Berlin, 27. Mai: Grundsteinlegung für das House of One – Synagoge, Kirche und Moschee unter einem Dach

Berlin, 27. Mai: Grundsteinlegung für das House of One - Synagoge, Kirche und Moschee unter einem Dach
Geistliche mit Ziegelstein, (v.l.n.r.) Pfarrer Gregor Hohberg, Rabbiner Andreas Nachama und Imam Kadir Sanci, © Klemens Renner

Mit dem House of One entsteht im Zentrum Berlins ein Sakralbau in neuartiger Architekturtypologie mit einer Synagoge, einer Kirche und einer Moschee unter einem Dach – verbunden über einen für alle offenen Begegnungsraum im Zentrum des Gebäudes. Vertreterinnen und Vertreter anderer Religionen und Weltanschauungen sowie die säkulare Stadtgesellschaft werden durch diesen vierten Raum ausdrücklich eingeladen und einbezogen. Menschen jüdischen, christlichen und muslimischen Glaubens legen gemeinsam am 27. Mai 2021 im Zentrum der deutschen Hauptstadt den Grundstein für das House of One. Ab 10.30 Uhr kann das Vorprogramm und anschließend, ab 11 Uhr, die Zeremonie über den Livestream verfolgt werden.

Coronabedingt findet die Grundsteinlegung ohne Gäste statt. Die Zeremonie mit den beteiligten Akteurinnen und Akteuren vor Ort auf dem Petriplatz wird daher auf digitalem Weg in die Welt gebracht. Im Verlauf des Tags können Sie an weiteren Veranstaltungen digital teilnehme: an Gebeten, einer digitalen Fragestunde und der Festrede des Philosophen Wilhelm Schmid.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble sowie der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, haben ihre Teilnahme an der Feier vor Ort zugesagt. wie auch Azza Karam, die Generalsekretärin von Religions for Peace, die sich mit einer Grußbotschaft zur Grundsteinlegung aus New York meldet.

Weitere Teilnehmende:

Bischof Christian Stäblein, Evangelische Kirche (EKBO)

Rabbiner Walter Homolka, Rektor des Abraham Geiger Kollegs, Potsdam

Ercan Karakoyun, Vorsitzender Stiftung Dialog und Bildung, Berlin

Johannes Kuehn, Architekt von dem Büro Kuehn Malvezzi, Berlin

Rabbiner Andreas Nachama, House of One

Pfarrer Hohberg, House of One

Imam Kadir Sanci, House of One

Roland Stolte, Vorsitzender des Verwaltungsdirektorium, Stiftung House of One

Sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des House of One

RAHMENPROGRAMM AM 27. Mai 2021
9.00 Uhr – Morgengebet aus der Moschee der Kultur Akademie e.V. mit Imam Kadir Sanci

13.00 Uhr – Mittagsgebet aus der Marienkirche mit Pfarrer Gregor Hohberg
15.00 Uhr – Digitale Fragestunde: Was ich schon immer über das House of One wissen wollte… Rabbiner, Pfarrer und Imam antworten (Anmeldung: grundsteinlegung@house-of-one.org)
18.00 Uhr – Festvortrag des Philosophen Wilhelm Schmid: „Religionen geben Antworten – aber was ist die Ausgangsfrage? Worum es dem House of One geht“.
19.00 Uhr – Abendsegen aus der Synagoge Sukkat Schalom mit Rabbiner Andreas Nachama

„Die Grundsteinlegung ist ein wichtiger Schritt hin zur baulichen Vollendung unseres interreligiösen Friedensprojekts“, sagt Rabbiner Andreas Nachama, House of One. „Seit vielen Jahren sind wir bereits im interreligiösen Dialog aktiv und tragen in unserer täglichen Arbeit in der Stiftung House of One immer wieder aufs Neue unseren Beitrag zu mehr Verständnis, Toleranz und Miteinander in unserer Gesellschaft bei.“ Umso schöner sei es, nun bald auch die Errichtung des gebauten Symbols dieser Verständigungsarbeit begleiten zu können.

Pfarrer Gregor Hohberg vom House of One kommentiert das bevorstehende Ereignis so: „Wir freuen uns sehr, dank großer Unterstützung von vielen Seiten und mit Gottes Hilfe so weit gekommen zu sein.“ Seit zehn Jahren setze das House of One bereits inhaltliche Akzente. Nun werde diese Arbeit bald in der Mitte Berlins Tag für Tag sichtbarer. „Und diese Freude über das nun auch bauliche Wachsen dieses einzigartigen Friedensprojekts der Religionen steigt mit jedem Stein, der für das Haus gelegt werden wird.“ Das House of One wird auf den historischen Fundamenten der einstigen Petrikirche gebaut werden. Das im Zweiten Weltkrieg beschädigte Gotteshaus wurde zu DDR-Zeiten abgerissen.

Ursprünglich sollte der Grundstein am 14. April 2020 gelegt werden, musste aber coronabedingt abgesagt werden. Es wäre der Jahrestag der Uraufführung von Lessings Drama „Nathan der Weise“, der im Jahre 1783 in Berlin erstmals gezeigt wurde. Das Werk ist ein Plädoyer für Humanismus und die friedliche Verständigung zwischen den Religionen und der Gesellschaft. „Damals öffnete sich Berlin für die erste Aufführung von Lessings wichtigem, damals sehr umstrittenen Werk“, sagte Imam Kadir Sanci, ebenfalls Mitglied des Präsidiums des House of One. „Heute öffnet sich Berlin einmal mehr für einen besonderen Weg der Verständigung unter den Religionen.“ Diese Offenheit werde nicht nur die drei Religionen – Judentum, Christentum und Islam – betreffen, welche die Stiftung House of One gegründet haben. Sie gehe weit darüber hinaus und lade alle Anders- und Nichtglaubende zum Dialog ein.

Großteil des Baus finanziert
Vier Jahre sind für die Errichtung des House of One eingeplant. Die Kosten des Baus belaufen sich auf insgesamt 47 Millionen Euro. Im Dezember 2020 hatte der Deutsche Bundestag weitere 10 Millionen Euro für das Gebäude zugesagt. Insgesamt beträgt nun die Summe, die der Bund zum Bau des House of One beisteuert, 20 Millionen Euro. Weitere zehn Millionen Euro hatte das Land Berlin bereitgestellt. Mit privaten Spenden und sonstigen Zuwendungen ist ein großer Teil der Baukosten inzwischen abgedeckt. Die verbleibende Lücke von knapp acht Millionen Euro soll über Spendenaufrufe geschlossen werden.

Letzte archäologische Grabungen
Vor der Grundsteinlegung kehrten noch einmal die Archäologen unter Leitung von Claudia Melisch noch einmal auf den Bauplatz zurück. Wo bis 2019 eine mächtige Platane stand, die baubedingt gefällt werden musste, war der Boden des ehemaligen Kirchhofs der Petrikirche noch unerforscht. In den vergangenen Wochen konnten die Wissenschaftler Reste der letzten Petrikirche als auch des barocken Vorgängerbaus freigelegt werden. Nur vereinzelt wurden noch Knochen gefunden. Während der mehrjährigen Grabungen bis 2015 hatte Claudia Melisch fast 4000 Skelette auf dem einstigen Friedhof geborgen.