Neue Studie liefert Erkenntnisse aus der afrikanischen Perspektive: In den vergangenen fünfzehn Jahren hat sich China als bedeutender Partner und Investor in Afrika positioniert. Bei Infrastrukturprojekten und dem Handel mit Rohstoffen hat China Europa als wichtigsten Partner auf dem Kontinent verdrängt. Dieser neue Wettbewerb stellt die europäische Handels-, Investitions- und Entwicklungspolitik in Afrika auf den Prüfstand.
Um die unterschiedlichen Strategien Chinas und Europas und ihre Wahrnehmung in Afrika besser zu verstehen, hat der Global Partnership Hub der Friedrich-Naumann-Stiftung in Nairobi mehr als 1.600 afrikanische Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen befragt. Die Ergebnisse der vom kenianischen Think Tank IREN (Inter Region Economic Network) durchgeführten Online-Befragung werden in der Studie „The Clash of Systems – African Perception of the European Union and China Engagement“ präsentiert.
Demnach hat der chinesische Erfolg in Afrika vor allem vier Gründe: China ist schneller bei Entscheidungen und in der Umsetzung von Projekten, es mischt sich weniger ein in die inneren Angelegenheiten der afrikanischen Partner und es hat weniger Skrupel vor Korruption.
Bei vielen anderen Erfolgsindikatoren liegt Europa im Urteil der Befragten vorn. Die Qualität europäischer Produkte und Leistungen wird höher bewertet als die der chinesischen. Auch bei den Indikatoren Transparenz, Schaffung von Arbeitsplätzen für Afrikaner, Arbeitsbedingungen sowie Umweltstandards führt die EU das Feld an.
„Zwar schneidet die EU bei den meisten Leistungsindikatoren besser ab, doch gewinnt China in Afrika weiter an Boden. Dieses scheinbare Paradox ist einfach zu erklären: Die Aspekte der Zusammenarbeit, bei denen China führend ist, haben für die afrikanischen Partner eine besonders hohe Relevanz,“ erklärt James Shikwati, Gründer und CEO von IREN. „China setzt auf große, materielle Projekte, während sich Europa in Afrika auf kleinteilige und oft abstraktere Vorhaben konzentriert.“
So ist China führend bei der Realisierung großer Bauvorhaben. Die chinesischen Staatsunternehmen haben die Karte Afrikas neu gezeichnet – mit Schienen, Straßen, Brücken, Häfen, Staudämmen und Wolkenkratzern. Das spiegelt auch die Umfrage unter den afrikanischen Entscheidungsträgern. Die Aussage „China unterstützt die Entwicklung der Infrastruktur in Afrika“ wird von 85,5 Prozent der Teilnehmer unterstützt, für Europa sehen dies nur 64,2 Prozent so.
Die Ergebnisse der Studie lassen erwarten, dass China die bestehende Lücke schließen und in naher Zukunft die EU in den meisten Aspekten der Zusammenarbeit mit Afrika überholen wird. China hat bewiesen, das Engagement mit den 55 afrikanischen Nationalstaaten erfolgreich managen zu können. Es ist auf dem besten Weg, die traditionelle Vormachtstellung der europäischen Staaten in Afrika abzulösen. (Stefan Schott, Leiter der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Ostafrika sowie des Global Partnership Hubs mit Sitz in Nairobi)
Hier finden Sie die Studie „The Clash of Systems“.