Die Ghana Heart Initiative (GHI) bringt Gesundheitsakteure zusammen. Das Ziel: Herz-Kreislauf-Erkrankungen schneller erkennen und besser behandeln zu können.
Es ist eine Situation, die in Ghana bisher nicht unbedingt zum Alltag gehörte: Eine Gruppe junger Ärztinnen und Ärzte am Lehrkrankenhaus Korle Bu in Accra betrachtet gemeinsam das Bild einer Computertomographie und diskutiert über mögliche Hinweise auf einen Schlaganfall. Ihre Expertise wird in Ghana dringend gebraucht, denn Herzinfarkte, Schlaganfälle und tiefe Beinvenenthrombosen rangieren in dem westafrikanischen Land an der Spitze der Todesursachen bei Erwachsenen. Zu hohe Blutdruckwerte und andere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bleiben leider häufig unerkannt und medizinisch unterversorgt.
Um auf die steigenden Krankenzahlen auf diesem Gebiet reagieren zu können, fehlte es dem öffentlichen ghanaischen Gesundheitssystem bislang an standardisierten nationalen Leitlinien, qualifizierten Fachkräften und nötiger medizinischer Ausstattung. Die „Ghana Heart Initiative“ ist dabei, dies zu ändern und neue nationale Richtlinien und Standards zu setzen. Im Auftrag der Bayer AG arbeitet GIZ International Services seit 2018 eng mit dem ghanaischen Gesundheitsministerium, dem Ghana Health Service und unter anderem mit dem Lehrkrankenhaus Korle Bu zusammen. Mit großem Engagement stellen die lokalen Partner sicher, dass das Projekt in die Strukturen vor Ort integriert wird und später unabhängig fortgeführt werden kann. Auf deutscher Seite ist das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gemeinsam mit seinem langjährigen Partner Komfo Anokye Teaching Hospital (KATHlesen Sie mehr) in Kumasi im Süden Ghanas mit an Bord.
Nichtübertragbare Krankheiten im Fokus
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind chronische, nichtübertragbare Krankheiten. Als zunehmendes globales Problem stellen sie eine besonders große Belastung für die Gesundheitssysteme von Entwicklungs- und Schwellenländern dar. Die „Ghana Heart Initiative“ kommt dem dringenden Handlungsbedarf bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach. Durch die Initiative verzeichnet das ghanaische Gesundheitssystem bereits erste positive Effekte.
Ein erster wichtiger Meilenstein waren die gemeinsam entwickelten nationalen Leitlinien zur Behandlung von kardiovaskulären Erkrankungen (KVElesen Sie mehr). Darin werden Empfehlungen gegeben, wie Erkrankungen festgestellt und behandelt werden sollten. Schulungshandbücher für Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte wurden erstellt, zudem unterstützt ein Netzwerk mit fast 30 Mentorinnen und Mentoren Kliniken beim KVElesen Sie mehr-Management.
Mehr als 800 medizinische Fachkräfte wurden entsprechend in Prävention, Diagnose und Management geschult. Außerdem half das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf dabei, neun Kompetenzzentren für die Diagnose und Behandlung von tiefen Beinvenenthrombosen einzurichten und zusätzlich mehr als 70 weitere Fachleute auf diesem Gebiet zu schulen.
Apps und Callcenter zur Information
Auch im von Corona geprägten Jahr 2021 hat die „Ghana Heart Initiative“ die ghanaischen Gesundheitsinstitutionen weiterhin beim Umgang mit kardiovaskulären Erkrankungen unterstützt, beispielsweise mit der App AkomaCare. Sie soll Gesundheitsfachkräfte mit den neuen nationalen Behandlungsleitlinien vertraut machen. Außerdem stärkte die Initiative die Datenerhebung durch das nationale Gesundheitsinformationsmanagement (District Health Information Management System).
Im Mai vergangenen Jahres eröffnete das erste rund um die Uhr erreichbare medizinische Unterstützungs- und Callcenter für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Ghana. Fachärztinnen und -ärzte geben Gesundheitsfachkräften dort per Telefon Ratschläge zur Diagnose und Behandlung. Zudem wurden mehr als 40 Gesundheitseinrichtungen mit medizinischen Geräten im Wert von insgesamt 200.000 Euro ausgestattet, darunter Defibrillatoren zum Ausgleich von Herzrhythmusstörungen, Patientenmonitore, Waagen mit Körpergrößenmessern, Blutdruck- und Blutzuckermessgeräte. Von der Greater Accra Region rund um die Hauptstadt weitet die „Ghana Heart Initiative“ nun ihre Aktivitäten auf zehn weitere Regionen im ganzen Land aus. (giz)