Politische Macht wird von afrikanischen Langzeitherrschern als persönlicher Besitz angesehen. Etliche Autokraten klammern sich deshalb schon seit Jahrzehnten an ihre Sessel.
Seit langem frage ich mich, weshalb afrikanische Staaten nicht mit dem Rest der Welt Schritt halten. Kaum eine afrikanische Regierung hat es vermocht, die Bürger effizient, ohne Korruption und Vetternwirtschaft, mit staatlichen Dienstleistungen zu versorgen. Mit Recht wird von Beobachtern auf die ausufernde Korruption hingewiesen.
Allerdings könnten auch der teilweise jahrzehntelange Machterhalt und das hohe Alter einiger afrikanischer Herrscher, die sich für unfehlbar halten, Auswirkungen auf die Qualität der Staatsführung haben.
Politische Absichtserklärungen, die nur auf dem Papier einen guten Eindruck machen, helfen nicht weiter. Politische Macht wird von den Langzeitherrschern als persönlicher Besitz angesehen. Der „starke Mann“ steht über dem Gesetz. Dass sich Präsidenten so lange an der Macht halten können, liegt auch an den Schwächen der Institutionen und nicht zuletzt an der Entwicklungshilfe-Industrie.
Beispiel: Paul Biya, Präsident von Kamerun (Foto), sitzt seit 1982 an den Schalthebeln der Macht. Er hat ein informelles System von Personenbeziehungen aufgebaut, das der Machtausübung dient. Dabei nicht ganz unwichtig: Die EU hat – auch im Namen der Entwicklungszusammenarbeit (!) – das letzte Wahlergebnis 2022 in Kamerun als „freie und faire“ Wahl mit ein „paar Unregelmäßigkeiten“ hingenommen. So wird die Wieder„wahl“ des bald 91-jährigen Autokraten alten Stils als Garant von Stabilität verkauft.
Altersschwäche-Anfall am Rednerpult
Anders in Botswana. Dort hat sich ein regelmäßiger Machtwechsel auf die Entwicklung des Landes positiv ausgewirkt. Nur sehr wenige Staaten wie Botswana, Ruanda, Mauritius, Seychellen, Kapverden haben das Armutsniveau senken können. Die Zahl der gefestigten Demokratien ist überschaubar. In Staaten, wo sich demokratische und autoritäre Tendenzen vermischen, ist die Schere zwischen Arm und Reich – wenn es keine Entwicklungsorientierung gibt – sehr stark auseinandergegangen.
Bezeichnenderweise liegt das Durchschnittsalter der Staats- und Regierungschefs der zehn am weitesten entwickelten Länder der Welt mit politischem Generationenwandel bei 52 Jahren.
Nachlese: Der neue Präsident von Liberia, Joseph Boakai, konnte seine Rede während seiner Amtseinführung nicht beenden und musste vom Podium weggetragen werden. Der 79-jährige Boakai konnte vermutlich aus Altersschwäche seine Rede nicht fortsetzen, berichtete die BBC am 23. Januar 2024. ((Quelle: achgut.com , mit freundlicher Genehmigung des Autors *Volker Seitz, Botschafter a.D., Autor des Bestsellers „Afrika wird armregiert“, dtv, 11. Auflage 2021, Foto: X)
Anmerkung der Redaktion:
Noch ein Beispiel HIER (Video: Gabuns Ex-Präsident Omar Bongo „verzettelt“ sich in einer Rede vor der Uno)