Neugier und Skandal um „Blind Dating“ in Marokko

Neugier und Skandal um "Blind Dating" in Marokko
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In Marokko stößt das Konzept des „Blind Dating“, also arrangierter Treffen zwischen Personen, die sich nicht kennen, auf wachsendes Interesse. Es ist aber auch umstritten. Das aus der westlichen Dating-Praxis importierte Phänomen ist relativ neu und in dem Land noch nicht weit verbreitet. Die Kontroverse begann mit der YouTube-Sendung Kawaliss.

Die Sendung auf dem YouTube-Kanal Kawaliss hat eine Welle von Reaktionen ausgelöst. In dem Beitrag mit dem Titel „blind dating outfit“ befragte eine junge Frau fünf Bewerber, die sich hinter einer Plane versteckten. Diese Auswahlmethode, die auf Kriterien wie Kleidungsstil und persönliche Visionen beruht, erregte schnell Aufmerksamkeit und verzeichnete in drei Tagen mehr als 1,5 Millionen Aufrufe.

Besonders das Outfit der jungen Frau und ihre als provokativ empfundenen Kommentare führten zu Kritik. Sie erntete sogar negative Reaktionen, weil sie ihren Hund zwischen den Kandidaten wählen ließ, was als erniedrigend empfunden wurde.

Reaktionen und kulturelle Auswirkungen
Die Sendung wurde heftig dafür kritisiert, dass sie nicht die marokkanischen Werte repräsentiert. Insbesondere die vermeintliche Überlegenheit gegenüber der Frau. Es gab aber auch Vorwürfe der Oberflächlichkeit und der Verletzung des öffentlichen Anstands, vor allem wegen der sehr kurzen Kleidung des Mädchens. Letztendlich spiegeln diese Sendung und ihre Reaktionen jedoch ziemlich genau den Konflikt zwischen modernen Trends, einem religionsgebundenen Ansatz und den tief in der marokkanischen Gesellschaft verwurzelten Traditionen wider.

In den sozialen Netzwerken wurde die Sendung auch politisch instrumentalisiert, da einige sie mit einer breiteren Debatte über die Überarbeitung der Familiengesetze (Moudawana) und die Frauenbewegung in Verbindung brachten, die im konservativen Kontext des Landes oft kontrovers wahrgenommen wird.

Angesichts des Ausmaßes der Reaktionen leitete die Brigade Nationale de la Police Judiciaire eine Untersuchung ein, um mögliche Verstöße gegen die guten Sitten und die Anstiftung zur öffentlichen Unmoral zu prüfen.

Das „Blind Dating“ in Marokko steckt zwar noch in den Kinderschuhen, scheint aber ein Spiegelbild der Spannungen zwischen Moderne und Tradition zu sein. Dieses Phänomen könnte von den Behörden schnell verboten werden. Es sei denn, es hat die Fähigkeit, sich an die kulturellen und religiösen Werte des Landes anzupassen. (Quelle: afrik.com)

HIER das „anstößige“ Video.