
Tokios Versprechen, seine Beziehungen zu Afrika im Rahmen der Ticad-Konferenz zu vertiefen, hat eine Welle rassistischer Äußerungen im Netz ausgelöst. Die japanische Regierung weist jedes Migrationsprojekt zurück.
Die neunte Internationale Tokioter Konferenz über die Entwicklung Afrikas (Ticad), die vom 20. bis 22. August in Yokohama stattfand, brachte 5.000 Teilnehmer aus rund fünfzig Ländern zusammen. Japan kündigte dort an, seine wirtschaftlichen, bildungspolitischen und kulturellen Partnerschaften mit mehreren afrikanischen Staaten zu verstärken. Doch diese Initiative rief schnell eine Welle fremdenfeindlicher Reaktionen in den japanischen sozialen Netzwerken hervor.
Kontroverse um erfundene Visa
Im Zentrum der Polemik stand das Gerücht, Tokio bereite die Vergabe spezieller Visa für afrikanische Staatsbürger vor. „Nein, es gibt kein derartiges Projekt“, dementierte das japanische Außenministerium entschieden. Dennoch gingen weiterhin Hunderte von Anrufen und Tausende von Nachrichten – oft rassistischer Art – bei den lokalen Verwaltungen ein.
Vier japanische Städte im Fokus
Nach der Ticad hatte die Japanische Agentur für Internationale Zusammenarbeit vier Städte – Kisarazu, Sanjo, Imabari und Nagai – ausgewählt, um dort Kulturprogramme mit Mosambik, Nigeria, Ghana und Tansania zu starten. Ein Teil der afrikanischen Presse griff jedoch falsche Informationen über angebliche Migrationsprojekte auf und verstärkte so die Polemik. Eine virale Nachricht auf der Plattform X, die mehr als 4,6 Millionen Mal angesehen wurde, behauptete sogar, die Stadt Kisarazu werde „an die Afrikaner übergeben“.
Tokio versucht, die Wogen zu glätten
Die japanische Regierung, in Verlegenheit gebracht, bekräftigte erneut ihr Dementi. „Es gibt keinerlei Einwanderungsplan oder spezielle Visa“, versicherte Regierungssprecher Yoshimasa Hayashi am Dienstag. Der Bürgermeister von Kisarazu, Yoshikuni Watanabe, stellte klar, dass sich die Austauschprogramme ausschließlich auf Bildung und Sport – insbesondere Baseball und Softball – beschränken würden.
Sensibles politisches Klima
Die Kontroverse macht deutlich, dass in Japan weiterhin ein starkes Anti-Einwanderungsgefühl herrscht. Bei den letzten Parlamentswahlen konnte die populistische Sanseito-Partei, die sich offen gegen die Aufnahme von Ausländern ausspricht, deutlich zulegen – ein Zeichen dafür, dass die Migrationsfrage im Archipel ein hoch sensibles Thema bleibt. (Quelle: africaradio)