
US-Präsident Donald Trump hat am Samstag das Verteidigungsministerium angewiesen, sich auf eine „schnelle und brutale“ Militärintervention in Nigeria vorzubereiten. Er wirft der Regierung in Abuja vor, die Massaker an Christen durch „islamistische Terroristen“ zu dulden.
Angesichts der von Washington genannten alarmierenden Zahl von 7.000 getöteten Christen seit Anfang 2025 spricht die nigerianische Regierung von politischer Instrumentalisierung und erinnert an die komplexe Realität der Gewalt, die alle Gemeinschaften im Land mit seinen 220 Millionen Einwohnern betrifft.
Trump droht Nigeria mit militärischem Eingreifen, sollte das bevölkerungsreichste Land Afrikas die angeblichen Morde an Christen durch islamistische Gruppen nicht stoppen. Seine scharfe Erklärung wirft viele Fragen über die komplexe religiöse Konfliktlage in Westafrika auf.
In einer Mitteilung auf seiner Plattform Truth Social erklärte der US-Präsident, er habe das „Kriegsministerium“ angewiesen, sich auf eine mögliche Aktion vorzubereiten, und warnte die nigerianische Regierung, rasch zu handeln. Der Ton ließ keinen Zweifel: „Wenn die nigerianische Regierung weiterhin die Morde an Christen duldet, werden die Vereinigten Staaten sofort jegliche Hilfe für Nigeria einstellen – und könnten ebenso gut Truppen entsenden, um die islamistischen Terroristen vollständig zu vernichten.“
Diese Ankündigung wurde von zahlreichen republikanischen Abgeordneten begrüßt.
Alarmierende Zahlen aus Washington Der republikanische Senator Ted Cruz hatte bereits am 11. September das Nigeria Religious Freedom Accountability Act of 2025 vorgestellt. Darin wurden erschütternde Zahlen genannt: Über 7.000 Christen seien seit Beginn des Jahres 2025 getötet worden – im Schnitt 35 pro Tag – und 19.100 Kirchen seit 2009 angegriffen oder zerstört worden.
Doch die Lage in Nigeria ist weit komplexer als ein bloßer Religionskonflikt. Auch in den Nachbarländern Kamerun und der Demokratischen Republik Kongo haben Angriffe auf christliche Gemeinschaften zugenommen – vor allem durch Boko Haram und die verbündeten „Alliierten Demokratischen Kräfte“ (ADF). Laut Amora, einer Vertreterin der Organisation Portes Ouvertes, handele es sich um koordinierte Angriffe, „die darauf abzielen, christliche Gemeinschaften einzuschüchtern und zu vertreiben, im Rahmen eines expansionistischen Programms“.
Zugleich gibt es zahlreiche dokumentierte Angriffe auf Muslime, was zeigt, dass die Gewalt alle religiösen Gruppen betrifft.
Die diplomatische Antwort aus Abuja Angesichts der amerikanischen Anschuldigungen startete die nigerianische Regierung eine diplomatische Gegenoffensive. Das Außenministerium nahm Gespräche mit Washington auf. Präsident Bola Tinubu erklärte auf X (ehemals Twitter), die Darstellung Nigerias als religiös intolerantes Land entspreche nicht der Realität. Sein Berater Daniel Bwala sprach von westlicher Propaganda und brachte die Vorwürfe mit Nigerias Position zum israelisch-palästinensischen Konflikt in Verbindung. Nigeria hatte bei der UN-Generalversammlung eine Zwei-Staaten-Lösung unterstützt und das Vorgehen Israels gegenüber den Palästinensern kritisiert.
Spannungen auch unter Nigerias Christen Die Kontroverse spiegelt auch innere Spannungen innerhalb der christlichen Gemeinschaft Nigerias wider. Der Vorsitzende der Christian Association of Nigeria (CAN), Erzbischof Daniel Okoh, erklärte am 8. Oktober, viele christliche Gemeinden – besonders im Norden – seien tatsächlich schweren Angriffen, Verlusten von Menschenleben und der Zerstörung von Kirchen ausgesetzt. Gleichzeitig rief die CAN zu Einheit und Selbstreflexion auf: „Die Heilung Nigerias wird weder durch Leugnung noch durch Schuldzuweisungen kommen, sondern durch Mut – den Mut, unsere kollektiven Fehler zu erkennen, gemeinsam zu trauern und das Vertrauen zwischen unseren Gemeinschaften wieder aufzubauen.“
Ein komplexes Geflecht aus Religion, Ethnie und Klima Die Konflikte in der sogenannten Middle Belt-Region, einer Pufferzone zwischen dem muslimischen Norden und dem christlichen Süden, haben vielfältige Ursachen: ethnische Spannungen (etwa zwischen muslimischen Fulani-Hirten und meist christlichen Bauern), Streit um Land und Wasser, wirtschaftliche Not sowie klimatische Veränderungen, die Nomaden in südlichere Gebiete treiben.
Jenseits des Religiösen Trumps leidenschaftliche Verteidigung der nigerianischen Christen erinnert an seine früheren Äußerungen über die Afrikaner europäischer Abstammung in Südafrika, die er als Opfer eines angeblichen „Genozids“ bezeichnet hatte. Beobachter sehen darin ein ideologisch gefärbtes Muster seiner Afrikapolitik.
Während US-Verteidigungsminister Pete Hegseth auf X bestätigte, dass sich die USA auf ein mögliches Eingreifen in Nigeria vorbereiteten, reagiert die internationale Gemeinschaft mit Sorge. Offen bleibt die Frage: Handelt es sich bei Trumps Drohungen um diplomatischen Druck – oder steht tatsächlich eine militärische Intervention der USA in Westafrika bevor? (Quelle: afrik.com)