Zur Neuausrichtung der deutschen Wirtschaft auf Afrikas Zukunft

Zur Neuausrichtung der deutschen Wirtschaft auf Afrikas Zukunft

Am Ende der politischen Sommerpause stehen für die deutsche Afrikapolitik 2025/26 große Herausforderungen im Bereich des wirtschaftlichen Engagements auf dem afrikanischen Kontinent. Die von Bundesministerin Radovan vorgestellten Eckpunkte der Entwicklungspolitik der Bundesregierung zielen auf eine Intensivierung der Partnerschaften mit afrikanischen Staaten – in engerem Dialog mit der deutschen Wirtschaft.

Unter dem Motto „Wirtschaft drängt auf Wende in der deutschen Afrikapolitik“ erklärte DIHK-Außenwirtschaftschef Treier: „Afrika ist kein zukünftiges Projekt, sondern ein strategischer Partner.“

Wichtig ist nun, dass den in Dokumenten und Medien formulierten Zielsetzungen auch eine konkrete und zügige Umsetzung auf den afrikanischen Märkten folgt. Afrikanische Partner warten nicht auf uns – die großen Global Player wie China, Indien und Russland haben sich längst breit aufgestellt.

Afrika, unser Nachbarkontinent im Süden, muss stärker in den deutschen Fokus rücken. Der Kontinent nicht nur am Rand behandelt werden. Erforderlich ist, dass sich interessierte Unternehmen aus Industrie und Mittelstand zusammenschließen, koordinierte Konzepte entwickeln und Projekte anstoßen, die zu den Entwicklungsstrategien unserer Partnerländer passen.

Aktuelle Impulse
Einen wichtigen Anstoß gab Vizekanzler Klingbeil bei seinem Südafrika-Besuch zur G20-Tagung im Juli 2025. Er betonte, Deutschland wolle sich breiter aufstellen und eine „Afrika-Wende“ einleiten – mit mehr Investitionen in Entwicklungsprojekte.

Im Rahmen dieser Tagung unterzeichnete Bundesministerin Radovan mit Südafrika eine Vereinbarung über einen KfW-Kredit von 500 Mio. Euro für die Energiewende.

Zudem will sich Minister Klingbeil für eine Wiederbelebung der Initiative „Compact with Africa“ einsetzen – mit pragmatischen Schritten, um Chancen in Reformländern für lokale Projektentwicklungen zu nutzen.

Die zentrale Frage bleibt: Wie kann sich die deutsche Wirtschaft – neben staatlichen Programmen – mit eigenen Initiativen in Afrika engagieren?

Entwicklung heißt Industrialisierung Afrikas
Afrikas Industrialisierung schreitet voran – angepasst an die geopolitischen Bedingungen. Neue Industriekapazitäten sichern Arbeitsplätze, fördern Bildung und konzentrieren sich auf Schlüsselsektoren wie Energie, Produktion, Landwirtschaft und Infrastruktur. (Hinweis: Der Internationale Tag der Industrialisierung Afrikas findet jedes Jahr am 20. November statt (UN-Resolution 44/237). Er soll das internationale Engagement zur Beschleunigung der Industrialisierung fördern.
– Meine Empfehlung: Der BDI, der DIHK und der VDMA sollten zu diesem Anlass ein Forum deutscher Unternehmen und Experten veranstalten.

Meine Vorschläge
a) Rohstoffverarbeitung vor Ort
Mehr lokale Wertschöpfung durch die Verarbeitung mineralischer Rohstoffe – mit deutscher Beteiligung bei Machbarkeitsstudien, Anlagentechnik und Investitionen. Relevante Akteure: VDMA, Liebherr, TAKRAF, FAM, Bender u.a. (Hinweis: African Mining Week 2025, 1.–3. Oktober in Kapstadt).

b) Agrarindustrielle Entwicklung
Stärkung der Nahrungsmittelsicherung durch Verarbeitung lokaler Produkte. In Ghana und anderen Ländern entstehen derzeit Zentren zur Modernisierung der Landwirtschaft. Industrieparks, die Anbau, Verarbeitung, Lagerung, Werkstätten, Maschinenservice und Aus-/Weiterbildung der Farmer verbinden, sollten errichtet werden. Beispiel: Eröffnung der Special Agro-Industry Processing Zone in Nigeria am 1. August 2025.

c) Dreiecksprojekte mit Indien
Indien ist mit rund 200 Projekten in Afrika aktiv. Besonders hervorzuheben sind gemeinsame Projekte im Bereich Ernährungssicherung in Äthiopien, Madagaskar, Kamerun, Malawi und Ghana (BMZ, Dr. Kofler). Auch für den Aufbau von Industrieparks bietet sich eine Kooperation mit Indien an.

d) Infrastruktur & Bahntechnik
Afrikas Infrastrukturpläne beinhalten den Ausbau eines panafrikanischen Schienensystems. Der deutsche Maschinen- und Fahrzeugbau sollte seine Chancen im Wettbewerb mit China, Indien und Russland prüfen. Unsere Bahntechnik-Experten verfügen hier über wertvolle Kompetenzen.

Fazit
Das BMZ setzt mit zwei ersten Kooperationsprojekten (Ghana und Namibia) auf Afrikas enormes wirtschaftliches Potenzial. Dieses Potenzial gilt es durch Investitionen aus privatem Kapital, ergänzt durch öffentliche Mittel und KfW-Finanzierungen, zu erschließen.

Dafür braucht es eine stärkere, offensive Haltung der deutschen Wirtschaft – gemeinsam mit Industrievertretern, Experten und Investoren. Ziel ist die Entwicklung und Popularisierung eines pragmatischen Gesamtkonzepts, das als Herbstoffensive Wirkung entfaltet.

(Ausgearbeitet von: Dipl.-Oec. Gerd Eckert, Berlin, 05.09.2025)