![Angeschlagenes Image - Migrationsdebatte in Deutschland wird in Marokko sehr genau beobachtet – und schreckt Fachkräfte ab.](https://www.africa-live.de/wp-content/uploads/2025/01/Elektriker.jpg)
Ein sehr empfehlenswerter Artikel im IPG-Journal: Marokko ist für Deutschland in vielerlei Hinsicht ein wichtiger Partner: Ob Klimakooperation, ökonomische Entwicklung Afrikas, Energiewende, Terrorbekämpfung oder auch Migration, überall hat die Zusammenarbeit zwischen dem nordafrikanischen Königreich und der Bundesrepublik konkrete Fortschritte gemacht. Eine gute Zusammenarbeit, besonders im Bereich Fachkräftemigration, ist wiederum im zentralen Interesse Deutschlands. Denn in unserer alternden Gesellschaft fehlt es an allen Ecken und Enden an Arbeitskräften.
Die Vertrauensbasis für diese Zusammenarbeit wird durch die aktuelle hysterische Migrationsdebatte in Deutschland jedoch beschädigt, das angekratzte Image ziert mittlerweile tiefe Beulen. Seit den Anschlägen des 11. September 2001 ist das Gefühl, Menschen aus Nordafrika würden pauschal als Terroristen beziehungsweise Terrorunterstützende stigmatisiert, eine Achillesferse – und der „Nafri“-Diskurs ist in Marokko noch nicht verziehen. Die deutsche Position im Nahostkonflikt war schon vor dem 7. Oktober 2023 in der Region schwer zu vermitteln. Das internationale Ansehen in der arabischen Welt ist jedoch seit dem darauffolgenden Krieg Israels in Gaza, gelinde gesagt, im freien Fall.
Deutschland befindet sich international in einem harten Konkurrenzkampf mit anderen Zielländern marokkanischer Arbeitskräftemigration. Damit die Beschäftigung in den kommenden Jahrzehnten in etwa konstant bleibt, braucht die Bundesrepublik eine Nettozuwanderung von 400 000 Personen jährlich. Ohne Zuwanderung sinkt die Zahl der Arbeitskräfte in Deutschland bis 2040 um zehn Prozent. Wir leisten uns eine zutiefst narzisstische Diskussion, in der Deutschland um sich selbst kreist und den Blick für sachorientierte Politik verliert. Wer Migrantinnen und Migranten statt der sozialen Probleme als Grundlage für islamistische Radikalisierung bekämpft, der betreibt das Geschäft der Terroristen. Man sollte innehalten, wenn junge Menschen in Marokko den Aufstieg der AfD und die damit einhergehende Diskursverschiebung genauestens kennen und für sich bereits No-go-Areas in Deutschland definieren.
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