Am 06.05.2024 fanden in der Republik Tschad Wahlen statt. Kurz vor dem Wahltermin spitzte sich die politische Situation im Land selbst und an der Grenze zum Bürgerkriegs-geplagten Sudan weiter zu – mit potenziellen Auswirkungen auch für Deutschland und Europa. In seinem neuesten Länderbericht berichtet Ulf Laessing, Leiter des Regionalprogramms Sahel der Konrad Adenauer Stiftung (KAS), von den Erkenntnissen seiner jüngsten Reise in das Sahel-Land.
Der amtierende Militärmachthaber im Tschad, Mahamat Déby, möchte sich zum Präsidenten und damit zum Nachfolger seines verstorbenen Vaters und Langzeitherrschers Idriss wählen lassen. Er ging in Vorbereitung auf die Wahl aggressiv gegen die Opposition vor: Einer seiner größten Konkurrenten wurde wohl von Sicherheitskräften erschossen, die Parteizentrale wurde vollständig zerstört. Die Opposition boykottiert die Wahl, da sie davon ausgeht, dass die Wahlbehörde und das Verfassungsgericht unter der Kontrolle Débys stehen. Zudem haben die Behörden einen Monat Zeit, um das Wahlergebnis zu veröffentlichen – das lässt aus Sicht der Opposition viel Spielraum für Manipulation.
Im Osten des Tschads, an der Grenze zum Sudan, steigt die Zahl der aus dem Sudan ankommenden Geflüchteten stark an. Die dort agierenden Rapid Support Forces (RSF), eine der zwei Kriegsparteien im Sudan, bereitet anscheinend einen Angriff auf die letzte noch unter Armeekontrolle stehende Großstadt in der sudanesischen Grenzregion Darfur, El-Fasher, vor. Es befinden sich bereits ca. eine Million sudanesische Geflüchtete im Tschad, was zu Verteilungskonflikten mit der sehr armen tschadischen Bevölkerung führt. Vor diesem Hintergrund haben die Vereinten Nationen im Ost-Tschad einen großen Logistikhub eingerichtet; damit sollen die Geflüchteten so gut es geht versorgt werden. Aufgrund der desolaten Situation haben sich einige Menschen bereits auf den Weg nach Agadez im Niger gemacht. Die dortige Militärregierung hat das Migrationsabkommen mit der EU aufgekündigt und die Landroute für Migranten Richtung Libyen wieder geöffnet.
Eine insgesamt besorgniserregende Situation; der aktuelle Länderbericht von Ulf Laessing basiert u.a. auf Erkenntnissen, die er während eines kürzlichen Besuchs im Tschad, inkl. der Grenzregion zum Sudan, sammeln konnte.
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