Burkina Faso „Sankara muss uns vereinen und nicht spalten“ – Seydou Ouedraogo, Exekutivdirektor des Instituts FREE Afrik

Burkina Faso „Sankara muss uns vereinen und nicht spalten“ -  Seydou Ouedraogo, Exekutivdirektor des Instituts FREE Afrik
Francis Kéré (blaues Hemd) im Gespräch mit dem Bruder Thomas Sankaras

Ouagadougou. Der in Berlin lebende burkinische Architekt Francis Kéré, Träger des Pritzker-Architekturpreises, wird das Monument für Thomas Sankara und die mit ihm 12 Ermordeten gestalten. Bei seinem Besuch des Geländes und den Grabstätten erklärte er, dass es für ihn wichtig sei, eine einfache Konstruktion mit lokalen Materialien zu bauen, eine Art langgezogene Kuppel; mit wechselnden Einflüssen von Licht, vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang. Geplant ist der Beginn der Arbeiten für den Monat April.

Der monatelange Prozess der Ermordung von Sankara und seiner Mitstreiter fand nach 34 Jahren statt. Die Verurteilung der Auftraggeber und Täter ist bei vielen als wichtiges Ereignis im Gedächtnis geblieben. Langanhaltende kontroverse Diskussionen wurden geführt über den Verbleib der sterblichen Überreste des Eermordeten und seiner Gefährten. Einige plädierten für den Conseil de l‘Entente (Rat für Verständigung) als würdevolle und angemessene Ruhestätte. Sie erhofften sich damit Versöhnung und Frieden. Die Familie Sankara hatte ein Gesuch an den Präsidenten gerichtet, die sterblichen Überreste des Präsidenten Sankara nicht im Conseil de l’Entente beizusetzen.

Die betroffene Familie betonte, er starb nicht durch einen Unfall, sondern durch ein gut organisiertes Komplott. An diesem Ort wurden viele andere Morde begangen, ganz zu schweigen von denjenigen, die Gräueltaten erlitten haben. Für sie bleibe der Rat für Verständigung die Wiege der politischen Gewalt im, da er der Schauplatz der ersten Massenhinrichtungen gewesen sei.

Die Familie propagiert den Friedhof von Dagnoen, den Garten der Freundschaft, in der Nähe der Avenue Thomas Sankara, und den Yennega-Garten als Ort einer Gedenkstätte, um die Reliquien des charismatischen Hauptmanns aufzunehmen.

Der Wahl der Familie wurde nicht entsprochen. Ein Ort, der immer ausgeschlossen worden war, wurde gewählt für die Beisetzung von Thomas Sankaras Überresten. Für uns, so argumentiert die Familie, ist dieser Ort der Tatort des Verbrechens. Die Witwe Mariam Sankara fühlt sich durch die Gewalt eingeschüchtert, die gegen den Wunsch der Familie, die Wiederbeisetzung der sterblichen Überreste ihres Mannes, des Vaters und Bruders im Conseil de l’Entente beschlossen hat. Es sei für sie wie ein zweiter Tod. Aufrufe zur Suche nach einem Konsens und Vermittlungsversuche aller Art blieben erfolglos.

Die Leichen des ehemaligen Präsidenten und seiner zwölf Mitstreiter, die am 15. Oktober 1987 während eines Putsches ermordet wurden, wurden am Donnerstag, den 23. Februar im Conseil de l’Entente in Ouagadougou beigesetzt. Mehrere Beamte, der Premierminister und über 100 Familienmitglieder versammelten sich um die dreizehn Särge, die nun in den Gräbern hinter der Statue des ehemaligen Präsidenten liegen.

Die Witwe Mariam Sankara und ihre beiden Kinder, die mit dem Ort für seine Beerdigung nicht einverstanden sind, waren nicht anwesend.

Seydou Ouedraogo, Exekutivdirektor des Instituts FREE Afrik ist der Meinung, dass die Beerdigung im Conseil de l’Entente eine Notlösung sei. Es solle damit die Unsicherheit bekämpft und der soziale Frieden wiederhergestellt werden. Der Konsens der Familien der Opfer wird durch juristische Argumentationen und mystische „soziokulturelle und sicherheitspolitische Imperative von nationalem Interesse“ verhindert. (Theresa Endres, Text und Foto)