Kapital für grüne Ideen in Afrika – durch Crowdinvesting

Kapital für grüne Ideen in Afrika – durch Crowdinvesting
frankly.green Team beim Besuch eines Unternehmens in Ruanda

Dass der Klimawandel als globales Problem nur durch weltweite gemeinsame Anstrengungen aufgehalten oder wenigstens abgeschwächt werden kann, ist längst kein Geheimnis mehr. Grüne Konzepte und Unternehmen sind nicht nur im globalen Norden, sondern auch in Afrika in großer Zahl vorhanden. Jedoch scheitert die Umsetzung häufig an der notwendigen Finanzierung. Crowdinvesting kann dazu beitragen, diese Finanzierungslücke zu schließen, wie das Beispiel der Frankfurter Plattform frankly.green  zeigt.

Mit Toilettenpapier gegen die Abholzung
Emissionen reduzieren, Abfall recyclen, auf eine ressourcenschonende Produktion umstellen: Es gibt viele Ansätze für nachhaltiges Wirtschaften in Afrika. Ein Beispiel dafür ist das Unternehmen The Good Roll, das in Akosombo im südöstlichen Ghana umweltfreundliches Toilettenpapier aus Bambus herstellt. Im Gegensatz zu herkömmlichem Papier aus Frischfaser werden für die Produktion keine Bäume gefällt; stattdessen kommen Bambusarten zum Einsatz, die in vielen Regionen Ghanas heimisch sind.

Kapital für grüne Ideen in Afrika – durch Crowdinvesting
The Good Roll Team in Akosombo, Ghana

Die Konzernmutter von The Good Roll mit Sitz in den Niederlanden hat sich zum Aufbau der eigenen Fabrik in Akosombo entschieden, um ihre Umweltbilanz noch weiter zu verbessern und die Importe von Bambuspapier aus China zu stoppen. Die Produktion in Ghana schafft zahlreiche Arbeitsplätze sowie neue Absatzmöglichkeiten für lokale Bauern. Darüber hinaus trägt The Good Roll zur Verbesserung der sanitären Situation im Land bei: 50 % des Nettogewinns werden für den Bau von Sanitäranlagen verwendet. Auf diese Weise sind bereits mehr als 230 Anlagen in Westafrika entstanden.

Finanzierung als Herausforderung
Möglich werden derartige Unternehmungen jedoch erst durch das notwendige Kapital. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) haben es in aufstrebenden Märkten oft schwer, eine entsprechende Finanzierung zu erhalten. Bankkredite stehen häufig gar nicht oder nur zu sehr ungünstigen Konditionen zur Verfügung. Der klassische Finanzsektor spart KMU aus – mit der Konsequenz, dass auch solche Unternehmen, die nachhaltige Geschäftsmodelle verfolgen oder den Weg zu mehr Nachhaltigkeit in ihrem Tagesgeschäft einschlagen wollen, unterfinanziert bleiben.

The Good Roll will sich deswegen mit Crowdinvesting behelfen. Insgesamt 250.000 Euro sollen zusammenkommen, um den Ankauf von Bambus für die Produktion von Toilettenpapier zu finanzieren. Beim Crowdinvesting legt eine Vielzahl von Investor*innen jeweils kleinere Beträge an. Im Gegenzug erhalten die Anleger*innen eine jährliche Verzinsung auf ihr eingesetztes Kapital. So können private Gelder mobilisiert werden, um eine positive Wirkung auf Umwelt und Klima zu erzielen.

Nachhaltig investieren in Afrika
Die nötige Plattform für die Crowdinvesting Kampagne von The Good Roll  stellt frankly.green bereit. Ins Leben gerufen von der Frankfurt School of Finance & Management nimmt frankly.green gezielt Investitionsmöglichkeiten in bestimmten Ländern Afrikas in den Fokus. Derzeit sind das Ghana und Ägypten. „Wir wollen Gelder dorthin lenken, wo sie nicht nur am dringendsten gebraucht werden, sondern wo auch ihre Wirkung am größten ist“, erklärt Torsten Becker, Operations Manager bei frankly.green.

Kapital für grüne Ideen in Afrika – durch Crowdinvesting
Translight Solar hat in Ghana bereits mehr als 2000 Solaranlagen installiert

Im Herbst 2021 gelang der Plattform mit der Finanzierung der ersten Kampagne der erfolgreiche Auftakt. Damals konnte ein erstes Darlehen an Translight Solar ausgezahlt werden, einen Solaranbieter mit Sitz in Accra. Schon seit 2014 arbeitet das Unternehmen auf eine grünere Energiewirtschaft in Afrika hin und hat im Zuge dessen mehr als 2000 Solaranlagen bei Privathaushalten sowie über 50 kommerziell genutzte Anlagen installiert.

„Mit dem frankly.green Darlehen hat sich für uns einiges verändert. Die Crowdinvesting Kampagne hat uns ermöglicht, zwei Solaranlagen mit einer Kapazität von 150 kW zu installieren“, so das Fazit von Kobina Nyanteh, Gründer und Geschäftsführer von Translight Solar, nach der erfolgreich finanzierten Kampagne. Sein Unternehmen möchte nun in einer zweiten Kampagne erneut Kapital einsammeln, um die Solaranlage einer Regierungsorganisation in Ghana vorzufinanzieren.

Mehr Nachhaltigkeit in allen Bereichen
Auch in Ägypten arbeitet eine Vielzahl von Unternehmen an Lösungen für eine grünere Zukunft. Eines der zentralen Themen dort ist ebenfalls die Energieversorgung, insbesondere in ländlichen Gegenden, auch in Verbindung mit der Lebensmittelsicherheit. Aufgrund der immensen Trockenheit in Ägypten sind in der Landwirtschaft Bewässerungspumpen unabdingbar, die allzu häufig mit Dieselgeneratoren oder schmutzigem Netzstrom betrieben werden. Dezentrale Solaranlagen bieten hierzu eine umweltfreundliche Alternative, wobei sie zusätzlich zum Betrieb von Pumpen auch grüne Energie für die Versorgung von Haushalten und zur Entsalzung von Grundwasser liefern können.

frankly.green beschränkt sich jedoch nicht nur auf saubere Energie, sondern deckt auch den breiteren Umweltbereich ab. Das können Unternehmen sein, die beispielsweise zum Erhalt von Biodiversität beitragen, auf eine Kreislaufwirtschaft hinarbeiten – oder nachhaltig produzieren, wie im Fall von The Good Roll. Die Errichtung der eigenen Fabrik in Ghana war ein wichtiger Schritt, um noch umweltschonenderes Toilettenpapier für den europäischen Markt zu produzieren. Auch für die Zukunft haben sich die Niederländer und ihre Ghanaische Tochtergesellschaft viel vorgenommen: So soll beispielsweise mittelfristig auch der Westafrikanische Markt bedient werden. Noch bis Mitte April 2023 kann das Unternehmen auf einen erfolgreichen Abschluss seiner Crowdinvesting Kampagne hoffen. Die Gewährung eines Darlehens der frankly.green Crowd an The Good Roll – sie wäre ein weiterer Beleg dafür, wie eine Zusammenarbeit des globalen Nordens und Südens in Finanzierungsfragen für Umweltbelange aussehen kann.