Telemedizin als Antwort auf „medizinische Wüsten“ in Subsahara-Afrika

Telemedizin als Antwort auf „medizinische Wüsten“ in Subsahara-Afrika

Angesichts des Ärztemangels und der Abgeschiedenheit vieler afrikanischer Dörfer eröffnet die Telemedizin neue Perspektiven. Dank digitaler Technologien entwickeln lokale Start-ups Lösungen, um die Gesundheitsversorgung näher an die lange vernachlässigten ländlichen Bevölkerungen zu bringen.

In Subsahara-Afrika leben etwa 57 % der Menschen in ländlichen Gebieten – fast 700 Millionen Personen. In einigen Ländern wie Burundi liegt dieser Anteil sogar über 85 %. Diese abgelegenen Regionen sind häufig mit einem Mangel an Gesundheitseinrichtungen, einem Defizit an qualifiziertem Personal und einem eingeschränkten Zugang zu Fachärzten konfrontiert. Laut WHO wird die Region bis 2030 einen Mangel von 6,1 Millionen Gesundheitsfachkräften verzeichnen – ein Anstieg von 45 % gegenüber 2013. Die Folgen sind vermeidbare Todesfälle, verspätete Diagnosen und eine stärkere Belastung der städtischen Krankenhäuser.

Start-ups bringen die Gesundheitsversorgung in abgelegene Dörfer
Telemedizin umfasst Telekonsultation, Teleüberwachung, Teleexpertise und Teleassistenz. Sie nutzt moderne Informationstechnologien, um medizinische Leistungen aus der Ferne anzubieten. So können geografische und logistische Barrieren überwunden und entlegene Gemeinden an die Gesundheitsversorgung angebunden werden.

  • Mehrere afrikanische Start-ups setzen hier an:
    In Kenia stattet Ilara Health ländliche Kliniken mit erschwinglichen Diagnosegeräten aus, sodass Ärzte hochwertige Untersuchungen ohne große Infrastruktur durchführen können.
  • In Kamerun vernetzt Waspito Patienten und Ärzte über eine mobile App und bietet Videokonsultationen, Medikamentenlieferungen und Zugang zu Labortests.
  • In abgelegenen Dörfern im Tschad installiert Telemedan solarbetriebene Telemedizin-Kioske, um Konsultationen auch dort zu ermöglichen, wo Infrastruktur fehlt.
  • In Ghana nutzt Diagnosify künstliche Intelligenz, um Hautkrankheiten frühzeitig zu erkennen und Patienten an Dermatologen weiterzuleiten – selbst in den entlegensten Gegenden.

Auch Regierungen beginnen, E-Health in ihre öffentliche Gesundheitspolitik einzubinden – oft unterstützt von Partnern wie der Weltbank oder der WHO. Die Digitalisierung von Patientenakten, offizielle Telekonsultationsplattformen und Online-Schulungen für Gesundheitsfachkräfte ergänzen die lokalen Initiativen und stärken die Gesundheitssysteme nachhaltig.

Herausforderungen und Chancen der Telemedizin in ländlichem Afrika
Trotz der Fortschritte steht die Telemedizin in Afrikas medizinischen Wüsten vor mehreren Hürden. Die Internetverbindung ist in vielen Gegenden nach wie vor unzureichend: 2024 nutzten laut der Internationalen Fernmeldeunion 57 % der Stadtbewohner das Internet, aber nur 23 % der Landbevölkerung. Hinzu kommen mangelnde Schulungen für Ärzte und Patienten, traditionelle Glaubensvorstellungen, die die Akzeptanz neuer Technologien bremsen, sowie fehlende rechtliche Rahmenbedingungen zum Schutz medizinischer Daten.

Dennoch sind die Chancen enorm: Telemedizin bietet die Möglichkeit, die Organisation der Gesundheitsversorgung neu zu denken, städtische Krankenhäuser zu entlasten und die medizinische Betreuung in abgelegene Regionen zu bringen. Sie kann dazu beitragen, Ungleichheiten beim Zugang zur Gesundheitsversorgung zu verringern und allen Patienten, unabhängig von ihrem Wohnort, eine qualitativ hochwertige medizinische Betreuung zu sichern.

Investitionen in E-Health-Start-ups sind daher ein entscheidender Hebel. Diese jungen Unternehmen entwickeln – dank ihres lokalen Bezugs – Lösungen, die an die Realität vor Ort angepasst sind: Apps, die auch auf einfachen Handys funktionieren, solarbetriebene Kioske, Plattformen in lokalen Sprachen. Sie schließen die Lücken, die von traditionellen Strukturen hinterlassen werden, verringern die Distanz zwischen Ärzten und Patienten und bieten einen lebenswichtigen Zugang zu medizinischer Versorgung für die am stärksten isolierten Bevölkerungsgruppen. (Quelle:wearetech.africa)