Afrika-Buchtipp: Rainer Hackel: „Voodoo in Ghana – ein Reisetagebuch“

Afrika-Buchtipp: Rainer Hackel: „Voodoo in Ghana – ein Reisetagebuch“Europäische Missionare insbesondere der katholischen Kirche haben in Afrika mit großem Erfolg die Frohe Botschaft verkündigt. Dabei haben sie an der Überlegenheit des Christentums über den traditionellen Glauben der Afrikaner keinen Zweifel gelassen und den Voodoo-Kult als finsteren heidnischen Aberglauben verteufelt und bekämpft. Eine Strategie, die nicht folgenlos blieb, verinnerlichte doch ein Großteil der Afrikaner die Verachtung ihrer kulturellen Wurzeln durch die weißen Missionare und trat in christliche Kirchen ein, bei denen es sich oft um evangelikale Freikirchen handelte.

Obwohl diese sich – im Unterschied zur katholischen Kirche – afrikanischen Einflüssen geöffnet haben, bekämpfen sie die polytheistischen Götter bis heute mit unerbittlicher Entschiedenheit. Aber auch Christen, die am Leben der Gemeinde teilnehme und regelmäßig den Gottesdienst besuchten, suchen in materiellen oder spirituellen Notlagen traditionelle Heiler und Fetischpriester auf, die ihnen sowohl mit aus Pflanzen gewonnenen Medikamenten als auch spirituell zu helfen versuchen, indem sie die Geister der Ahnen beschwören und sie um Rat bitten.

In seinem neuen Buch „Voodoo in Ghana – ein Reisetagebuch“ berichtet Rainer Hackel von seinen Begegnungen mit Fetischpriesterinnen und Fetischpriestern. Gemeinsam mit seiner Frau, die aus Ghana stammt, hält er sich in einem Dorf in der Aschanti-Region auf und nimmt an Voodoo-Ritualen teil. Im Heiligen Raum des Priesters werden die Geister der Ahnen beschworen, und es werden ihnen Trankopfer dargebracht. Während der Zeremonie fällt der Priester in Trance und wird zum Medium der Geister. An den beiden Flüssen des Dorfes werden den Göttern neben Schnaps auch Tiere geopfert, vor allem Hühner und Schafe.

Der Autor ist aber kein distanzierter Beobachter der Rituale: Seine Frau war seit ihrer Jugend von den Geistern der Ahnen zur Priesterin bestimmt, ging ihnen aber lange Jahre aus dem Weg. Nun haben die Götter die Geduld verloren und stellen sie vor die Entscheidung, ihnen zu dienen oder zu sterben.

Als der Autor mit seiner Frau eine 120 Jahre alte Fetischpriesterin aufsucht, um ihren Rat einzuholen, geraten „die Dinge außer Kontrolle, denn schon nach wenigen Schritten fuhr der Geist“ in seine Frau und nahm sie in Besitz.

Hackels spannend geschriebenes Reisetagebuch vermittelt den Leser:innen ein lebendiges und facettenreiches Bild Ghanas, das sich nach der Corona-Pandemie in einer schweren ökonomischen Krise befindet – mit mittlerweile 50 Prozent Inflation.

Wer über das westafrikanische Land zwischen Tradition und Moderne mehr erfahren möchte, als er durch Reiseführer erfährt, dem sei Hackels Buch empfohlen, das durch eindrucksvolle Fotos aufgelockert wird. (Ester Awonoor)

Rainer Hackel: „Voodoo in Ghana – ein Reisetagebuch“
Engelsdorfer Verlag 2022, ISBN 978-3-96940-412-6
11 Euro