Erdbeben in Marokko: Das beschämende Verhalten internationaler Fluggesellschaften

Erdbeben in Marokko: Das beschämende Verhalten internationaler Fluggesellschaften
Patio eines Riads in Marrakesch. Foto: Ingrid Aouane

Mehr als 2000 Tote, Tausende von Verletzten und Zehntausende von Obdachlosen. Die humanitäre Katastrophe erschüttert Marokko, aber Fluggesellschaften wie Ryanair oder EasyJet fliegen weiterhin Touristen ein. Das berichtet das Onlineportal afrik.com.

In der ersten Hälfte des Jahres 2023 hatte Marokko mehr als 6,5 Millionen Besucher angezogen. Marrakesch ist das wichtigste Zielgebiet für Touristen. Neben der humanitären Katastrophe bahnt sich also auch eine wirtschaftliche Katastrophe mit einem starken Rückgang der Besucherzahlen in den nächsten Monaten an.

Die französischen Reiseveranstalter haben bereits 60 % der bis zum Jahresende geplanten Aufenthalte storniert. Mit 4 Millionen Franzosen, die jedes Jahr nach Marokko reisen, ist das Hexagon der wichtigste „Touristenlieferant“, verbunden mit entsprechenden Devisen.

Verschieben von Aufenthalten zur Unterstützung der Wirtschaft
Um den Marokkanern zu helfen, die in erster Linie humanitäre Hilfe, Unterkünfte und Nahrungsmittel benötigen, ist es daher nicht sehr hilfreich, wenn sich Touristen in den Trümmern aufhalten. Viele Hotels sind zerstört und nicht in der Lage, Touristen normal zu beherbergen. Andere, wie das von Cristiano Ronaldo, werden in Notunterkünfte umgewandelt, um denjenigen, deren Häuser zerstört wurden, ein menschenwürdiges Dach über dem Kopf zu bieten.

Das Beste, was Reisende, die die Möglichkeit haben, tun können, ist daher, ihren Aufenthalt zu verschieben. Heute werden sie ein Ärgernis für die Helfer sein. Morgen werden sie Arbeit bringen und die Wirtschaft unterstützen, wenn Marrakesch wieder aufgebaut wird.

Doch während die Rettungskräfte ihre Arbeit fortsetzen und zahlreiche Gebäude beschlagnahmt wurden, um die Betroffenen unterzubringen, halten einige Fluggesellschaften an ihren Charterflügen fest, die Touristen nach Marrakesch bringen!

Fingerzeig auf Ryanair und EasyJet
Für Ryanair kommt es nicht in Frage, Geld zu verlieren. Wenn ein in Marokko anwesender Tourist seinen Flug umbuchen und notfalls zurückfliegen will, weil seine Unterkunft zerstört wurde, muss er ein neues Ticket bezahlen. Wenn Touristen ihre Reise stornieren oder verschieben wollen, weil ihr zerstörtes Hotel sie nicht aufnehmen kann, haben sie Pech gehabt. Es gibt keine Rückerstattung oder Umtausch.

Eine französische Reisegruppe auf Facebook teilt die Kritik an Ryanair. Dort finden sich Posts wie dieser: „Helft mir! Ich habe eine Buchung und fliege nächste Woche nach Marrakesch. Nach dem Erdbeben und der Zerstörung und Schließung unseres Riads (Hotels) möchte ich meine Flugbuchungen ändern. Alles, worum ich bitte, ist, dass Ryanair einer kostenlosen Umbuchung zustimmt. Marrakesch ist jetzt kein Ort, an den man gehen kann, das Land trauert. Aber der Kundenservice hat meine Anfrage gerade mit der Begründung abgelehnt, dass die Flüge aufrechterhalten werden. Was kann ich tun?“

Auch bei Easyjet gab es keine Änderungen. Denn wie die Fluggesellschaft sagt, sind die Flughäfen in Marokko geöffnet. Sie raten ihren Reisenden Kunden lediglich, sich auf der Website der Fluggesellschaft zu vergewissern, dass der Flug nicht annulliert wurde.

Humanitäre Hilfe ist leider nicht immer mit dem Business vereinbar …