Burkina Faso, FESPACO 2023: Die Hauptpreise des diesjährigen Festivals

Burkina Faso, FESPACO 2023: Die Hauptpreise des diesjährigen FestivalsDer erste Preis Etalon d’or (Der goldene Hengst) für den Film „Ashkal“ von Youssef Chebbi, Tunesien, wurde unter viel Applaus von Übergangspräsident Traoré überreicht. Es ist die erste lange Verfilmung des tunesischen Regisseurs.

In einem der Gebäude der Jardins de Carthage, einem vom alten Regime geschaffenen Stadtteil von Tunis, dessen Bau zu Beginn der Revolution abrupt gestoppt wurde, entdecken die beiden Polizisten Fatma und Batal eine verkohlte Leiche. Während die Arbeiten an den Baustellen langsam wieder aufgenommen werden, beginnen sie, sich mit diesem mysteriösen Fall zu beschäftigen. Als sich ein ähnlicher Vorfall ereignet, nehmen die Ermittlungen eine verwirrende Wendung.

Den zweiten Preis Etalon d‘argent gewann der Film “Sira“ von Apolline Traore, Burkina Faso. In eindrucksvollen Aufnahmen erzählt der Film von der jungen Peulh, auf dem Weg zu ihrem Verlobten. In den Zelten herrscht emsiges Treiben für die Vorbereitungen der Hochzeit. Plötzlich tauchen bewaffnete Terroristen in ihren Geländewagen auf. Sie erschießen die Männer, stehlen die Tiere. Sira wehrt sich. Sie wird mit Gewalt entführt; unterwegs wird sie vom Terroristenführer brutal geschlagen und vergewaltigt. Ausgesetzt in der Wüste, nähert sie sich dem Camp der Terroristen und stellt fest, dass Anführer Moustapha, ein früherer Freund ihres Vaters und der Vergewaltiger unter diesen Bewaffneten sind. Trotz dieser enormen Herausforderungen gelingt es Sira zu überleben.

Der dritte Preis Etalon de bronze ging an den Film „Shimani“ von Angela Wamai, Kenia. Nach 7 Jahren im Gefängnis versucht Geoffrey, 35 Jahre, ein neues Leben, in einem Dorf, in einer Umgebung, die er hasst. Er verbirgt sich in der Kirche und verlässt diesen Ort nicht. Er sieht einen Mann, der in einem Wutanfall eine Kuh tötet. Für Geoffrey bedeutet das, dass ihn seine Vergangenheit eingeholt hat.

Dokumentarfilme lange Version

Etalon d’or „L’homme nouveau“ (Der neue Mann) von Yuri Ceuninck, Kap Verde.

Quirino ist 76, seit über 30 Jahren lebt er in einem verlassenen Dorf, zwischen dem Meer und den Bergen. Er merkt, dass er älter wird. Für ihn ist ein Dilemma, soll er diesen Ort verlassen oder sein Leben in seiner gewohnten Umgebung beenden.

Etalon d’argent für den Film „Nous étudiants“ (Wir Studenten) von Rafika Fahala , Zentralafrikanische Republik. Nestor, Aaron, Benjamin und Rafiki sind Studenten der Ökonomie an der Universität in Bangui. Zwischen überfüllten Hörsälen und den kleinen Jobs, die ihnen das Überleben sichern, schwankt ihr Dasein. Die Korruption ist überall präsent. Rafiki zeigt das Leben der Studenten, eine gespaltene Gesellschaft, in der die Jugend von einer besseren Zukunft ihres Landes träumt.

Etalon de bronze für den Film „Gardien des mondes“ (Wächter der Welten) von Leila Chaibi, Algerien. Eines Tages fällt Hassan am Fuße eines Grabes in einen todesähnlichen Schlaf. Als er erwacht, beschließt er, sein Leben auf dem Friedhof zu verbringen. Seit 44 Jahren wacht er auf den Hügeln des Jellaz-Friedhofs, auf dem die Geschichte Tunesiens dokumentiert ist, über die Abwesenden und beobachtet die Lebenden. Zwischen Glauben, Religion und Hoffnung lädt Hassan uns ein, an seiner inneren Welt teilzuhaben und hinterfragt unsere eigene Beziehung zum Tod.

Preis für Dokumentarfilme, lange Version

Für „Le spectre de Boko Haram“ von Cyrille Raingou, Kamerun. Im Zentrum stehen die terroristischen Attacken von Boko Haram in Norden von Kamerun, an der Grenze zu Nigeria, die seit 2014 stattfinden. Heute sind diese Gefahren nach wie vor aktuell, immer präsent. In dieser Welt bereitet sich eine Gruppe von Kindern vor und jongliert zwischen Lernen, der Koranschule, der Arbeit im Haushalt und auf den Feldern.

Für „Soula“ von Salah Isaad, Algerien. Soula, eine alleinerziehende Mutter muss den familiären Haushalt verlassen. Sie ist bereit, alles für ihre Tochter zu tun. Sie suchen Nacht für Nacht Autos, in denen sie übernachten können. Auf den algerischen Straßen führt Soula diese nächtlichen Abenteuer zu ihrem tragischen Schicksal.

Sektion Burkina Faso

„Malla, aussi loin que dure la nuit“ (Malla, so lange, wie die Nacht dauert) von Dramane Ouedraogo, Burkina Faso. Malla fehlen die finanziellen Mittel, um die Trauerfeierlichkeiten zum Tod seines Vaters angemessen zu begehen. Überall sucht er nach Unterstützung. Er bittet seinen Bruder, seine Mutter und Gott. Sein Traum ist es, dieser Misere zu entkommen. Er möchte seiner Schwester Kadi helfen, die an der gleichen Krankheit wie sein Vater leidet. Auf der Suche nach einer Lösung verwickelt er die Familie in ein dunkles Abenteuer.

„Le Botaniste“, von Floriane Zoundi, Burkina Faso. Rayann, 32 Jahre, ist Spezialist für tropische Pflanzen, ein angesehener Wissenschaftler. Er verliert seine Familie bei einem Attentat. Seit diesem Zeitpunkt lebt er zurückgezogen. Er wird von den Terroristen entführt. Um zu überleben, entscheidet er sich mit Hilfe seines Wissens über die Pflanzen sich seiner Peiniger zu entledigen.

„Laabli l’insaisissable“ (Laabli, der nicht zu Fassende) von Luc Youlouka Damiba, Burkina Faso. In diesem Film geht es darum, anhand von Zeugenaussagen und Archivmaterial das reiche Leben der atypischen Figur Moustapha Thiombiano wiederzugeben, der „der Verrückte“, „der Boss“ oder „der Cowboy“ im Bereich der Medien, der Kultur (Fespaco) genannt wird.

Dokumentarfilme, kurze Version

Poulain d’or „Angle mort“ (Toter Winkel) von Lamnit Auchron, Tunesien. Am 7.Oktober 1991 wird ein Mann unter der Diktatur von Ben Ali verhaftet. Misshandelt, verschwindet er und wird niemals wieder gefunden. Nach 30 Jahren sei es unbedingt notwendig, über diese Ereignisse öffentlich zu diskutieren. Der Film will mit seinen Mitteln dazu beitragen.

Poulain d‘argent «Katanga Nation», von Beza Hailu Lemma und Hiwot Admasu Getaneh, Äthiopien. Katanga ist ein belebtes Viertel von Addis Abeba. Viele Bewohner träumen vom Reichtum, die sie in der Hauptstadt finden wollen, aber die Stadtbewohner werden mehr und mehr abgedrängt in die verlassenen öden Stadtteile.

Poulain de bronze „Kelasi“ von Francis Tenda Lomba, Zentralafrikanische Republik.  Kelasi beschreibt die historische, soziopolitische und kulturelle Situation des Erziehungssystems in der Zentralafrikanischen Republik. Ein System, etabliert von der Staatspartei MPR. Der Film erzählt von den Tagesreisen in die Schulen des Landes. Diese historische und kulturelle Arbeit zeigt, dass Hoffnung gibt fuer eine bessere Situation im Erziehungswesenen.

Fiktion, kurze Version

Poulain d’or «Will my parents come to see me” (Werden meine Eltern mich besuchen wollen) von Mo Harawe, Somalia. Eine erfahrene somalische Polizistin begleitet eine junge Angeklagte bei ihrem Prozess durch die Justiz von Somalia.

Poulain d’argent “La maison des poupées” (Das Haus der Puppen) von Henri Joel Rakotovelo, Madagaskar. Ein junger Mann ist in die Welt der Erwachsenen eingetreten. Er äfühlt sich verloren in den modernen Villen, der Hauser, den Möbeln und dem System. Er hofft auf ein einfaches Leben, weit von der Masse, der Unterdrückung und der Verrücktheiten. All dem versucht er zu entkommen. Aber wird es ihm gelingen, dem Labyrinth der modernen Gesellschaft zu entfliehen

Poulain de bronze “Tsutsue” von Amartel Armar, Ghana. In einer Stadt an der Küste von Ghana. Zwei Söhne eines Fischers machen sich auf die Suche nach ihrem Bruder. Sein Körper wurde nie im Meer gefunden.

Die Auszeichnungen der verschiedenen Kategorien

Beste Vertonung für den Film “Ashkal“ von Youssef Chebbi, Tunesien

Beste weibliche und männliche Interpretationen für den Film „ Sous le figues“ (Unter den Feigen) von Eric Seghi, Tunesien.

Bestes Drehbuch für den Film „Le bleu du kaftan“ (das Blaue des Kaftans) von Maryam Touzani, Marokko

Burkina Faso, FESPACO 2023: Die Hauptpreise des diesjährigen FestivalsDie Auszeichnung für die beste Musik gewann der Film “Our lady of the Chinese shop“ (Unsere Frau des chinesischen Ladens) von Eric Laver, Angola (Foto, Bild: Theresa Endres).

Die beste Ausstattung für den Film „Mami Watta „von J.P. “Fiery“ Obasi, Nigeria

Die beste Montage für den Film“ Abu Saddam“ von Nadine Khan, Ägypten

Spezielle Auszeichnung der Jury

Für “Le Mouton de Saada“ (Saadas Schaf) von Pape Bouname Lopy, Senegal. Babou Diop, 40 lebt mit seinem Sohn Saada und seiner Frau Coumba, die ein Schaf zu Hause aufzieht. Saada (9) Jahre, hat eine enge Beziehung zu dem Schaf entwickelt. Einige Tage vor dem Fest Tabaski stellt Babou fest, dass das Schaf, bestimmt für das Ritua,l und auch Saada verschwunden sind.

Für „Regarde les étoiles“ (Schau die Sterne an) von David Constantin, Mauritius. In einer Arbeitersiedlung von Mauritius ist Ronaldo auf der Suche nach seinem Vater. Er trifft dabei auf Ajeya, eine indische Immigrantin. Beide haben ihre Träume, sie träumt von besseren Arbeitsbedingungen, nicht mehr moderne Slavin sein zu müssen, er möchte wohlhabend sein. In einer nächtlichen Durchquerung der Insel erleben sie eine neue Dimension zwischen Mystik und Freiheit.

Für „Cuba in Africa“, von Negash Abdurahman, Äthiopien. Der Film erinnert an die kaum bekannte Geschichte von 420.000 Kubanern, Soldaten, Lehrpersonal, Medizinern, Krankenpflegern. Sie alle haben dazu beigetragen, die koloniale Dominanz und die Apartheid in Afrika zu beeinflussen.

Für „Mère terre “ (Mutter Erde) von Kantarama Gahigiri, Ruanda. Der Film behandelt die Fragen der Umwelt: der Technologie, dem Schutt, dem Abfall auf unserer Erde. Die Filmemacherin fragt sich, wo der Raum ist für die Gesundung unserer Erde.

Für « Au cimetière de la pellicule » (Auf dem Friedhof des Films) von Thierno Souleymane Diallo, Guenia. Der Film erzählt von der Suche nach dem ersten Film „Mouramani“, 1953 realisiert von Mamadou Touré. Es ist rätselhaft, niemand weiß etwas über den Verbleib des Filmes, produziert in Westafrika. Gleichzeitig zeigt der Regisseur, was Filme für sein Land bedeuten.

Für «L’envoyee de dieu » (Die Gesandte Gottes) von Amina A. Mamani, Niger. Dieser Film erzählt von einem jungen Mädchen, das von den Terroristen entführt wurde. Sie wird einige Zeit später von den Dschihadisten mit einem Sprengstoffgürtel auf den Markt geschickt. Ihre Mutter, die auf dem Markt arbeite, könnte getötet werden. Das Mädchen zieht sich zurück, um Leben zu schützen.

Für «La liberté, l’argent une histoire du franc CFA » von Katy Lena N’Diaye, Senegal. In den 60 Jahren endete für viele Länder die Präsenz der Kolonialmächte. Dennoch zirkuliert der Franc CFA weiterhin, gebunden an den französischen Tresor. 14 Staaten konservieren dieses Erbe, welche Gründe haben sie? (Theresa Endres)