CD-Tipp: Nina Ogot (Kenia) – Ukumbu.KE

CD-Tipp: Nina Ogot (Kenia) – Ukumbu.KE

Nina Ogot bringt ihr viertes Album heraus und stellt ihre neue Musik in Kenia und in Europa live dem Publikum vor. Die Neuerscheinung Ukumbu.KE ist ein kompaktes und frisch daherkommendes Neun-Track-Album. Es beweist erneut, wie sehr Ogot als Live-Performerin denkt und fühlt: Kein am Produzententisch designtes Kunstprodukt, sondern ein nah am Live-Sound von ihrer Band eingespieltes Werk tönt aus den Lautsprechern. Perlende Gitarren, lässig groovende Percussions und melodisch-fröhliche Bläser ergänzen sich perfekt mit den souverän vorgetragenen Strophen der Kenianerin, deren einmalige Stimmfarbe wunderbar zur Geltung kommt.

Ukumbu.KE handelt von Erinnerungen, kulturellen wie persönlichen. Vergessene traditionelle Songs, alte Filme, legendäre TV-Persönlichkeiten, Bilder aus ihrer Kindheit leben in den Liedern wieder auf – und Ogot präsentiert sich in der CD-Hülle humorvoll als Comic-Heldin einer vergangenen Zeit. Passend dazu bringt die Sängerin noch eine Neuvertonung eines frühen Songs von ihrer ersten CD ins Programm, die ihre musikalische Entwicklung seit dem Debut 2008 beeindruckend festhält.

Ihre anklagende Hymne Chokoraa, die das Schicksal der Straßenkinder thematisiert, ist nun dramatisch-drängend von ihrer achtköpfigen Band in Szene gesetzt. Auf Ukumbu.KE zeigt Nina Ogot, wie Erinnerungen auch die moderne kenianische Gesellschaft prägen. Zugleich stärkt sie die kulturelle Wurzel, indem sie traditionelle Musik zitiert: Taarab-Melodik aus dem Osten Kenias, Bango, perkussiven Isukuti der Luhya oder den spirituellen Dodo der Luo. So ist denn auch der Albumtitel ein Wortspiel, das die Erinnerungen (Suaheli „ukumbu“) in der Form „ukumbuke“ (lasst uns erinnern) durch die Schreibweise „.KE“, die Domain-Endung Kenias, ins Hier und Heute übersetzt. Nina Ogot bleibt dabei ihrer Linie treu und singt ausschließlich in der Landessprache Suaheli sowie in ihrer Muttersprache Dholuo.

Die Thematik bedeutet indes nicht, dass die Musik nun verträumt-nostalgisch daher-käme, gerade so wenig, wie die echte Szene eines Schwarz-Weiß-Bildes farblos ist. Die neuen Songs sprühen vor Energie, Ogots bestens aufgelegte Rhythmusgruppe um Bassist Mike Munene treibt den Groove scheinbar mühelos und unwiderstehlich voran, Bläser und Gitarren entfalten wunderbare Melodien. Vor allem überzeugt aber die Sängerin selbst mit der ihr eigenen Frische, Souveränität und Sinnlichkeit.

Hatte sie auf „Dala“, ihrer letzten Veröffentlichung, mit etlichen europäischen Musikern zusammengearbeitet, nahm die Kosmopolitin Ogot ihr viertes Album Ukumbu.KE nun wieder in Nairobi auf, um die kenianische Note authentisch einzufangen. Lediglich ihren Bläsersatz ließ sie erneut in Europa arrangieren und aufnehmen, was sich in einer ausgefeilten Satztechnik niederschlägt. Überhaupt leben die neuen Songs nicht nur davon, in exotischen Grooves zu schwelgen, sondern von den straffen, gelungenen Arrangements der Singer-Songwriterin, die ihre Stücke ebenfalls selbst komponiert.

Nina Ogot präsentiert ihr neues Programm u.a. im Rahmen einer Sommer-Tour in Deutschland und benachbarten Ländern. (nuzz.com)