Sudan: Höchste Vertriebenenzahl der Welt – Über 3 Mio. Kinder auf der Flucht

Sudan: Höchste Vertriebenenzahl der Welt – Über 3 Mio. Kinder auf der Flucht
Foto: ia

Fast fünf Monate nach Beginn des Konflikts im Sudan verzeichnet das Land einen traurigen Rekord: die höchste Zahl von Binnenvertriebenen weltweit. Mindestens 7,1 Millionen Menschen, darunter schätzungsweise 3,3 Millionen Kinder, sind derzeit im Sudan auf der Flucht, das sind fast doppelt so viele wie vor Beginn der schweren Kämpfe im April.

Damit liegt der Sudan vor Syrien (6,6 Millionen Binnenvertriebene), der Demokratischen Republik Kongo (6,1 Millionen) und der Ukraine (5,1 Millionen). Bereits vor dem aktuellen Konflikt waren rund 3,2 Millionen Menschen innerhalb des Sudans auf der Flucht, zusätzlich zu den 1,1 Millionen Geflüchteten aus anderen Ländern.

Die Vertriebenen finden in Schulen, in Camps oder bei Verwandten Schutz, manche müssen auch im Freien ausharren. Viele Familien wurden nicht zum ersten Mal vertrieben. Die Gemeinden, in denen vertriebene Familien ankommen, hatten meistens schon zuvor Schwierigkeiten, die Grundversorgung für ihre Bewohner*innen sicherzustellen.

Die Unterfinanzierung von Hilfsmaßnahmen in Kombination mit Nahrungs- und Wasserknappheit machen die Situation der Menschen im Sudan katastrophal. Verzögerungen bei der Bewilligung von Hilfsmaßnahmen, Plünderungen sowie Angriffe auf humanitäre Einrichtungen, darunter Lager mit Hilfsgütern, erschweren die Versorgung der Vertriebenen.

„Die Lage ist kritisch“, sagt Arif Noor, Länderdirektor von Save the Children im Sudan. „Millionen von Menschen brauchen jetzt Hilfe. Sie benötigen Nahrung, Wasser, Unterkünfte, Kleidung, Medikamente – also das Nötigste. Darüber hinaus sind sie auf psychologische Unterstützung angewiesen, um mit dem enormen Stress fertig zu werden, dem sie ausgesetzt sind.

Viele Kinder sind nun schon seit Monaten auf der Flucht; sie haben Familienmitglieder verloren und mussten mit ansehen, wie ihre Häuser und Schulen, also Orte, an denen sie sich einst sicher fühlten, in Schutt und Asche gelegt wurden. Ein Ende des Krieges im Sudan ist nicht in Sicht, im Gegenteil, die Kämpfe verschlimmern sich. Die internationale Gemeinschaft ist gefragt: Sie muss die Hilfe schnell hochfahren und sich dafür einsetzen, dass sie bei den Menschen ankommt, denn sonst ist es zu spät.“

Seit April sind Berichten zufolge mindestens 435 Kinder im Sudan getötet worden, weitere 498 sind an Hunger gestorben. Die tatsächlichen Zahlen dürften deutlich höher sein. Save the Children arbeitet seit 1983 im Sudan. Im Jahr 2022 erreichte die Kinderrechtsorganisation direkt 2,1 Millionen Menschen, darunter 1,5 Millionen Kinder, mit Programmen in den Bereichen Kinderschutz, Bildung, Gesundheits- und Ernährungshilfe sowie Nothilfe. Auch während des aktuellen Konflikts ist Save the Children fast im gesamten Land im Einsatz, setzt nach Möglichkeit die Programme fort und leistet Nothilfe. (Save the Children)