Buchtipp: „Wir Gotteskinder“

Buchtipp: "Wir Gotteskinder"Der Roman erzählt aus dem Leben einer Familie aus Ghana. In Deutschland, in England und in Ghana spielen die Geschehnisse. Zentrale Figur ist Maya, in Deutschland aufgewachsen. Der Besuch der Internatsschule hinterlässt seine Spuren. Das Mädchen verbarrikadiert sich in seinen Tagträumen. Sie findet wenig Resonanz, wenn sie berichtet, dass sie eine Prinzessin sei. Die Autorin zeigt facettenreich in ihren minuziösen Schilderungen die zahlreichen schmerzhaften Momente im Leben des Kindes. Die Eltern sind mit sich selbst beschäftigt, Maya vermisst ihr Mitgefühl.

In 28 Kapiteln werden die Leser*innnen durch das Leben in Deutschland, London und Accra geführt. Es sind die Stationen, in denen die Autorin beschreibt, was die Hauptfigur intensiv erlebt: die Wogen der Gefühle, Traurigkeit, Freude und Stolz wechseln sich ab.

Im autobiografisch angelegten Roman ist für Maya die Familie ihr besonderer Rückzugspunkt.

Mit dem Vater verbindet sie eine ungewöhnliche Beziehung. Mit ihm teilt sie seine Liebe zur Literatur. Ihre Mutter fühlt sich wohler in einer Welt, die ihren Ansprüchen auf königliches Leben Raum gibt.

Ihr Bruder Kojo ist ihr wichtig, auf der Suche nach einem gemeinsamen Weg: Ihre Vorstellungen, ihre Bedürfnisse und ihre Wünsche durchziehen den Text. Wer möchte ich sein, wer kann und wer darf ich sein.

Die beiden Geschwister planen ein Museum. Sie wollen einen angemessenen Platz finden für ihre Vergangenheit, ihre verwurzelten Traditionen, die für sie Zukunft bedeuten.

Verwischte Spuren sind neu zu entdecken. Der Bruder gibt ihr die Zuneigung, die sie braucht.

Ihre gemeinsamen Träume, ihre Welt gemeinsam zu gestalten sind ihre gesteckten Ziele. Diese wichtigen Elemente in den erzählerischen, mit philosophischen Passagen durchsetzten Darlegungen. Es spiegelt sich wider, in dem Ringen um einen Platz in der Gesellschaft, um Anerkennung, ein allgegenwärtiges Bedürfnis in allen Kulturen.

Der Roman ist ein nicht alltägliches Lesevergnügen. Er lässt ausreichend Platz für eigene Empfindungen und Interpretationen. Lohnend, sich damit zu beschäftigen.

Nana Oforiatta Ayim ist die Enkelin des Königs der ghanaischen Region Akyem Abuakwa. Studiert hat sie afrikanische Kunstgeschichte, in New York arbeitete sie für die UNO. Mit ihrem Film „Okay Afrika“ hat sie ein Bild von der Geschichte Afrikas vermittelt. Bei der Biennale in Venedig wirkte sie aktiv mit.

“ Wir Gotteskinder“ ist ihr Debütroman. Der Titel des Buches bezieht sich auf eine Person; die alle Ereignisse genau anschaut, sie hinterfragt, hinsieht. Sicherlich wird die in Accra, der Hauptstadt Ghanas lebende Verfasserin, weitere Werke mit beachtenswerten Gedanken veröffentlichen. (Theresa Endres)

Nana Oforiatta Ayim
Wir Gotteskinder, Roman
Aus dem Englischen von Reinhild Böhmke
272 Seiten , 2021, Penguin Verlag
22,00 Euro
ISBN -103328601465