In Kenia haben die örtlichen Behörden mit der brutalen Vertreibung der indigenen Ogiek aus ihren Häusern im Mau-Wald begonnen. Derzeit vertreiben Angestellte der kenianischen Forstbehörde und des Kenyan Wildlife Service zusammen mit der kenianischen Polizei bis zu 700 Ogiek im Namen des Naturschutzes illegal aus ihrem Zuhause. Filmmaterial und Fotos zeigen, dass die Häuser der Ogiek zerstört und einige sogar niedergebrannt wurden.
Berichten zufolge zwingen die Parkranger*innen einige Ogiek dazu, ihre Häuser selbst abzureißen, um behaupten zu können, dass die Gemeinschaften das Gebiet freiwillig verlassen. Daniel Kobei, Sprecher der Ogiek und Vorsitzender des Ogiek People’s Development Program (OPDP), erklärte: „Wir leben in absoluter Angst. Die Regierung sollte sich an Recht und Gesetz halten.“
Im Laufe der Jahre haben die kenianischen Behörden viele gewaltsame und brutale Vertreibungen der Ogiek durchgeführt, Häuser und Eigentum zerstört und sogar Ogiek getötet, die versuchten, ihr Eigentum zu retten. Das Land der Ogiek wurde an Dritte und politische Verbündete vergeben, die einen Großteil des Waldes abholzten und damit erhebliche Gewinne erzielten.
Daraufhin zogen die Ogiek vor Gericht, um ihre Landrechte durchzusetzen – und gewannen. Zwei bahnbrechende Urteile des Afrikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte und Rechte der Völker (ACHPR) bestätigten die Landrechte der Ogiek am Mau-Wald. Im Urteil von 2017 wurde festgestellt, dass die Regierung die Landrechte der Ogiek verletzt hat, und die entscheidende Rolle der Ogiek bei der Erhaltung und dem Schutz des Mau-Waldes wurde ausdrücklich anerkannt.
Unter eklatanter Verletzung des ACHPR-Urteils aus dem Jahr 2017 fuhr die kenianische Regierung jedoch fort, Ogiek-Gemeinschaften aus dem Mau-Wald zu vertreiben. Die Ogiek brachten ihren Fall erneut vor den Afrikanischen Gerichtshof. Im Jahr 2022 erließ der Gerichtshof ein Entschädigungsurteil, in dem er festlegte, was die Regierung den Ogiek für die Nichteinhaltung des Urteils von 2017 schuldet.
Die OPDP hat die jüngsten Vertreibungen als „humanitäre Krise“ bezeichnet. Die Gemeinde-Ältesten der Ogiek haben erfolglos versucht, mit den Regierungsstellen in Kontakt zu treten, um die Vertreibungen zu stoppen. Einige Indigene vermuten, die Vertreibungen stünden im Zusammenhang mit der möglichen Gründung eines afrikanischen Marktes für Emissionsgutschriften, für den Kenias Regierung während des jüngsten Klimagipfels 2023 in Afrika geworben hat.
Die Vertreibungen sind typisch für den weit verbreiteten kolonialen Ansatz des „Festungsnaturschutzes“, der indigene Völker als potentielle Bedrohung für die Natur ansieht, sie von ihrem Land vertreibt und die Gebiete militarisiert, um sie an der Rückkehr zu hindern – obwohl sie die besten Hüter*innen der natürlichen Welt sind. Die indigenen Sengwer richteten sich deshalb im letzten Jahr an westliche Regierungen und forderten ein Ende dieser Einflussnahme auf ihr Leben. Survival verurteilt die illegalen Handlungen, Vertreibungen und Schikanen der kenianischen und weiterer Regierungen gegenüber den Ogiek und anderen indigenen Völkern. Wir fordern die kenianischen Behörden auf, die Rechtsstaatlichkeit zu wahren und die Landrechte der Ogiek anzuerkennen, sowie die Gemeinden zu entschädigen, die unter wiederholten Angriffen und der Zerstörung ihres Eigentums gelitten haben.
Die Ogiek sind ein Volk von Jäger*innen und Sammler*innen, das zwischen 20.000 und 30.000 Menschen zählt. Sie leben seit Generationen im kenianischen Hochland. Einige leben tief in den Wäldern, obwohl die Regierung versucht, ihre Jagd einzuschränken. Andere sind sesshafter geworden und betreiben Ackerbau und Viehzucht. (Survival International)