Eine Serie von Angriffen bewaffneter Gruppen auf die Stadt Damasak im Nordosten Nigerias, darunter auch auf mehrere humanitäre Einrichtungen, hat große Teile der Bevölkerung gezwungen, aus der Stadt zu fliehen. Betroffen sind auch humanitäre Organisationen, die ihre Arbeit einstellen müssen.
Seit dem 10. April haben bewaffnete Gruppen drei aufeinanderfolgende Angriffe auf die Stadt Damasak und dort ansässige humanitäre Organisationen verübt. Die gezielten Angriffe auf humanitäre Einrichtungen und Lagerhäuser, darunter auch Hilfseinrichtungen der NRC Flüchtlingshilfe und von Aktion gegen den Hunger, haben zu einem noch nie dagewesenen Ausmaß an Zerstörung geführt.
Die gewaltsamen Angriffe haben schätzungsweise 65.000 Menschen aus Damasak in die Flucht getrieben. Tausende Familien und ältere Menschen, die in großer Not und auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, überqueren derzeit den Fluss Yobe in Richtung Niger, um sich in Sicherheit zu bringen. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der humanitären Organisationen gelang es, sich zu verstecken und aus der Stadt zu fliehen, aber ihre Privathäuser wurden nach Hausdurchsuchungen in Brand gesteckt. Das ist ein noch nie dagewesenes Ausmaß an gezielten Angriffen auf humanitäre Helferinnen und Helfern.
„Wir verurteilen diese entsetzlichen Gewalttaten aufs Schärfste. Obwohl humanitäre Organisationen im Nordosten Nigerias schon seit Jahren ständigen Drohungen und Angriffen ausgesetzt sind, hat die aktuelle Sicherheitslage nun einen lebensbedrohlichen Tiefpunkt erreicht. Unsere Kolleginnen und Kollegen müssen im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht geschützt werden“, sagte Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger.
Aktion gegen den Hunger und NRC Flüchtlingshilfe fordern nun die nigerianische Regierung und internationale Gebergemeinschaft dazu auf, alles Notwendige zu tun, um sicherzustellen, dass humanitäre Helfer und Helferinnen alle Menschen in Not im Nordosten Nigerias sicher erreichen können.
„Eine große Anzahl von schutzbedürftigen Kindern, Frauen und Männern wird keine Hilfe und keinen Schutz haben, wenn die nigerianische Regierung und internationale Geber nicht mehr tun, um uns zu helfen, zu bleiben und zu helfen“, sagt Per Byman, Geschäftsführer von NRC Flüchtlingshilfe.
Rund 8,7 Millionen Menschen im Nordosten Nigerias sind aufgrund des zehnjährigen Konflikts dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Derzeit erhalten mehr als eine Million Menschen keine Hilfe und haben auch keinen Zugang zu grundlegenden sozialen Dienstleistungen, weil humanitäre Organisationen keinen sicheren Zugang in der Region haben.
„Regierungen dürfen nicht vor ihrer Verantwortung, Zivilistinnen und Zivilisten zu schützen, zurückschrecken. Unser Zugang und unsere Fähigkeit, Millionen Menschen in Not sicher zu unterstützen, schrumpft von Tag zu Tag, und das zu einer Zeit, in der der Bedarf ein alarmierendes Ausmaß erreicht“, so Jan Egeland, Generalsekretär von NRC. (Aktion gegen den Hunger, Foto: kristi611/Pixabay))