Geschichte der Afrikaner in Deutschland

Geschichte der Afrikaner in Deutschland
Der Heilige Mauritius

In einer Artikelserie über die Geschichte der Afrikaner in Europa beschäftigt sich afrik.com auch mit Deutschland. Wir werden sehen, dass im Laufe der Geschichte immer wieder Afrikaner in Deutschland gelebt haben und einige von ihnen einen Einfluss auf das Land ausgeübt haben. Außerdem hat die Geschichte des Landes mit dem Kontinent seit dem 18. Jahrhundert dazu beigetragen, das Land zu bereichern, das heute als die größte Wirtschaftsmacht Europas gilt.

Ein Mann mit afrikanischer Herkunft und dunkler Hautfarbe hatte großen Einfluss in Deutschland, nämlich der Heilige Mauritius. Er war der Schutzpatron des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und man kann seine Darstellung in ganz Deutschland finden, sei es als Gemälde oder als Statue. Die bekannteste ist die Statue in der St.-Mauritius-Kathedrale in Magdeburg. Es sei angemerkt, dass es sich hierbei um die allererste realistische Darstellung eines Afrikaners in der mitteleuropäischen Kunst handelt.

Im Mittelalter rühmten sich die meisten europäischen Höfe damit, schwarze Pagen zu haben, da diese sehr beliebt waren. Man findet sie in aristokratischen Kreisen in Deutschland und Österreich, in Spanien und Portugal, in England und Italien.

Sklaverei und Kolonialzeit
Der Sklavenhandel war vor allem in anderen europäischen Ländern (Spanien, Portugal, Frankreich und den Niederlanden) verbreitet. Im Jahr 1685 gründete der Prinz von Brandenburg jedoch eine kleine Kolonie an der Küste des heutigen Ghana. Fast 30.000 Sklaven wurden in die Neue Welt verschleppt.

Deutschland spielte eine führende Rolle bei der Aufteilung der Kolonialreiche. In den Jahren 1884 und 1885 fand die „Berliner Konferenz“ statt, deren Ziel es war, die Regeln für die Gebietserwerbungen festzulegen, die die europäischen Länder auch in Zukunft noch vornehmen würden. Afrika wurde mit der industriellen Entwicklung Europas als ein riesiges, ressourcenreiches Gebiet angesehen, an dem sich die Mächtigsten munter bedienen konnten. Dies ist übrigens seit der Zeit der Sklaverei und des Dreieckshandels eine Sichtweise, die sich nie wirklich geändert hat. Heute stützt er sich auf das Prinzip der illegitimen Schulden, die viele afrikanische Länder an europäische Länder versklavten – aber wir schweifen ein wenig vom Thema ab.

Deutschland war zu dieser Zeit die drittgrößte Kolonialmacht in Afrika, mit Südwestafrika (dem heutigen Namibia), das von 1884 bis 1915 besetzt war; Kamerun (Deutsch-Kamerun), von 1884 bis 1916; Togoland, von 1884 bis 1914 und schließlich Deutsch-Ostafrika, von 1885 bis 1916. Aufgrund seiner Niederlagen im Ersten Weltkrieg gingen diese Kolonien verloren oder wurden an andere europäische Länder aufgeteilt. Dennoch wanderten Afrikaner während dieser Zeit nach Deutschland ein, ließen sich dort nieder und blieben auch nach 1918 in Deutschland.

Das nationalsozialistische Deutschland
Ein Großteil des Reichtums Deutschlands stammte aus dem Handel mit seinen Kolonien. Nach der Niederlage und dem Ausschluss des Landes vom Handel mit Afrika wurde der Reichtum des Landes erschüttert und trug zur extremen Armut bei.

Wir haben gerade gesehen, dass sich nach 1918 bereits Afrikaner im Land niedergelassen hatten. Außerdem blieben einige Afrikaner, die aus den Kolonien stammten und für Deutschland gekämpft hatten, dauerhaft. Darüber hinaus ließen sich französische Afrikaner im westlichen Rheinland als Polizeikräfte nieder. Dieser Teil Deutschlands ist nämlich von Frankreich besetzt. Es kam zu Mischehen und zwischen 600 und 800 Kinder wurden aus diesen Verbindungen geboren.

Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus wurden Menschen mit dunkler Hautfarbe, ebenso wie Juden, dämonisiert. Mischlingskinder werden zwangssterilisiert. Von 1933 bis 1945 werden Tausende Afrodeutsche gezählt. Es ist ihnen verboten, sexuelle Beziehungen mit weißen Frauen zu haben, sie dürfen nicht zur Schule gehen, werden von bestimmten Arbeitsplätzen ausgeschlossen und viele von ihnen werden in Konzentrationslager geschickt. Ein ausgezeichneter Film aus dem Jahr 2018 behandelt diese Zeit: „Where hands touch“ (Wo Hände sich berühren). Einige Schwarze werden jedoch trotzdem in das Lager der Nazis aufgenommen.

Schätzungen zufolge leben in Deutschland mehr als eine Million Menschen mit afrikanischen Wurzeln. Bei einer Bevölkerung von etwas mehr als 83 Millionen Menschen ist das etwa einer von achtzig Menschen. In Berlin sind 2% der Bevölkerung, also einer von fünfzig Menschen, afrodeutsch (70.000 Einwohner).

Die koloniale Vergangenheit scheint weitgehend vergessen zu sein. Glücklicherweise findet in jüngster Zeit eine Erinnerungsarbeit statt. So wurden in ganz Deutschland zehntausende Pflastersteine der Erinnerung verlegt (10.000 allein in Berlin), die an die Afrikaner erinnern, die an diesen Orten gelebt haben.

Auf der Ebene der politischen Repräsentation kommen die Dinge voran. Seit kurzem werden afrodeutsche Persönlichkeiten in wichtige Ämter gewählt. Zu nennen sind Karamba Diaby, der in Afrika geboren und 2013 in den Bundestag gewählt wurde, Awet Tesfaiesus, die 2021 als erste afrodeutsche Frau in den Bundestag gewählt wird, und schließlich Aminata Touré, die erste afrodeutsche Frau, die Ministerin wurde. Letztere wurde 1992 als Tochter von Flüchtlingseltern aus Mali in Deutschland geboren.

Es ist jedoch bedauerlich, dass all dies in einem Land stattfindet, das trotz der Lehren aus der schrecklichen Nazizeit immer noch sehr rassistisch ist. Eine Studie aus dem Jahr 2022 der FRA (der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte) enthüllte den Rassismus in ganz Europa und wie besonders hoch dieser in Deutschland ist. So befürchten beispielsweise 79 % der Menschen mit dunkler Hautfarbe, dass sie im Alltag Opfer von (körperlichen oder verbalen) Angriffen werden.

Schlussfolgerung
Es zeigt sich, dass die Verbindungen Deutschlands zu Afrika und seinen Bewohnern nicht erst seit gestern bestehen. Man kann zweifellos behaupten, dass Deutschland dem Schwarzen Kontinent viel zu verdanken hat. Es ist positiv, dass derzeit im Land Erinnerungsarbeit geleistet wird und dass Persönlichkeiten mit afrikanischen Wurzeln wichtige Ämter bekleiden. Hoffentlich wird der vorherrschende Rassismus in diesem Land abnehmen.

Geschichtsarbeit zu leisten und zu zeigen, dass Afrikaner schon immer in Europa, insbesondere in Deutschland, gelebt haben und wie alle Bürger ihrem Wohnsitzland viele Vorteile gebracht haben, ist von entscheidender Bedeutung. Darüber hinaus haben die Verbindungen zwischen diesem Land und Afrika kulturell und wirtschaftlich wesentlich zu seinem Aufbau beigetragen. Die Überwindung von Vorurteilen und Rassismus erfordert auch die Erinnerung und die Geschichte.