
Die Insel Gorée, ein symbolträchtiger Ort des afrikanischen Gedächtnisses und das wichtigste Touristenziel Senegals, zieht täglich Hunderte Besucher an. Doch hinter den bunten Fassaden kämpft die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Insel mit einem alarmierenden Verfall ihrer historischen Gebäude. Feuchtigkeit, ungeeignete Baumaterialien und fehlende finanzielle Mittel machen die Instandhaltung und Restaurierung dieser Bauwerke zu einer großen Herausforderung berichtet RFI.
Täglich spülen Fähren aus Dakar Scharen von Besuchern nach Gorée. Sie kommen, um die ruhigen Gassen zu bewundern – Überreste aus der Kolonialzeit. Einige Häuser stammen aus dem 18. oder 19. Jahrhundert. Doch hinter dem Postkartenbild verfallen viele Gebäude. So auch der große Gouverneurspalast. „Die Mauern sind mit Kalkmörtel gebaut. Wenn man sie aber mit Zement repariert, hält das nicht … Durch die Feuchtigkeit verschlechtert sich der Zustand. Und es wird nichts instandgehalten“, beklagt Xavier Ricou, Architekt und Gemeinderat auf Gorée.
Viele der Gebäude gehören dem Staat, der jedoch nicht über die Mittel verfügt, um die Restaurierung seines Erbes sicherzustellen. Eine mögliche Lösung wären Partnerschaften mit privaten Investoren. Einige möchten den Gouverneurspalast in ein Luxushotel umwandeln – doch die Verhandlungen stecken fest. „Die Investoren fordern, dass man ihnen auch das benachbarte ehemalige Krankenhaus überlässt. Aber das Gebäude wird von Besetzern bewohnt, die man nicht vertreiben kann“, erklärt der Architekt.
Xavier Ricou fordert einen umfassenden Rettungsplan für die Insel Gorée – die 1978 auf der allerersten UNESCO-Welterbeliste stand – ähnlich den Plänen, die heute für neue Stätten vorgeschrieben sind. In der Zwischenzeit restauriert er geduldig sein eigenes Familienhaus aus dem Jahr 1880.
Für die Bewohner ist die Renovierung jedoch sehr teuer. Oumar Sy, Goréen in dritter Generation, saniert gerade ein Haus. „Allein das Dachgebälk kostet 20.000 Euro. Man muss die Materialien heranschaffen, und alles andere auch…“, sagt er.
Annie Jouga, Architektin und ehemalige Gemeinderätin von Gorée, fordert staatliche Unterstützungsmaßnahmen für Bau- und Renovierungsprojekte auf der Insel: „Man sollte die Verwendung von Basaltstein für die Einwohner von Gorée bevorzugen, denn das ist Pflicht. Man müsste sowohl bei den Abbau- als auch bei den Transportkosten helfen … und Anreize zur Renovierung schaffen, etwa durch Steuererleichterungen.“
Trotz allem entstehen neue Unterstützungsprojekte: Die Weltbank finanziert derzeit Steindämme zur Küstensicherung, um die Erosion zu verlangsamen.