
Ein neuer Politikbericht mahnt afrikanische Länder zur Vorsicht beim Abschluss von Vereinbarungen über grüne Energie und Industrieprojekte mit Europa. Andernfalls könnten sich Fehler der Vergangenheit wiederholen.
Der Bericht, veröffentlicht von der Africa-Europe Foundation, hebt hervor, dass Europa zunehmend auf Afrika blickt, um die hohen Kosten der Dekarbonisierung von Industrien wie Stahl, Düngemittel und Schifffahrtskraftstoffen zu senken. Afrika verfügt über rund 40 % des ungenutzten weltweiten Potenzials für erneuerbare Energien, was den Kontinent zu einem attraktiven Standort für die Produktion von grünem Wasserstoff, Eisen und Ammoniak macht.
Europas Druck, Afrikas Rolle
Europa steht unter Druck, seine Klimaziele zu erreichen und die Abhängigkeit von teuren fossilen Brennstoffen zu reduzieren. Innerhalb Europas ist die Produktion erneuerbarer Energien jedoch kostspielig und geografisch eingeschränkt. Deshalb prüfen europäische Industrien Partnerschaften mit afrikanischen Ländern, wo Energie günstiger erzeugt werden kann.
Für Afrika eröffnet dieses Interesse Chancen: Investitionen anziehen, Arbeitsplätze schaffen und Rohstoffe aufwerten, bevor sie exportiert werden. Der Bericht betont, dass afrikanische Länder diesen Moment nutzen können, um stärkere Industrien aufzubauen, statt in der Rolle von reinen Rohstofflieferanten zu verharren. Länder wie Marokko, Namibia und Ägypten entwickeln bereits großangelegte Projekte für erneuerbare Energien, die auch ihre eigene Bevölkerung versorgen sollen – ein Zeichen, dass Afrika sowohl durch nationale Maßnahmen als auch durch regionale Partnerschaften eine führende Rolle einnehmen kann.
Die Warnung
Der Bericht warnt jedoch: Ohne klare lokale Strategien könnte Afrika lediglich zu einer „grünen Tankstelle“ für Europa werden. Dies würde frühere ausbeuterische Beziehungen widerspiegeln, bei denen ausländische Mächte die Industrien kontrollierten, während afrikanische Volkswirtschaften kaum profitierten.
Zur Erinnerung: Während der COP27 wurden in afrikanischen Ländern mehrere fossile Energie-Deals angekündigt – trotz des gleichzeitigen Drucks, auf Erneuerbare umzusteigen. Das verstärkte Bedenken, wer tatsächlich von diesen Vereinbarungen profitiert.
Um dies zu vermeiden, empfiehlt der Bericht afrikanischen Regierungen:
- Grüne Projekte mit lokalen Bedürfnissen verknüpfen, z. B. für Düngemittelproduktion oder Stromversorgung.
- Die Afrikanische Freihandelszone (AfCFTA) nutzen, um regionale Märkte für grüne Produkte zu entwickeln.
- Auf faire Abkommen drängen, die Technologietransfer, Ausbildung und lokale Wertschöpfung einschließen.
Warum das wichtig ist
Viele afrikanische Länder leiden weiterhin unter massiver Energiearmut – über 600 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu Strom. Laut Bericht könnten grüne Industrieprojekte, wenn sie klug gestaltet sind, dazu beitragen, dieses Problem zu lösen, indem sie eine große Nachfrage schaffen, die Energieinvestitionen rentabler macht.
Zudem habe Europa die Verantwortung, sicherzustellen, dass diese Partnerschaften fair und ausgewogen sind. Die Unterstützung afrikanischer grüner Industrien würde nicht nur Europa bei seinen Klimazielen helfen, sondern auch die langfristige Entwicklung Afrikas fördern.
Der Bericht schließt mit der Forderung, dass Afrikas grüne Zukunft von Afrikanern selbst gestaltet werden müsse: „Afrikas industrielle Zukunft darf nicht allein von externen Interessen bestimmt werden, sondern sollte gemeinsam mit Partnern entwickelt werden, wo sich die Interessen überschneiden.“ (Quelle: Newsletter Businessinsider)