Impfstofftransport und -lieferung: in West- und Zentralafrika laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren

Impfstofftransport und -lieferung: in West- und Zentralafrika laufen die Vorbereitungen auf HochtourenZusammen mit seinen Partnern organisiert UNICEF die Lieferung von Covid-19-Impfstoffen in 92 Länder. Auch in West- und Zentralafrika, die zu den ärmsten Regionen der Welt gehören, laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Die Experten schöpfen dabei aus jahrelanger Erfahrung.

Ein Piks, das war’s! Schon hat Djonice (Foto) die Impfung tapfer überstanden. Es ist Sommer 2020, und der neun Monate alte Junge aus der Demokratischen Republik Kongo wird gegen Masern geimpft. Er verdrückt ein paar Tränen, aber als ihn seine Mutter aus dem Behandlungsraum trägt, lacht er längst wieder.

Für das Baby ist die Impfung mit der Spritze eine neue, aufregende Situation. Für die Helfer und Ärzte ist es Routine. Allein in West- und Zentralafrika, wo die Demokratische Republik Kongo liegt, werden jährlich 25 Millionen Kinder mit Unterstützung von UNICEF gegen Infektionskrankheiten wie Masern, Polio und Diphterie geimpft.

GRÖSSTER EINKÄUFER VON IMPFSTOFFEN

Zwei Milliarden Impfdosen beschafft UNICEF insgesamt Jahr für Jahr. Gemeinsam mit der internationalen Impfallianz Gavi der größte Einkäufer von Impfstoffen weltweit. Jedes Jahr werden mit den Partnern in den jeweiligen Ländern große Impfaktionen organisiert, damit Mädchen und Jungen vor gefährlichen Krankheiten geschützt sind. So wurden über Jahrzehnte viele Erfahrungen gesammelt, die man nun auch für die größte Impfkampagne aller Zeiten einsetzt.

In Kooperation mit der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (PAHO) organisieren UNICEF-Experten die Lieferung von Corona-Impfstoffen in die 92 ärmsten Länder, ein Viertel davon liegt in West- und Zentralafrika. Das ist eine enorme Herausforderung: Denn beim Transport vom Hersteller bis in die Krankenhäuser, Gesundheits- und Impfzentren müssen die Vakzine gleichmäßig gekühlt werden.

„West- und Zentralafrika sind die komplexesten Gegenden, die man sich vorstellen kann“, sagt Jean-Cedric Meeus, der in der Region die Logistik-Abteilung von UNICEF leitet. „Wir stehen vor der Herausforderung, die Covid-19-Impfstoffe in große Städte wie in abgelegene Dörfer zu bringen.“ Und auch wenn die Wege weit werden – die Kühlkette darf niemals abbrechen.

Schon 2018, vor der Pandemie, hatte UNICEF damit begonnen, solarbetriebene Kühlschränke zu beschaffen und an Standorten in der gesamten Region zu installieren. „Von der Küste bis in die Wälder“, so Meeus. Überall dort, wo die Stromversorgung wenig verlässlich ist, hatten es Helfer bis dahin schwer, Vakzine für Routineimpfungen durchgehend kühl zu lagern.

 

Die neuen Solar-Kühlschränke sind für Impfstoffe geeignet, die bei Temperaturen zwischen zwei und acht Grad Celsius gelagert werden können. Auf mehrere vielversprechende Corona-Impfstoff-Kandidaten trifft das zu. 20.000 Solar-Kühlschränke sind in der Region bislang in Betrieb. Weitere würden folgen, sagt Jean-Cedric Meeus.

LEHREN AUS DEN ANFÄNGEN DER PANDEMIE

Die Kühlkette jederzeit einhalten zu können, ist ein Baustein bei der Vorbereitung der Corona-Impfkampagne. Ein anderer ist es, sicherzustellen, dass die Impfstoffe überhaupt dorthin transportiert werden können, wo sie gebraucht werden. UNICEF-Experten haben dafür Lehren aus den Anfängen der Pandemie gezogen. Damals mussten viele Dosen für Routineimpfungen in kurzer Zeit transportiert werden.

Denn als sich Anfang 2020 die rasante Ausbreitung des Virus abzeichnete, erste Grenzen geschlossen wurden und Flugzeuge am Boden blieben, begannen UNICEF und seine Partner schnell damit, die Vorräte der wichtigsten Impfstoffe, etwa gegen Masern und Polio, aufzustocken. Auch in West- und Zentralafrika wurde so Engpässen vorgebeugt. Sofern es Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen vor Ort zuließen, konnten dadurch zahlreiche Mädchen und Jungen trotz der Krise geimpft werden.

„Auf dem gesamten afrikanischen Kontinent hat UNICEF die größte Erfahrung mit Impfprogrammen, mit der Logistik und den Kühlketten“, sagt UNICEF-Experte Jean-Cedric Meeus. „Durch die jahrelange Zusammenarbeit mit Behörden und Partnerorganisationen haben wir so viel Wissen, dass wir die Nachfrage nach Impfstoffen vorab bestimmen und Lieferungen in Bewegung setzen können, selbst während einer Pandemie.“

Impf-Spezialisten aus der gesamten Region setzten sich damals in aller Eile mit Helfern vor Ort in Verbindung, um einen Plan zu entwickeln. Bald wurden Fluggesellschaften hinzugezogen. Alles zu einer Zeit, als niemand wusste, was morgen sein wird, so Meeus. Doch der Einsatz wurde belohnt. Binnen weniger Wochen machten sich zwei Frachtflugzeuge in 13 Länder auf den Weg, um mehr als elf Millionen Dosen für Routine-Impfungen für Kinder auszuliefern.

Zweifellos wird auch die Lieferung der Covid-19-Impfstoffe in die ärmsten Länder der Welt noch einmal eine besondere Herausforderung. Damit sie bewältigt werden kann, laufen viele Vorbereitungen seit Langem auf Hochtouren. Schon im vergangenen Jahr beschaffte UNICEF mehr als eine halbe Milliarde Spritzen, damit sie überall dort bereitliegen, wo Impfstoffe erwartet werden. Frachtkapazitäten wurden überprüft, damit Lücken erkannt und rechtzeitig geschlossen werden können.

An vielen Orten unterstützt UNICEF die Behörden fortlaufend dabei, Lieferketten so weit vorzubereiten, dass die Impfstoffe alle Menschen erreichen, auch die ärmsten. Nur so kann das Coronavirus besiegt und die Pandemie beendet werden. (Unicef, Foto: © UNICEF/UNI357243/Desjardins)