Burkina Faso, Filmfestival Fespaco 2021: Die Verleihung der Spezialpreise

Burkina Faso, Filmfestival Fespaco 2021: Die Verleihung der Spezialpreise
Die Produzentin des Dokumentarfilms „Marcher sur l’eau“, Aissa Maiga, Senegal

Im voll besetzten Konferenzsaal erwarten die Zuschauer mit Spannung die Bekanntgabe der begehrten nationalen und internationalen Sonderpreise. Die enorme Vielfalt der angesprochenen Themen spiegeln sich wider in den eingereichten Wettbewerbsfilmen.Die Jurymitglieder wählten in diesem Jahr mit drei Auszeichnungen „Zinder“ von Aicha Macky (Niger). Zum einen als beste westafrikanische Produzentin, für die Inhalte von Frieden und Versöhnung, sowie für die Qualität des Films. Eine eindrucksvolle Verfilmung, die das tägliche Leben in einem Stadtteil von Zinder aufzeigt. Geprägt ist der Alltag von den Sorgen um das Überleben, und einer fehlenden realisierbaren Alternative. Acht Jahre hat die Regieusserin den Alltag der Frauen begleitet. Einfühlsam hat sie die Charaktere gezeichnet. Sie leben in schwierigen Verhältnissen, mit dem gewaltsamen Kampf unter den Banden, Drogen und Prostitution. Aicha Macky will mit ihrem Dokumentarfilm die Realitäten einer unmenschlichen und einer menschlichen Vision vermitteln.

Die Produktion von Boubacar Diallo „The trois Lascars“ (Die drei Lazars), Burkina Faso, mit den Episoden von drei Freunden, erhielt den Preis des besten westafrikanischen Films. In dieser Verfilmung stehen im Mittelpunkt die Macht der Maitressen und die Untreue der Verheirateten.

Den Preis der Stadt Ouagadougou mit „Garderie Nocturne“ (Nachtwache) konnte Mamouni Sanou Burkina Faso in Empfang nehmen. Dieser Dokumentarfilm gibt Einblick in das Nachtleben von Frauen, die sich ihren Unterhalt mit Anbieten ihres Körpers erwerben. Vor ihrer Arbeit geben sie ihre Kinder in die Obhut einer alten Frau und ihrer Schwiegertochter. Die Leiden und die Misere werden deutlich, nicht zuletzt die der Babys. Drei Jahre lang hat der Realisator die Frauen begleitet, ihre Gewohnheiten respektierend. Unterstützt ist diese Dokumentation unter anderem vom Auswärtigen Amt und vom Goethe Institut. Das deutsche Publikum konnte diesen Film auf dem Forum der 71. Berlinale, sehen.

Mohammed Kheidr aus Ägypten, der Produzent des Kurzfilmes „Tuk Tuk“, erhielt sowohl den Preis Thomas Sankara sowie den der Nationalen Lotterie von Burkina Faso. Der Film zeigt Waala, die gezwungen ist, da  ihr Mann sie verlassen hat, sich für den  täglichen Bedarf das Geld mit dem Fahren eines Tuk Tuk zu verdienen. Sie durchlebt die Schwierigkeiten in einer Domäne, die von Männern dominiert ist. Waala kämpft, sie setzt sich durch und sichert ihre tägliche Existenz.

Der Spezialpreis der UMEOA ging an „Marche sur l’eau„ von Aissa Maiga, aus Senegal. Die Gemeinschaft der Peulh Wadaabe im Niger, berichten von ihren wichtigen Anliegen im Sahel, dem Mangel an Wasser. Der Dokumentarfilm weist auf die Wirkungen des Wassermangels hin, auf die Frauen und auf die Kinder. Er zeigt auf einfühlsame Weise, wie die Klimaerwärmung das Leben der Menschen direkt betrifft.

Den Sonderpreis der afrikanischen Union (UA) für Frieden und Sicherheit erhielt „The Letter“  (Der Brief) von Maria Lekow und Christopher King, Kenia. Im Mittelpunkt stehen alte Frauen. Sie werden als Hexen bezeichnet, die Unglück bringen, und deshalb müssen sie getötet werden. Margaret, die Großmutter von Kansa, ist eine respektierte Person ihrer Kirche. Sie bestellt ihre Felder, um die Familie zu ernähren. Der Onkel behauptet, sie würde sich dem Teufel andienen. Deshalb muss sie durch seinen Geistlichen vom Teufel befreit werden. Die Tanten von Kansa schützen ihre Mutter. Kansa schwankt zwischen dem Konflikt in der Familie und der Zuneigung für seine Großmutter.

Die burkinische Nationalversammlung wählte für ihren Sonderpreis „Lingui, les liens sacrés“ (Lingui, die heiligen Bande) von Mohamed Saleh Haroun, Tschad. Die Hauptfigur des Filmes ist alleinerziehend, verlassen von der Familie und nur schwer akzeptiert von ihrer Umwelt. Die Anforderungen der islamischen Religion werden sichtbar in der Person des Imans. Für ihren Unterhalt arbeitet sie in der Produktion von Metallöfen, die sie auf dem Markt zum Verkauf anbietet. Ihre Tochter Maria wird schwanger und muss die Schule verlassen. Abtreibung ist gesetzlich verboten. Mit ausdrucksstarken Bildern ist der Film ein Plädoyer für Emanzipation und für Frauen.

Den Preis der afrikanischen Filmkritik (FACC) erhielt „La femme du fossoyeur“ (Die Frau des Totengräbers) von Khadar Ahmed, Somalia. Der Film beleuchtet das Dasein eines Paares. Sie leben mit ihrem Sohn Mahad in einem Viertel, abseits des großen Zentrums. Die Ehefrau und Mutter leidet an einer schweren Krankheit und bedarf dringend einer Operation. Versuche, Geldmittel zu finden, scheitern. Zurück bleibt eine kleine Familie und die Hoffnung einer besseren Zukunft für den Sohn.

Mit dem Sonderpreis der UMEOA prämiert ist „Baamu Nafi, le père de Nafi, (Baamu Nafi, der Vater von Nafi), von Dia Mamadou, Senegal. Zwei Brüder, ein Imam und ein Kandidat für die Bürgermeisterwahl streiten sich um die Heirat ihrer Töchter. Nachgezeichnet werden die Mechanismen des religiösen Extremismus. Der Regisseur will mit seinem Film Bewusstsein entwickeln, erste Anzeichen einer Entwicklung in diese Richtung wahrzunehmen.

Als bester Kurzfilm ausgezeichnet mit dem Spezialpreis der UEMOA „ Les tissus blancs“  (Die weißen Tücher) von Moly Kane, Senegal. Der Film erzählt die Geschichte von Zurana. Vor ihrer Hochzeit versucht sie, ihre Vergangenheit zu löschen und eine Frau zu sein, wie es von ihr erwartet wird.

Ecobank mit dem Sonderpreis Sembène Ousmane und der Vereinigung der Weltkatholiken für Kommunikation votierten für „Farewell Amor“ (Lebewohl Amor) von Msangi Ekwa, Tansania. Walter hat seine Familie in Angola zurückgelassen. Nach 17 Jahren lädt er seine Frau und seine Tochter zu sich nach Brooklyn ein. Seine Frau hat sich in all den Jahren alleine behauptet. Trost findet sie in einer religiösen Sekte und den mit ihrer Glaubensrichtung verbundenen Freunden. Missverständnisse, die sich entwickelt haben durch die unterschiedliche Lebensweise, werden aufgelöst durch die Passion der Tochter für das Tanzen, die der Vater mit ihr teilt. Ein neuer Versuch der gegenseitigen Annäherung.

Der Sonderpreis Felix Houphouet-Boigny, ging an “Zalissa“ von Carine Bado, Burkina Faso. Zalissa besucht die Grundschule. Am Abend verkauft sie Erdnüsse, um damit die Familie zu unterstützen.  Auf der Suche nach einem besseren Leben nutzt sie Lügengeschichten, Diebstahl und Prostitution. Der Film will hinweisen auf die Problematik der Schulkinder, die nachts mit ihren Tabletts auf dem Kopf, gefüllt mit Obst oder Erdnüssen unterwegs sind.

Walabok, „Comment vont les jeunes? »  (Wie geht es den Jungen?) von Fatomatou Kane, Senegal  ist ausgezeichnet als die beste Fernsehfilm-Serie. Am Beispiel einer Familie mit 7 Kindern wird deutlich, wie unterschiedlich die Erwartungen, Hoffnungen und Wünsche der Mutter und ihrer Tochter sind. Die Vorliebe der Tochter gehört dem HipHop und dem Slam. Sie versucht, das vor ihrer Mutter zu verheimlichen.

„Mami Wata: le mystere d’Iveza“ von Samantha Biffot aus Gabun erhielt den zweiten Preis. Im Zentrum des Geschehens ist eine Journalistin, die versucht Ungereimtheiten aufzudecken. Nach traumatischen Erlebnissen in ihrer Heimat, kehrt sie nach 15 Jahren wieder zurück und sieht neues Ungeklärtes (Theresa Endres, Text und Foto).