schutz, betreiben Krankenhäuser und unterstützen Überlebende sexualisierter Gewalt.
Die Arbeit der ERRs ist mit großem persönlichem Risiko verbunden: Mitglieder wurden aufgrund ihres Engagements für Zivilist*innen festgenommen, gefoltert und getötet. Doch das dezentralisierte, ehrenamtlich getragene Modell hat sich als widerstandsfähig, effizient und in den Gemeinschaften als vertrauenswürdig erwiesen. Neben lebensrettender Hilfe schaffen ERRs eine Kultur des Mitgefühls und der Solidarität und legen so die Grundlage für eine zukünftige Zivilgesellschaft und demokratische Erneuerung im Sudan. (Right Livelihood, Text und Foto)