
Die sambische Justiz hat am Montag zwei Männer – einen sambischen Staatsbürger und einen mosambikanischen Staatsangehörigen – zu zwei Jahren Haft mit Zwangsarbeit verurteilt, weil sie versucht hatten, Präsident Hakainde Hichilema mithilfe von Hexerei zu töten. Der Fall, der in Sambia für hitzige Diskussionen sorgte, beleuchtet die anhaltende Bedeutung traditioneller Glaubensvorstellungen in Afrika und deren Konfrontation mit dem aus der Kolonialzeit stammenden Rechtssystem.
Verurteilung auf Grundlage eines kolonialen Gesetzes
Leonard Phiri (43) und Jasten Candunde (42) wurden nach dem sambischen Hexereigesetz von 1914 – erlassen zur Zeit der britischen Kolonialherrschaft – schuldig gesprochen. Dieses Gesetz definiert Hexerei als jede Behauptung, über übernatürliche Kräfte zu verfügen, die Angst, Unruhe oder Verletzungen hervorrufen sollen. Die Höchststrafe beträgt drei Jahre Haft.
Laut Gericht wurden die beiden Männer letztes Jahr in einem Hotel in Lusaka festgenommen, nachdem eine Reinigungskraft die Polizei alarmiert hatte, weil sie verdächtige Geräusche gehört hatte. Bei ihrer Festnahme hatten sie verschiedene rituelle Gegenstände bei sich, darunter ein lebendes Chamäleon in einer Flasche, einen Tierschwanz und ein Dutzend Zaubertränke. Der Richter war überzeugt, dass diese Artefakte dazu dienen sollten, einen tödlichen Fluch gegen Präsident Hichilema zu sprechen. Trotz der Bitten der Angeklagten um Milde verhängte das Gericht zwei Jahre Haft mit Zwangsarbeit.
Zwischen Justiz, Politik und Glauben
Der Fall ist nicht nur juristisch relevant, sondern hat auch eine politische Dimension. Die Staatsanwaltschaft erklärte, dass die beiden Verurteilten im Auftrag des Bruders eines ehemaligen Abgeordneten gehandelt haben sollen, der ihnen den Auftrag gegeben habe, den Präsidenten zu „verfluchen“. Dieser Verdacht verleiht der Affäre den Charakter einer politischen Intrige, bei der traditionelle Glaubensvorstellungen als Mittel zur Abrechnung eingesetzt werden.
Das Urteil fällt in eine Zeit, in der Hakainde Hichilema, der seit 2021 im Amt ist, versucht, seine Autorität zu festigen und die Institutionen Sambias zu modernisieren. Der Fall erinnert jedoch daran, wie stark das kulturelle und religiöse Fundament des Landes noch von alten Praktiken geprägt ist.
Die anhaltende Rolle von Hexerei in der sambischen Gesellschaft
Obwohl Sambia offiziell ein christliches Land ist, sind Hexereiglauben weit verbreitet – nicht nur in ländlichen Gebieten, sondern auch in Städten. Eine Untersuchung der sambischen Rechtsentwicklungskommission aus dem Jahr 2018 ergab, dass 79 % der Sambier an die Existenz von Hexerei glauben.
Diese Persistenz erklärt sich durch das Nebeneinander von christlicher Religion und afrikanischen spirituellen Traditionen. Oft dient Hexerei als Erklärung für individuelles oder kollektives Unglück – seien es Krankheiten, wirtschaftliche Misserfolge oder politische Konflikte.
Ein größeres afrikanisches Phänomen
Sambia ist kein Einzelfall. In mehreren Ländern Subsahara-Afrikas – vom Kamerun bis Ghana, über Tansania bis zur Demokratischen Republik Kongo – landen Prozesse wegen Hexerei regelmäßig vor Gericht. In manchen Fällen führen solche Glaubensvorstellungen zu Gewalt in der Gemeinschaft oder werden instrumentalisiert, um familiäre, soziale oder politische Konflikte auszutragen.
Mit der Verurteilung von Leonard Phiri und Jasten Candunde wollte die sambische Justiz ein Signal senden: Traditionelle Praktiken dürfen keine Bedrohung für die öffentliche Ordnung und die Institutionen darstellen. Zugleich zeigt der Fall das Dilemma moderner afrikanischer Staaten, die einerseits populäre Glaubensvorstellungen respektieren, andererseits aber die politische Autorität innerhalb eines meist kolonial geprägten Rechtsrahmens schützen müssen. (Quelle: afrik.com)