Alarmsignal für Somalia: Bereits eine Million Menschen vor Dürre geflohen

Alarmsignal für Somalia: Bereits eine Million Menschen vor Dürre geflohen
Wasser ist ein knappes Gut in der Wüste im Südwesten Somalias. © UNHCR/Joel Gallardo

Die anhaltende verheerende Dürre in Somalia hat ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht: Eine Million Menschen sind inzwischen als Vertriebene registriert und eine Hungersnot droht.

Mehr als 755.000 Menschen wurden in diesem Jahr innerhalb von Somalia aufgrund der schweren Dürre vertrieben, womit sich die Gesamtzahl seit Beginn der Dürre im Januar 2021 auf eine Million Menschen erhöht hat. Dies geht aus den heute von UNHCR, dem UN-Flüchtlingshilfswerk, und dem Norwegischen Flüchtlingsrat (NRC) veröffentlichten Zahlen hervor.

„Diese 1-Million-Marke ist ein Alarmsignal für Somalia“, sagte Mohamed Abdi, NRC-Landesdirektor in Somalia. „Das ganze Land wird nun vom Hunger heimgesucht. Immer mehr Familien sehen sich gezwungen, alles zurückzulassen, weil es in ihren Dörfern buchstäblich kein Wasser und keine Nahrungsmittel mehr gibt. Die Hilfsgelder müssen dringend aufgestockt werden, bevor es zu spät ist.“

Somalia erlebt seit zwei Jahren eine historische Trockenheit – eine Situation, die es seit mehr als 40 Jahren nicht mehr gegeben hat. Mit dem erwarteten Ausfall der fünften Regenzeit in Folge zeichnet sich eine Hungersnot ab und viele weitere Familien werden vertrieben werden. Hussein, ein älterer Vater von acht Kindern, kam nach der Flucht aus seinem Dorf vor kurzem mit seiner Familie in einem Lager für Vertriebene an, nachdem die Dürre die Ernte vernichtet und sein Vieh getötet hatte. „Die Menschen, die zurückgeblieben sind, haben keine Chance“, sagte er. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie sterben. Sogar hier könnten wir sterben, weil wir nichts haben.“

Die Zahl der Menschen, die in Somalia mit einer Hungerkrise konfrontiert sind, wird in den kommenden Monaten voraussichtlich von etwa fünf auf mehr als sieben Millionen ansteigen. Die Auswirkungen des Klimawandels und die steigenden Lebensmittelpreise aufgrund des Konflikts in der Ukraine verschärfen die Situation zusätzlich.

„Gefährdete Bevölkerungsgruppen sind von den Auswirkungen der Klimakrise am stärksten betroffen, so dass viele Familien schutzlos zurückbleiben und die Vertreibung zunimmt“, sagte der UNHCR-Vertreter in Somalia, Magatte Guisse.

„Der Hilfseinsatz in Somalia war schon vor dieser jüngsten Krise einer der am stärksten unterfinanzierten. Wir und unsere humanitären Partner tun zwar, was wir können, um zu reagieren, aber unsere Mittel reichen einfach nicht aus. Die internationale Gemeinschaft muss sich engagieren, um Leben zu retten und die humanitäre Hilfe zu unterstützen.“

Im Juni gab UNHCR bekannt, dass es im Rahmen seines regionalen Spendenaufrufs für das Horn von Afrika 9,5 Millionen US Dollar für Somalia benötigt, um den von der katastrophalen Dürre betroffenen vertriebenen Gemeinschaften zu helfen. (UNHCR)