In Gabun ist die Hochzeit weit mehr als nur ein Ereignis. Sie ist eine Reise in das Herz einer reichen Kultur, in der sich Liebe und Traditionen verweben. Wie wird diese Verbindung gefeiert? Tauchen Sie ein mit mir in diese einzigartige Hochzeitszeremonie!
Die Hochzeit in Gabun ist eine wichtige Institution und teilt sich in mehrere Phasen: die standesamtliche Trauung, die religiöse Zeremonie und die traditionelle Hochzeit. Diese ist geprägt von jahrhundertealten Traditionen und Emotionen, sie vereint Moderne und alte Bräuche.
Der Ehevertrag: Ein grundlegender Schritt
Bevor die Feierlichkeiten beginnen, steht ein Besuch beim Notar an. Dort besprechen und unterzeichnen die zukünftigen Eheleute in Anwesenheit von Zeugen einen Ehevertrag. Diese Phase ist weit mehr als eine bloße administrative Formalität. Hier entscheidet das Paar über den rechtlichen Rahmen ihrer Verbindung, wie zum Beispiel Gütergemeinschaft oder Gütertrennung, und auch in punkto Polygamie: diese darf nur durchgeführt werden, wenn die zukünftige 1. Ehefrau dieser zustimmt – was natürlich fast ausnahmslos niemand mehr macht.
Die Feier: Der Höhepunkt der Vereinigung
Der große Tag ist gekommen. Nach Monaten der Vorbereitung ist es Zeit zu feiern und sich vor der Verwandtschaft und der Gemeinschaft zu vereinen. Oft beginnt der Tag mit einer standesamtlichen Trauung, bei der die zukünftigen Eheleute vor dem Standesbeamten ihre Gelübde ablegen. Manche Paare machen es allerdings umgekehrt: die standesamtliche Trauung findet erst nach der traditionellen Zeremonie statt, und wieder andere zelebrieren die traditionelle Trauung erst später – manchmal nach Jahren – da dies für den Bräutigam eine sehr teure Angelegenheit ist.
In Gabun ist die traditionelle Hochzeit eine Gelegenheit, die reiche lokale Tradition zu zelebrieren – Bräuche, die die Einzigartigkeit und Schönheit der gabunischen Kultur ausmachen.
Vor einer Woche durfte ich bei einer solchen Zeremonie dabei sein, Jules, einer der Geschäftsführer des Strandhotels/-restaurants TROPICANA in der Hauptstadt Libreville, wo ich immer residiere, wenn ich dort bin, hatte mich eingeladen. Da alle Teilnehmenden jeder „Seite“ Kleidung aus einem Baumwollstoff mit demselben Muster tragen müssen, wurde sogar extra für mich ein Oberteil angefertigt!
Losgehen sollte es um 12h00 mittags, wir fuhren erst viel später hin – was gut war, denn letztlich begannen die Feierlichkeiten erst um 15h00!
Bei der Ankunft im Dorf Rinadzala finden wir zwei Zelte vor, rechts das des Bräutigams, links das der Braut. Jede der Parteien hat einen „Orateur“, einen Sprecher, der die Interessen der jeweiligen Seite vertritt. Der des Bräutigams fängt also an, bietet der anderen Seite einen bestimmten Geldbetrag an, legt ihn auf den Boden, und der andere gibt dann dazu seine Kommentare ab, ob es genug ist oder nicht etc., bis man sich schließlich einigt. Letztlich wurden es umgerechnet gut 3000 Euro. Beide Sprecher beginnen dann ein endloses Palaver.
Es wird berichtet, wie die Brautleute sich kennengelernt haben, der Brautvertreter stellt die Bedingungen seiner „Seite“ vor, der Bräutigamsprecher macht entsprechende Zusagen, das Ganze untermalt von teils recht lustigen Histörchen, von denen ich allerdings nicht alles verstehe, denn manches wird in Pounou, einer lokalen Sprache und Muttersprache der Braut, erzählt.
Traditionelle Lieder und Tänze
Eine gabunische Hochzeit ohne Musik und Tanz ist unvorstellbar. Die Festlichkeiten sind geprägt von traditionellen Melodien und mitreißenden Rhythmen, die die Geschichte der Vorfahren, die Weisheit der Älteren und die Hoffnungen für die Zukunft erzählen. Diese Momente sind das Herz der Feier und verstärken das Gefühl der Zugehörigkeit und Gemeinschaft – so auch hier. Immer wieder treten zwischendurch Tanzgruppen auf, die das Ganze bereichern, und auch die Sprecher verweisen in ihren Erzählungen immer wieder darauf.
Ninon, die Braut, erscheint erst später – zunächst in einem einfacheren Kleid, und sie hält sich einen Fächer vor das Gesicht – der das Hymen symbolisieren soll, erklärt einer der Sprecher.
Gegen Abend – denn die Brautleute müssen zusammengeführt werden, bevor die Sonne untergeht – kommt dann ein Pickup vorgefahren mit Unmengen von Utensilien, Kochtöpfen, Bettdecken, Gasflaschen, Äxte, Macheten, unzähligen Getränken einschließlich mehrerer Whiskeyflaschen etc., die auf dem Boden platziert werden. Anschließend wird das Ganze abgeräumt, dann kommt eine weitere Lieferung mit vielen Nahrungsmitteln – und lebenden Hühnern! Weitere Teile der Mitgift – eigentlich untersagt in Gabun, aber in diesem traditionellen Rahmen gilt das als Symbol und wird toleriert.
Dann endlich ist es so weit: die Braut erscheint in ihrem endgültigen Kleid, die Brautleute werden feierlich zusammengeführt, fotografiert, und dann gibt es das Hochzeitsessen – auf das wir aber verzichtet haben, denn die ganze Prozedur war doch recht anstrengend.
Diese Hochzeit war für mich ein Einblick in die reiche Tradition und die tiefe Bedeutung, die Hochzeiten in Gabun haben. Es ist eine Feier von Liebe, Familie und Kultur, die das Herz und die Seele der gabunischen Gesellschaft widerspiegelt. (Ingrid Aouane)