Drei Monate nach dem Staatsstreich in Gabun: Was ist mit dem gestürzten Präsidenten Ali Bongo?

 

Drei Monate nach dem Staatsstreich in Gabun: Was ist mit dem gestürzten Präsidenten Ali Bongo?
Ein Bild aus „besseren“ Zeiten …

RFI ist der Frage nachgegangen: Auf den Tag genau drei Monate nach dem Staatsstreich in Gabun befinden sich die ehemalige First Lady Sylvia Bongo und ihr Sohn Noureddin in Haft. Der ehemalige Staatschef Ali Bongo ist jedoch noch immer in seiner Residenz. Die neuen Machthaber erklärten, er sei in den Ruhestand versetzt worden, könne sich frei bewegen und insbesondere jederzeit ins Ausland reisen, um sich dort behandeln zu lassen. Sein Umfeld dementiert dies jedoch und spricht von Inhaftierung.

Der ehemalige Präsident lebt zwar immer noch mit seinen Söhnen Bilal und Jalil in seiner Luxusresidenz in La Sablière, doch seine Freiheit soll eingeschränkt sein. Mehreren Quellen zufolge „stehen Panzer um seine Residenz herum. Seine Ausflüge in den Garten sind eingeschränkt. Ein Wachsoldat ist ständig dort, um seine Äußerungen zu belauschen. Er ist überhaupt nicht frei und kann seine inhaftierte Frau und seinen Sohn nicht sehen“, erklärt ein enger Vertrauter.

Ali Bongo ist seit einem Schlaganfall im Jahr 2018 eingeschränkt, aber seine Gesundheit ist dennoch gut. Ein Physiotherapeut kommt regelmäßig zu seiner Rehabilitation.

Eine Quelle erklärt, dass er keinen Zugang zu Telefonen habe, seine Bankkonten eingefroren seien, er keine Rente erhalte und sein Status als ehemaliges Staatsoberhaupt nicht angewandt werde. Er habe drei Monate Rückstände bei den Stromrechnungen angehäuft. „Er kann nicht zahlen, weil seine Schecks nicht angenommen werden. Wir haben Angst vor einer Stromsperre“, sagt sein Umfeld.

Nur ein sehr kleiner Kreis von Mitarbeitern sei um ihn herum anwesend. “ Das Militär durchsucht die Ein- und Ausgänge. Der Hauptkoch ist gegangen, weil er es nicht mehr ertragen konnte, unter diesen Bedingungen zu arbeiten. Seine Familie und insbesondere seine Mutter müssen ihm Essen bringen“, berichtet eine Quelle.

Wenige Besuche
Mehrere hohe Würdenträger konnten ihm offizielle Besuche abstatten. Der zentralafrikanische Präsident Faustin Archange Touadéra, der Vertreter der Unoca (Regionalbüro der Vereinten Nationen für Zentralafrika), Abdou Abarry, die Generalsekretärin der OIF Louise Mushikiwabo oder auch am 25. November der Premierminister von Sao Tomé, Patrice Emery Trovoada. Alle bestätigten im Übrigen den guten Gesundheitszustand des ehemaligen gabunischen Präsidenten. „Dieser diplomatischen Besuche sind eine reine Show, um ein gutes Bild abzugeben“, sagt ein Mitarbeiter.

Heute haben nur sehr wenige Privatpersonen Zugang zu ihm und jedes Treffen muss von der Armee abgesegnet werden. Kein einziger Funktionär seiner Partei, der PDG, hat sich in La Sablière blicken lassen. „Am Anfang konnten seine Tochter Malika und seine Schwester Pascaline ihn sehen, aber das ist vorbei. Seine Enkelin Lea lebte in einem Haus, in dem sich Noureddin und seine Familie aufhielten. Es befindet sich innerhalb der Wohnanlage. Lea wurde jedoch aufgefordert, auszuziehen“, heißt es aus dem Umfeld. Das Gebäude gehört unter anderem zum Erbe des ehemaligen Präsidenten und Patriarchen Omar Bongo. Einige befürchten, dass die Machthaber nun versuchen, „das Eigentum der Familie zu enteignen“.

Exil abgelehnt
Ali Bongo sei von der Situation „betroffen“, auch wenn er mental stark bleibe. „Er versteht diese Gewalt gegen ihn nicht. Die Armee hatte ihm vor etwa einem Monat angeboten, ins Exil zu gehen. Ein Flugzeug stand bereit, aber er weigerte sich, Gabun zu verlassen. Ein Beweis für seine Standhaftigkeit. Er will nicht ohne seine Frau und seinen Sohn gehen. Er behauptet, dass sie nichts getan haben und dass er bereit ist, Verantwortung zu übernehmen“, sagt ein enger Vertrauter der Bongos und fügt hinzu, dass die neue Macht versucht, alles auf Sylvia und Noureddin Bongo zu schieben. „Die Militärs sagen, dass sie die Führung innehatten und seine Unterschrift fälschten, aber keine Entscheidung wurde ohne die Zustimmung von Ali getroffen, der trotz seiner körperlichen Behinderung im Vollbesitz seiner Kräfte war“, so die Quelle.

Lt. einer Gerichtsquelle läuft derzeit kein Verfahren gegen den ehemaligen Staatschef. Laut dem Präsidenten der Nationalversammlung „kann nur ein Sondergericht über einen ehemaligen Präsidenten urteilen. Er kann nicht vor ein ordentliches Gericht gestellt werden. Wenn die Justizbehörden der Ansicht sind, dass eine Untersuchung eingeleitet werden muss, kann ich die Justiz nicht daran hindern, ihre Arbeit zu tun“, sagt Jean-François Ndongou.

Auch wenn Ali Bongo von der Justiz nicht behelligt wird, ist seine Familie beunruhigt. Man befürchtet sogar, dass er erneut einen Schlaganfall erleiden könnte.