Die Goethe-Medaille 2021 ging an die kamerunische Sozialökonomin und Präsidentin der Kulturorganisation doual’art Princess Marilyn Douala Manga Bell, an den japanischen Komponisten Toshio Hosokawa und an die Tänzerin und Choreografin Wen Hui aus China. Mit dem offiziellen Ehrenzeichen der Bundesrepublik Deutschland ehrt das Goethe-Institut Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise um den internationalen Kulturaustausch verdient gemacht haben. Die Festveranstaltung für die Preisträger*innen der Goethe- Medaille 2021 erfolgte heute als digitaler Live-Stream am 28. August, dem Geburtstag Johann Wolfgang von Goethes.
Das Thema der diesjährigen Preisvergabe lautet: „Kultur ist ein besonderer Saft – im Netz der globalen Gemeinschaft“. Dazu sagt Christina von Braun, Vizepräsidentin des Goethe-Instituts und Vorsitzende der Kommission zur Verleihung der Goethe-Medaille: „Für Goethe waren Blut und Tinte ununterscheidbare Stoffe: Der Kreislauf dieser beiden ‚Säfte‘ ermöglicht Leben und Zusammenleben. Die diesjährigen Preisträger der Goethe-Medaille repräsentieren das Bild in hervorragender Weise. Ihre Kunst verbindet die Kulturen, In- und Ausland, die Geschlechter, Vergangenheit und Zukunft.“
Die Begründung der Preisvergabe an Marilyn Douala Manga Bell
Princess Marilyn Douala Manga Bell engagiert sich eindrücklich für die Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte in Kamerun und für den gesellschaftlichen Dialog über die Auswirkungen des Kolonialismus bis in die heutige Zeit. Vor allem in der Bildenden Kunst sowie der breiten Anregung zur künstlerischen Tätigkeit sieht sie das Potenzial, sozialen Wandel anzustoßen und die freie Meinungsäußerung zu stärken. Dafür steht auch das von ihr mitbegründete zeitgenössische Kulturzentrum doual’art in der kamerunischen Hafenstadt Douala. Die Jury unterstreicht: „Marilyn Douala Manga Bell verbindet in herausragender Weise zivilgesellschaftliches Engagement mit internationalem kulturellem Schaffen und nimmt eine versöhnende und zukunftsweisende Position zu gesellschaftlichen Konflikten und historisch begründeten Problemen ein. Sie entwickelt viel beachtete Ideen zur Aufarbeitung kolonialen Unrechts sowie zur Festigung der eigenen kamerunischen Identität.“
Princess Marilyn Douala Manga Bell wurde 1957 in Kamerun geboren. Ein Ziel ihres Schaffens ist die Würdigung der historischen Rolle ihres Urgroßvaters Rudolf Manga Bell (1873-1914), dem Anführer einer wichtigen Widerstandsbewegung gegen die deutsche Kolonialmacht. Damit will sie unter anderem zur erinnerungspolitischen Diskussion in Kamerun beitragen. In Paris studierte sie Entwicklungsökonomie, seit 1994 ist sie als Entwicklungsexpertin tätig, u.a. für die Weltbank und die Europäische Kommission. Sie ist Mitbegründerin des 1991 eröffneten Contemporary Art Center doual’art in Douala und setzt sich für die Zukunft afrikanischer Museen und die Restitution kultureller Artefakte aus kolonialen Kontexten ein. So nahm sie 2016 an der Konferenz des Goethe-Instituts Johannesburg zur Konzeption des Humboldt- Forums aus Sicht afrikanischer Expert*innen teil. 2019 war sie Ko-Kuratorin
des Projekts „Burden of Memory“ des Goethe-Instituts Yaoundé, das künstlerische Auseinandersetzungen mit der deutschen Kolonialherrschaft in Afrika aus verschiedenen afrikanischen Ländern zusammenbrachte. Zu ihren jüngsten Initiativen gehört das Ausstellungsprojekt „Kamerunstaat“, das mit einem pädagogischen Begleitprogramm durch Schulen in Kamerun tourt.
Außerdem kuratierte sie im Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt (MARKK) in Hamburg die im April eröffnete Ausstellung „Hey Hamburg. Kennst Du Rudolf Manga Bell?“ (Laufzeit bis 31. Dezember 2022). Princess Marilyn Douala Manga Bell lebt in Douala. (Goethe Institut, Text und Foto).
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