Arbeitslosigkeit im Senegal: Jugendliche auf sich allein gestellt bei der täglichen Jobsuche

Arbeitslosigkeit im Senegal: Jugendliche auf sich allein gestellt bei der täglichen Jobsuche

In den Straßen von Dakar, Thiès oder Kaolack zeigt sich ein immer vertrauteres Bild: Gruppen junger Männer in abgetragenen Overalls durchstreifen mit Werkzeugkisten in der Hand die Viertel und rufen laut: „Wer braucht einen Elektriker oder Klempner? Gibt es Probleme mit Wasserleitungen oder Strom im Haus?“ Diese ständigen Rufe spiegeln eine alarmierende soziale Realität wider: die massive Jugendarbeitslosigkeit im Senegal.

Eine Jugend ohne Perspektiven
Der Senegal verzeichnet eine hohe Arbeitslosenquote, insbesondere unter jungen Menschen im Alter von 15 bis 35 Jahren – einer Altersgruppe, die über 60 % der Bevölkerung ausmacht. Mangels fester oder auch nur prekärer Beschäftigungsmöglichkeiten kämpfen viele ums tägliche Überleben – im informellen Sektor oder indem sie ihre handwerklichen Fähigkeiten direkt auf der Straße anbieten. Elektriker, Klempner, Maler, Tischler oder Maurer durchqueren Wohnviertel in der Hoffnung auf einen Auftrag, eine Reparatur oder irgendeinen kleinen Job, der ihnen ein paar tausend CFA-Francs einbringt.

Viele von ihnen sind ausgebildet oder haben ein Handwerk erlernt, verfügen jedoch weder über ein Netzwerk noch über Startkapital oder feste Geschäftsräume. Ihre berufliche Zukunft ist von Improvisation und Überlebenskunst geprägt. Die Ausbildung – sei es in Berufsbildungszentren oder durch traditionelle Lehre – führt nur selten zu einem stabilen Arbeitsplatz. Der formelle Arbeitsmarkt, der entweder gesättigt oder wenig integrativ ist, kann nur einen Bruchteil dieser Arbeitskräfte aufnehmen.

Eine Wirtschaft, die der Nachfrage nicht gewachsen ist
Obwohl die senegalesische Wirtschaft in Bereichen wie Telekommunikation, Infrastruktur und Landwirtschaft dynamisch ist, schafft sie nicht genügend Arbeitsplätze, um dem demografischen Wachstum gerecht zu werden. Jedes Jahr strömen Hunderttausende junger Menschen auf den Arbeitsmarkt, aber nur wenige finden eine bezahlte Beschäftigung. Der öffentliche Dienst, früher oft als letzter Zufluchtsort angesehen, ist inzwischen überfüllt und unterliegt Sparmaßnahmen. Der Privatsektor bleibt schwach strukturiert, ist auf ausländische Finanzierungen angewiesen und anfällig für globale Krisen.

Dieses Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt drängt viele Jugendliche in den informellen Sektor – eine Welt ohne Sozialschutz, ohne Sicherheit und mit unregelmäßigen Einkommen. Der Beruf des Elektrikers oder Klempners, einst mit Stolz ausgeübt, ist heute oft ein reines Überlebensmittel und findet buchstäblich auf offener Straße statt – stets auf der Suche nach Kunden.

Prekäre Lebensverhältnisse als Normalität
Mamadou, 27 und gelernter Elektriker, beginnt seine Tage früh – oft ohne am Abend einen einzigen Franc verdient zu haben. „Ich gehe jeden Morgen mit meinen Werkzeugen los. Ich durchquere die Viertel, manchmal zu Fuß, manchmal mit dem Clando (Sammeltaxi). Es kommt vor, dass ich den ganzen Tag umherlaufe, rufe, frage, ob jemand eine Installation braucht. Aber oft kehre ich mit leeren Händen zurück“, sagt er resigniert.

Fatoumata, 25, hat in einem Berufsbildungszentrum in Rufisque eine Ausbildung zur Klempnerin gemacht. Sie läuft täglich durch Märkte und Wohngegenden. „Ich habe ein Zertifikat, ich habe das Können, aber keinen Laden, keine Mittel für gutes Werkzeug. Ich muss mir für jeden Einsatz das nötige Equipment leihen“, erklärt sie. Manchmal vergehen mehrere Tage ohne einen Auftrag. „Viele Leute trauen Frauen in diesem Beruf nicht. Aber ich mache meine Arbeit gut. Ich will einfach nur eine Chance.“

Der Blick Richtung Europa
Abdoulaye, 30, seit fünf Jahren Elektriker mit Diplom, arbeitet mit Gelegenheitsjobs in den ärmeren Vierteln von Dakar. „Ich bin im informellen Bereich tätig, weil ich keine feste Anstellung gefunden habe. Ich habe Dutzende Bewerbungen abgeschickt – keine Antwort. Also mache ich Hausbesuche“, berichtet er. Viele geben letztlich ihren Beruf auf, weil es an Stabilität fehlt. „Wir wollen arbeiten. Wir wollen nur, dass unser Können anerkannt und in einem echten Job geschätzt wird.“

Wie sie leben Tausende junger Menschen in der Angst vor dem nächsten Tag. Sie stehen unter familiärem und gesellschaftlichem Druck, kämpfen mit dem Gefühl des Scheiterns – und viele ziehen schließlich die illegale Migration in Betracht, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft in Europa oder anderswo. Das Phänomen der Piroggen, die in Richtung Kanarische Inseln ablegen, ist zum Teil Ausdruck dieser sozioökonomischen Sackgasse.

Ein Appell für eine inklusivere Beschäftigungspolitik
Öffentliche Programme wie die DER (Delegation für schnelle Unternehmensgründung), Finanzhilfen für junge Unternehmer oder Berufsbildungszentren versuchen, auf die Krise zu reagieren. Doch ihr Einfluss bleibt begrenzt angesichts des Ausmaßes der Probleme. Der Zugang zu Finanzierung ist oft an komplexe Verwaltungsprozesse geknüpft oder scheitert an entmutigenden Anforderungen – besonders für Jugendliche ohne Unterstützung. (Quelle: afrik.com)