
Duduzile Zuma, Tochter des früheren Präsidenten Jacob Zuma, steht im Zentrum eines wachsenden Skandals, nachdem mehrere Familien offenlegten, dass sie jungen Männern aus dem südlichen Afrika geholfen habe, nach Russland zu reisen, wo sie später im Krieg in der Ukraine eingesetzt wurden.
Die Tochter des früheren südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma soll laut Angehörigen der Angeworbenen sowie WhatsApp-Nachrichten junge Männer aus Südafrika und Botswana rekrutiert haben, um sich russischen Streitkräften im Krieg in der Ukraine anzuschließen. Die Vorwürfe haben in der südafrikanischen Regierung Besorgnis ausgelöst, die inzwischen eine formelle Untersuchung zur Rekrutierung ihrer Staatsbürger für ausländische Militäreinsätze eingeleitet hat.
Männer reisen unter dem Vorwand einer Ausbildung nach Russland
Nach Angaben der Angehörigen wurden etwa 20 Männer von Duduzile Zuma angesprochen und darüber informiert, sie würden an einem Personenschützer-Ausbildungsprogramm für Jacob Zumas Partei uMkhonto weSizwe (MKP) teilnehmen.
Die Männer reisten demnach im Juli nach Russland, unterschrieben militärische Verträge auf Russisch und wurden anschließend an Frontabschnitte in der Ukraine geschickt. „Die Rekruten glaubten, dass sie Dokumente für den Personenschützerkurs unterschreiben“, sagten mehrere Angehörige.
Fotos, die Bloomberg vorliegen, zeigen die Gruppe zunächst auf gemeinsamer Reise in Russland und später in Tarnkleidung neben Ausbildern. WhatsApp-Nachrichten zwischen Duduzile Zuma und einigen Eltern belegen, dass den Rekruten zugesichert wurde, sie würden nicht in Kampfhandlungen geschickt.
In einem Austausch schrieb ein Rekrut: „Während wir jetzt sprechen, packen wir und bereiten uns darauf vor, in die Kriegszone verlegt zu werden.“ Duduzile Zuma antwortete: „Das ist nicht die Frontlinie. Die wollen euch nur Angst machen … ihr werdet vielleicht nur patrouillieren oder Küchen- oder Waffenreinigungsdienste übernehmen“, und fügte hinzu, sie würde sie „persönlich“ herausholen, falls nötig. Seit August haben die Familien den Kontakt zu den Männern verloren.
Offizielle Untersuchung eingeleitet
Obwohl südafrikanisches Recht seit 1998 verbietet, dass Bürger als Söldner oder als Kämpfer für ausländische Regierungen dienen, haben die Berichte über Rekrutierungen für Russlands Kriegseinsatz in diesem Jahr deutlich zugenommen.
Wirtschaftliche Not und hohe Arbeitslosigkeit machen junge Menschen auf dem gesamten Kontinent zunehmend anfällig für Angebote zu angeblicher „Ausbildung“ oder gut bezahlten Sicherheitsjobs im Ausland.
Ähnliche Rekrutierungsfälle wurden in Kenia, Botswana, Burkina Faso, Nigeria und mehreren weiteren Ländern bekannt.
Bevor diese Vorgänge publik wurden, berichtete Business Insider Africa, dass die südafrikanische Regierung Hilferufe von 17 Staatsbürgern erhalten habe, die sich nach dem Beitritt zu russischen Streitkräften in der Ukraine in einer Notlage befanden. Daraufhin ordnete Präsident Cyril Ramaphosa eine formelle Untersuchung an. „Präsident Cyril Ramaphosa hat eine Untersuchung der Umstände angeordnet, die zur Rekrutierung dieser jungen Männer in diese offenbar militärischen Aktivitäten führten“, erklärte das Präsidialamt. Behörden bestätigen, dass diplomatische Bemühungen laufen, um die sichere Rückkehr der Betroffenen zu ermöglichen.
Keine Stellungnahme seitens der zentralen Akteure
Duduzile Zuma hat bislang nicht auf Anfragen reagiert. Auch das MKP, das südafrikanische Präsidialamt, das Außenministerium, die russische Botschaft und das russische Außenministerium waren für Stellungnahmen nicht erreichbar. Unterdessen sind die juristischen Probleme Jacob Zumas weiterhin ungelöst: Ein Gerichtsurteil erklärte seine medizinische Haftentlassung für rechtswidrig und ordnete an, dass er den Rest seiner 15-monatigen Haftstrafe wieder antreten muss.
Gleichzeitig deuten Angehörige und verfügbare Hinweise darauf hin, dass Duduzile Zuma in der Vergangenheit prorussische Inhalte in sozialen Medien geteilt hat, darunter Bilder aus Russland und Beiträge, die Präsident Cyril Ramaphosa kritisieren. Sie steht außerdem derzeit wegen angeblicher Anstiftung zu Gewalt während der Unruhen von 2021 vor Gericht.
Zuma-Familie bittet Moskau um Hilfe
Südafrikanische Medien berichten, dass Jacob Zuma persönlich an den russischen Verteidigungsminister geschrieben habe, um die Herausnahme von 18 Südafrikanern aus dem Kampfgebiet zu erwirken, da sie in Pskow nahe Estland irregeführt worden seien und versehentlich Infanterieverträge unterschrieben hätten.
Afrikanischer Kontext
Die Beteiligung afrikanischer Staatsbürger am Krieg in der Ukraine verdeutlicht die internationale Dimension des Konflikts. Nach Angaben des ukrainischen Außenministers Andrii Sybiha kämpfen derzeit mindestens 1.436 Angehörige aus 36 afrikanischen Ländern an der Seite russischer Streitkräfte. Diese Zahl schließt Afrikaner nicht ein, die bereits vor Kriegsbeginn in Russland lebten und sich später freiwillig meldeten oder rekrutiert wurden. (Quelle: Newsletter Businessinsider)