Erster Afrikaner gewinnt den renommierten Pritzker-Preis

Erster Afrikaner gewinnt den renommierten Pritzker-PreisFrancis Kéré steht nun in einer Reihe mit Architektur-Giganten wie dem großen Gottfried Böhm. Der in Burkina Faso geborene Architekt Diébédo Francis Kéré hat in diesem Jahr den renommierten Pritzker-Preis gewonnen. In den Anfangsjahren wurde der Preis vor allem in die Vereinigten Staaten vergeben, wo die aus Chicago stammende Familie Pritzker und ihre Hyatt-Stiftung residieren. Der 56-jährige Kéré ist der erste Afrikaner, der in der mehr als 40-jährigen Geschichte des Preises, der als höchste Auszeichnung auf diesem Gebiet gilt, ausgezeichnet wurde. Er besitzt die doppelte Staatsbürgerschaft von Burkina Faso und Deutschland.

Nach einer Tischlerausbildung kam Kéré mit einem Stipendium in den 1980er Jahren nach Deutschland und studierte Architektur an der TU Berlin, Harvard University Graduate School of Design (Massachusetts, USA) und an der Yale School of Architecture (Connecticut, USA).

Die Liste seiner Werke ist lang: der Sommerpavillon der Serpentine Galleries in London, der Xylem Pavillon in Montana/USA, die Gebäude für Schlingensiefs phantastisches Opern-Dorf 30 Kilometer nordöstlich der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou, sowie anderen afrikanischen Staaten wie Mali, Kenia und Mosambik. Weitere größere Bauten sind in Planung und teilweise schon im Bau, wie das Goethe-Institut in Dakar/Senegal, die Nationalversammlungen in Ouagadougou/Burkina Faso und Porto Novo/Benin. In Deutschland: eine Waldorfschule im oberbayrischen Weilheim und ein Turm für die Forschung an der Technischen Universität München.

Architektur, die lokale Bautradition respektiert
Diébédo Francis Kéré wurde von den Jurymitgliedern dafür gelobt, dass er seine architektonischen Werke „mit den Traditionen, Bedürfnissen und Bräuchen seines Landes“ verbindet.

Afrikanische Architekten, wie Diébédo Francis Kéré bevorzugen herkömmliche Fertigkeiten, traditionelle Bauweisen und lokale Materialien. Lokaler Felsstein kann oft für die Wegbepflasterung und das Fundament der Gebäude herangezogen werden. Er passt seine Bauweise in Afrika den örtlichen Gegebenheiten und der lokalen Bautradition an. Er nutzt einfache Materialen wie Lehm, Holz und Stein, mit denen die meisten Afrikaner arbeiten können. Handgefertigte Ziegel werden mit Luftlöchern perforiert, damit die Hitze entweichen kann. Teure Klimaanlagen sind überflüssig. Für seine Schule in seiner Heimatstadt Gando wurde Kéré mit mehreren internationalen Preisen ausgezeichnet. Seit Oktober 2017 hat er die Professur für „Architectural Design and Participation“ an der Technischen Universität in München inne. 2016/2017 zeigten die Pinakothek der Moderne und das Architekturmuseum der TU München unter dem Titel „Radically Simple“ Modelle und Fotos der bemerkenswerten Arbeiten von Diébédo Francis Kéré.

(Quelle: achgut.com,   mit freundlicher Genehmigung des Autors Volker Seitz*,  Foto: Astrid Eckert CC BY 3.0 via Wikimedia Commons)

*Volker Seitz war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das deutsche Auswärtige Amt tätig, zuletzt als Botschafter in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und Äquatorialguinea mit Sitz in Jaunde. Er gehört zum Initiativ-Kreis des Bonner Aufrufs zur Reform der Entwicklungshilfe und ist Autor des Bestsellers „Afrika wird armregiert“.  Die aktualisierte und erweiterte 11. Auflage erschien am 18. März 2021. Volker Seitz publiziert regelmäßig zu afrikanischen Themen und hält Vorträge (z.B. „Was sagen eigentlich die Afrikaner“, ein Afrika-ABC in Zitaten).