FESPACO 2023 / Cheick Oumar Sissoko, malischer Filmemacher: „Man muss Filme machen, um die Schönheit des Kontinents zu zeigen“

FESPACO 2023 / Cheick Oumar Sissoko, malischer Filmemacher: "Man muss Filme machen, um die Schönheit des Kontinents zu zeigen"
Bild: maliactu

In Anwesenheit des Kultusministers von Burkina Faso und des Direktors des CNCM Mali, sowie afrikanischer und europäischer Filmemacher:innen wurde am 2. März die Bronzestatue des malischen Regisseurs Cheick Oumar Sissoko am Platz der Cineasten feierlich enthüllt. Theresa Endres sprach mit ihm für AFRICA live …

FESPACO 2023 / Cheick Oumar Sissoko, malischer Filmemacher: "Man muss Filme machen, um die Schönheit des Kontinents zu zeigen"Th. E: Vor einigen Tagen haben Sie in einer öffentlichen Zeremonie eine besondere Auszeichnung erhalten. Eine Statue wurde für Ihre Bemühungen um die Förderung von Kultur und Film eingeweiht. Auf diesem Platz finden sich alle bekannten Filmemacher der afrikanischen Nationen. Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie?
C. O. Sissoko: Es war für mich eine Überraschung. Für mich ist es eine Anerkennung und Wertschätzung der Arbeit, die ich geleistet habe, eine Art internationale Würdigung. Wichtig für meine Kinder, wichtig für mich, weil es für mich die Akzeptanz meiner filmischen Arbeit bedeutet. Meine Familie, meine Kinder, meine Freunde und Filmfans können mich hier jedes Mal finden, wenn sie den Platz der Cineasten besuchen. Die Zeremonie, die stattgefunden hat, war wie die Preisverleihung des ersten Preises, des „Etalon d’or“ (Goldener Hengst) im Jahr 1995.

1995 haben Sie den Etalon de Yennenga für Ihren Film „Guimba, un tyran, une époque“ gewonnen. Was hat Sie motiviert, diesen Film zu drehen?
Die Situation des afrikanischen Kontinents. In „Guimba“ geht es um Fragen der Macht, der Demokratie, aber auch um den kulturellen Reichtum und die kulturelle Vielfalt, die wir durch die Frauen, die Tradition der Kavallerie und alle Arten von Veranstaltungen sehen, die wir durch die Kostüme, die Kulissen und den Schmuck zeigen konnten. Es geht um die Frage nach den Beziehungen zwischen den Menschen, sie ist entscheidend für den Aufbau eines Landes, und dieser Reichtum wird oft ignoriert.

Welche Botschaft möchten Sie mit Ihrem Film vermitteln?
Die Hauptbotschaft ist, wie wichtig es für Afrika ist, diese Zeit zu erfassen, in der dieser Film entstand, in der es den Sturz von Diktatoren gab, aber gleichzeitig auch das Bedürfnis nach Demokratie. Ich wollte dies vermitteln, indem ich den kulturellen Kontext aufzeigte, der dafür förderlich ist. Man sollte stolz darauf sein, was Afrika als Bild des Zusammenlebens vermittelt, was heute nicht der Fall ist, im Zusammenleben der verschiedenen Gemeinschaften. Es werden Frauen gezeigt, die in den traditionellen Gewändern ihrer ethnischen Gruppen gekleidet sind und zusammenleben. Das war für mich das Wichtigste. Wir müssen uns nicht gegenseitig zerfleischen und Krieg gegeneinander führen.

Für mich ist es ein außergewöhnlicher Film, aber er ist ein wenig untergegangen. Man sollte ihn in den Kinos zeigen.
Man muss Filme machen, um die Schönheit des Kontinents zu zeigen. Es ist wahr, es sind die Lebensweisen, die Arten zu lieben, zu leiden, zu kämpfen, aufzubauen. Das muss unbedingt gezeigt werden. Das ist die gleiche Art, Afrika durch die Bilder auf der Leinwand zu formalisieren.

Wie sehen Sie FESPACO 2023?
Das diesjährige FESPACO hat eine große Zahl von Innovationen hervorgebracht. Das Film- und Fernsehfestival hat verstanden, dass die Professionalisierung ein wesentlicher Bereich ist, um das Kino zu entwickeln. Es gibt viele Dinge für junge Menschen in der Ausbildung, es gibt unerschöpfliche Wege, um Lösungen für die Produktion, Co-Produktion zu finden. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten über Filmschulen. Meiner Meinung nach bleibt das FESPACO das größte kulturelle Ereignis Afrikas und der Diaspora das schönste Ereignis des Kontinents. Es gibt unzählige Innovationen, es ist enorm, was es gibt, aber wir sollten einige Teile überarbeiten, weil jeder das Image des FESPACO nutzen möchte, um zu kommen und sich zu engagieren. Letztendlich finden zu viele Veranstaltungen statt.

Wie sehen Sie die Qualität der verschiedenen Filme?
Die Qualität ist weniger zufriedenstellend. Es gibt wirklich gute Filme. Nordafrika bietet sehr schöne Filme. Afrika südlich der Sahara bearbeitet äußerst interessante Themen, aber es ist nicht die gleiche technische Behandlung wie in Nordafrika. Wir müssen also daran arbeiten, unser Niveau zu erhöhen.

Wie war für Sie die Arbeit als ein Mitglied der Jury, war es besonders schwer in diesem Jahr?
Ich habe acht kurze Spielfilme gesehen, das war nicht so belastend wie die lange Version von Filmen. Aber es ist immer schwer, ein Urteil zu fällen. Man muss eine Auswahl treffen aus den Anstrengungen, die unternommen wurden. Dieses Jahr war das Angebot noch größer. Es gab sehr unterschiedliche Filme, viele Länder sind gekommen, auch solche, die zum ersten Mal an FESPACO teilgenommen haben. Zum Beispiel ist Mosambik mit dem Wettbewerbsfilm “Maputo Nakuzandza“ vertreten.

Wie sehen Sie die Zukunft des malischen Films?
Wir haben einen neuen Direktor, Fousseyeni Maiga, der, da bin ich mir sicher, die notwendigen technischen Veränderungen herbeiführen wird, um Fortschritte zu ermöglichen und das malische Kino von früher wieder zurückzubringen. Ansonsten ist der Film heute in der Talsohle, es gibt immer Höhen und Tiefen.

Die aktuelle Situation ist sehr schwierig, aber das hindert Burkina Faso oder Mali nicht daran, große Filme zu machen. Die Regierungen müssen nur verstehen, dass der Film eine wichtige Industrie ist, die unterstützt werden muss.

Salimata Tapily z.B. ist Regisseurin, sie wird für ihre Filme kämpfen. Die Solidarität auf der Ebene der Filmschaffenden muss echt sein. Wenn es sie nicht gibt, werden die jungen Leute, die sich für den Film interessieren, kaum vorankommen. Wir sind hier, um uns auszutauschen. Viele beherrschen ihren Beruf, aber sie kennen nicht die Regeln des Kinos. Wir können uns austauschen und jeder kann auf seine Kosten kommen.

Wie sehen Sie die Zukunft des afrikanischen Kinos?
Wir müssen hart arbeiten. Heute ist Canal+ in Afrika, Netflix ist in Afrika. Sie verstehen, dass das Bild auf dem Kontinent entscheidend sein wird, also engagiert man sich, um sich den Raum zu schaffen.

Sie bleiben optimistisch, dass der Film ein Spiegel einer Gesellschaft sein kann, eine Zukunft hat?
Wir sind gezwungen, das zu tun. Afrika muss sich selbst kennenlernen, und die Afrikaner müssen ihre Rechte und Pflichten kennen. Das Bild kann durch die Darstellung der sozialen Realität das kollektive Bewusstsein wecken, um zu verstehen, was vor sich geht, und um die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.

Ich danke Ihnen vielmals für Ihr Entgegenkommen, auf meine Fragen zu antworten.
C.O. Sissoko: Auf zum FESPACO 2025 – das muss sein!

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