Die nächsten Wochen bedeuten für Saikou Diallo ein ganzes Leben. Vor drei Jahren ist er nach Deutschland geflüchtet, hat Heimat und Familie in Guinea verlassen müssen. Dann der Schock, gerade angekommen in Bochum: „Über Tatjana Golinski von der medizinischen Flüchtlingshilfe wurde er krank in meiner Praxis vorstellig. Wie sich herausstellte, war sein ganzer Bauch voller Tumore“, blickt Hausärztin Dr. Regina Mertens zurück.
Palliative Behandlung ist angelaufen
Inzwischen hat sich sein Gesundheitszustand rapide verschlechtert. „Wir waren selbst überrascht, wie gut der Krankheitsverlauf zunächst war. Bis vor zwei Monaten sprachen wir sogar noch von einem stabilen Befund. Das hat sich geändert, als Herr Diallo bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert wurde“, schildert Dr. Mertens. Metastasen in Hirn und Lunge lassen für die kommenden Wochen, in vielleicht wenigen Monaten das Schlimmste befürchten. Er wird palliativ begleitet.
Dabei hat der 45-Jährige lange gekämpft. „Er nahm seine Erkrankung an, besuchte Deutschkurse und unterstützte andere Menschen in der Flüchtlingshilfe“, berichtet seine Hausärztin. Großes Ziel sei es gewesen, trotz der medizinischen Situation in seine Heimat Guinea zurückzukehren. Er lernte, den künstlichen Darm- und Harnausgang selbst zu wechseln. „Unsere Hoffnung war zwischenzeitlich, mit einer Operation ein Leben ohne Stoma zu ermöglichen. Nur so wäre es für ihn tatsächlich machbar gewesen, in Guinea weiter zu leben, da dort die nötige, medizinische Versorgung praktisch nicht geleistet wird“, sagt Dr. Anna Frahnert, Ärztin in der Praxis von Dr. Mertens.
Rückreise ist unmöglich
Trotzdem: Saikou Diallos letzter Wille ist und bleibt, seine Familie noch einmal wiederzusehen, bevor er stirbt. Da eine Rückreise für ihn nicht mehr infrage kam, würden die Ärztinnen seine Frau und seine beiden Söhne (sieben und sechs Jahre alt) gerne nach Deutschland holen, um den finalen Wunsch des Schwerkranken zu erfüllen.
Dafür brauchen sie Unterstützung – und haben sich im Rahmen einer Bürgersprechstunde an die Landtagsabgeordneten Carina Gödecke und Serdar Yüksel gewandt. Serdar Yüksel nahm daraufhin Kontakt zum Auswärtigen Amt auf, „das eine wohlmeinende Prüfung der Einreise in Aussicht gestellt hat“, erklärt er.
Das Problem: Der Familie fehlt nicht nur das Geld für die Flugtickets, die Behörden wollen auch den Lebensunterhalt für die absehbare Zeit in Deutschland geregelt wissen. Die Wohnsituation wäre mit der Wattenscheider Mietwohnung von Saikou Diallo immerhin gesichert. Serdar Yüksel, gleichzeitig Vorsitzender der AWO Ruhr-Mitte, kündigt auch hier Hilfe an: „Wir rufen zusammen mit der Hausarztpraxis von Frau Dr. Mertens dazu auf, der Familie in dieser außergewöhnlichen Situation zu helfen und sammeln Spenden über die Arbeiterwohlfahrt. Diese werden der Familie eins-zu-eins zugutekommen. Wenn Herr Diallo am Ende auch nur noch eine einzige Sekunde seine Lieben wiedersehen, vielleicht sogar in die Arme schließen kann, hätte sich der Einsatz gelohnt.“
Wer helfen möchte:
Der AWO Kreisverband Bochum sammelt Spenden für Familie Diallo über die Kontoverbindung DE75 4305 0001 0001 2088 18. Bitte das Stichwort „Diallo“ angeben.
Die Ausstellung einer Spendenquittung ist möglich bei gleichzeitiger Nennung der Anschrift im Verwendungszweck. (awo, Text und Foto)
P.S.: AFRICA live hat bereits gespendet – machen Sie’s wie ich! (Ingrid Aouane)