Buchtipp: „Nkrumah – Ghanas Visionär für Afrika“

Buchtipp: "Nkrumah - Ghanas Visionär für Afrika"Von hoher Aktualität sind die Visionen eines geeinten Afrika des ehemaligen Präsidenten Ghanas. Die von Nkrumah formulierten Ideen haben nichts von ihrer Bedeutsamkeit für die unmittelbare Gegenwart eingebüßt.

Autor Thomas Kacza zeichnet in den einzelnen thematischen Kapiteln die verschiedenen Lebensabschnitte von Nkrumah nach.

Geboren 1909 in der britischen Kronkolonie als Sohn eines Goldschmiedes und einer Kleinhändlerin. Nach der katholischen Missionsschule und einigen Jahre Lehrtätigkeit folgen 1935 zehn Jahre in Amerika mit Studium und Arbeit. Dort erwirbt er Abschlüsse in Volkswirtschaftslehre, Theologie, in Pädagogik und Philosophie an der Lincoln Universität in Pennsylvania.

Seine Zeit in England, als Vizepräsident der westafrikanischen Studenten, nutzt er zu verstärktem Engagement, zum Publizieren seiner Vorstellungen, sowie zur Lektüre von Hegel, Marx, Lenin und Mazzini. Die Ideen eines geeinten und starken Afrikas gewinnen immer mehr an Kontur.

Sieben Jahre später kehrt Nkrumah nach Ghana zurück, organisiert Streiks und gründet die Convention People’s Party, CPP.Trotz seiner Verhaftung gewinnt seine Partei die Wahlen 1951. Er wird Premierminister. Erst 1960 wird Ghana zur Republik erklärt und Nkrumah der erste Präsident.

In dieser Periode ist Ghana zwar der weltweit größte Exporteur von Kakao, allerdings existiert keine einzige Anlage, um diesen Rohstoff vor Ort zu verarbeiten.

Die beiden ersten 5-Jahrespläne (1951-1964) sollten die Grundlage für die Entwicklung der Goldküste bilden. In dieser Situation entstehen Staatsbetriebe, Straßen und der Hafen werden ausgebaut, der Akosombo-Staudamm zur Stromgewinnung realisiert, Schulen und Universitäten werden etabliert.

Der nachfolgende 7 Jahresplan konzentriert sich auf ein rasches Wachstum der nationalen Wirtschaft, eine sozialistisch geprägte Transformation der Wirtschaftsbereiche, sowie die Vernichtung der vorhandenen Wirtschaftsstrukturen der Kolonialzeit und den Aufbau eines kontinentalen Binnenmarktes.

Die Befreiungsbewegungen der afrikanischen Kolonien erfahren Ghanas Unterstützung.

Seine Reisen führen Nkrumah nicht nur in afrikanische Länder, sondern auch in die USA, nach China, Russland, und in die beiden damals existierenden deutschen Staaten. Unermüdlich wirbt er für seine Idee eines geeinten Afrika und sucht finanzielle Unterstützung für seine wirtschaftlichen Pläne mit dem Aufbau einer Landwirtschaft und einer Industrie. Castro, Chruschtschow, Kennedy, Kenyatta, Lumumba und Nehru sind nur einige seiner Verbindungen. Eine gemeinsame Front und ein gemeinsames afrikanisches Bewusstsein erklärt er als unabdingbar (In: Africa Must Unite,1963). Ebenso aktuell sind seine Kritikpunkte an den transnationalen Konzernen, die nur an der Ausbeutung afrikanischer Rohstoffe Interesse haben. (In: The Last Stage of Imperialism, 1965)

Im Inneren, so die Analyse von Thomas Kacza, wird die autoritäre Herrschaft des Präsidenten durch ein Einparteiensystem weiter gestärkt. Zum anderen gerät das Land immer mehr in finanzielle Schwierigkeiten. Sinkende Weltmarktpreise für Kakao, steigende Lebenshaltungskosten und Streiks sind Gründe für die wachsende Unzufriedenheit mit den Regierenden.

1966: Nkrumah hält sich zu einem Besuch in Peking auf. Mit Unterstützung der USA putscht das Militär. Der Präsident erhält in Guinea Asyl. Von dort publiziert er seine Vorstellungen, sowie seine Erfahrungen. So in „The Big Lie“, 1968.

Die Regierungszeit von Nkrumah werden von Thomas Kacza als eine für Ghanas Entwicklung Wegweisende charakterisiert.

Diese Veröffentlichung bietet zahlreiche Hinweise, sich vertiefend mit Nkrumah und dem historischen Kontext dieser Ereignisse zu befassen.

Die vorliegenden Analysen, unterstützt durch die Fußnoten, sind ein lohnenswerter Einstieg, die unmittelbare Wirklichkeit der internationalen Gesellschaft und einer weltweiten Entwicklung intensiver zu beleuchten.  (Theresa Endres)

Thomas Kacza
Nkrumah, Ghanas Visionär für Afrika
240 Seiten, 2021, 18 Euro
NORA Verlagsgemeinschaft
ISBN 978-3-86577-5000-5