Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste): Aus Plastikmüll werden Schulzimmer

Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste): Aus Plastikmüll werden Schulzimmer
© UNICEF/UNI315897/ Frank Dejongh

Die Elfenbeinküste hat ein Umweltproblem: Plastikmüll überschwemmt das westafrikanische Land. Allein im Wirtschaftszentrum Abidjan – das rund 4,4 Millionen Einwohner zählt – werden täglich 288 Tonnen Kunststoffabfälle produziert. Nur fünf Prozent davon werden eingesammelt und dem Recycling übergeben – meistens von Frauen, die dafür weniger als einen Dollar am Tag erhalten.

Der allergrößte Teil des Plastiks bleibt auf den Deponien liegen oder verteilt sich in den Ortschaften. Er verseucht die Böden, die Luft und das Wasser. Während die Müllberge unaufhörlich wachsen, stellen die Deponien ein großes Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung dar. Weil die Organe von Kleinkindern sich erst noch entwickeln und sie gemessen an ihrer Größe mehr Schadstoffe aufnehmen als Erwachsene, leiden sie besonders unter dieser Umweltverschmutzung.

Gleichzeitig ist die Côte d’Ivoire auch mit einer Bildungskrise konfrontiert: Mehr als 1,6 Millionen Kinder im Alter von 6 bis 16 Jahren besuchen keinen Unterricht, und zwar unter anderem, weil es an Schulzimmern fehlt. Viele Kinder nehmen lange und teilweise gefährliche Wege auf sich, um dann mit bis zu hundert anderen Schülern eng gedrängt in einem dunklen und schlecht belüfteten Raum zu sitzen. Als Folge können heute 43 Prozent der Bevölkerung nicht lesen und schreiben.

Gemeinsam mit Partnern hat UNICEF nun eine Möglichkeit gefunden, beide Herausforderungen gleichzeitig anzugehen: Der Plastikmüll wird für den Bau von Schulen verwendet. In Zusammenarbeit mit dem kolumbianischen Unternehmen Conceptos Plásticos wird aus den Kunststoffabfällen ein kostengünstiges, langlebiges und leicht zu verarbeitendes Baumaterial hergestellt, mit welchem Schulen gebaut werden können.

Die Müllsammlerinnen, die für ihre Arbeit heute kaum entschädigt werden, können den Plastikabfall künftig direkt an Conceptos Plásticos verkaufen und erhalten dafür 80 bis 90 Prozent des endgültigen Marktpreises, was ihr Einkommen deutlich verbessert. Der informelle Sektor für Plastikmüll-Recycling wird somit formalisiert.

Durch das Programm wird UNICEF einen innovativen Ansatz zum Aufbau von Schulinfrastruktur einführen, um Kindern, Jugendlichen und Frauen durch ein klimaresilientes Entwicklungsmodell gerechte Chancen zu bieten: Durch die Einrichtung zusätzlicher Schulen wird der Zugang zu Bildung für benachteiligte und gefährdete Kinder außerhalb der Schule ermöglicht. Gleichzeitig wird die Qualität des Unterrichts durch ein angenehmeres Lernumfeld mit einem besseren Lehrer-Schüler-Verhältnis pro Klasse verbessert.

Die Reduzierung der Menge Plastikmüll auf den Deponien wird nachhaltig zu einer besseren Umwelt in den Städten beitragen. Dies wiederum wird das Risiko verringern, dass Kinder an Krankheiten wie Malaria oder Lungenentzündung erkranken. (unicef.ch)