
„Worte bewegen die Welt“, das Motto der diesjährigen viertägigen Veranstaltung: Mit Spannung erwartet wird die Preisverleihung des Deutschen Buchpreises sowie die breite Palette an Lesungen auf der Messe. „Leipzig liest“ an 300 unterschiedlichen Orten der Messestadt. Es gilt als das größte Lesefest in Europa.
Anregende bunte Manga-Comics, eine große Bandbreite von kleinen und großen Verlagen, die Fernsehsender mit ihren Beiträgen direkt vor Ort. Gesprächsforen, bei denen relevante gesellschaftliche Themen diskutiert wurden: wie KI-Chancen und Gefahren, Demokratie, der Krieg Russlands, sind einige der Fragestellungen.
Das Gastland Norwegen mit seinem Motto „Traum im Frühling“ präsentierte sich mit 50 Autoren:innen. In fünf Messehallen ist eine kaum überschaubare Vielfalt von Romanen und Erzählungen und Sachbüchern zu finden, mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten und internationalen Ausrichtungen.
Fast 300 000 Besucher besuchten in diesem Jahr die Buchmesse, mehr als im letzten Jahr.
Frau Venice Trommer (Foto), eine der drei Verlegerinnen vom Verlag InterKontinental hat unsere Fragen zu afrikanischen Büchern beantwortet:
Welche Eindrücke haben Sie von den drei Tagen der Buchmesse, was ist für Sie für Ihre Teilnahme wichtig?
Für uns als unabhängigen Verlag ist es jedes Mal wie ein Klassentreffen, es ist eine schöne Atmosphäre. Man freut sich, die Kollegen und Kolleginnen aus anderen Verlagen wiederzusehen. Mir ist es sehr wichtig, ich komme gerne zur Buchmesse und habe eher gute Erfahrungen gemacht. Für die Sichtbarkeit unserer Arbeit ist es sehr förderlich. Es ist eine gute Gelegenheit für die eine oder andere Buchhändlerin, unseren Verlag kennenzulernen, den sie nicht auf dem Schirm hatte. Aber auch Journalisten:innen; Blogger.innen sind interessiert. Messebesucher:innen fragen nach Neuerscheinungen, wir können mit ihnen darüber ins Gespräch kommen.
Welche Kriterien sind für Sie ausschlaggebend bei der Auswahl Ihres Verlagsprogramms?
Es geht um Literatur, wobei was Genres angeht, wir uns nicht einschränken. Wir haben einen Essay-Band, der noch am ehesten in Richtung Sachbuch geht. Mit 15 verschiedenen Perspektiven auf persönliche Erfahrungen mit interracial Beziehungen.
Ansonsten haben wir eine Anthologie,“Schlüsselorte“ mit Geschichten, die aus ganz verschiedenen Sprachen ins Deutsche übersetzt wurden. Der Grossteil unserer Publikationen sind Romanübersetzungen. Wir setzen auf die Gestaltung der Bücher. Wesentlich ist ihre Präsenz auf den Messen oder wenn unsere Bücher in der Buchhandlung vor Ort stehen. Wenn das Cover, die optische Gestaltung so ansprechend sind, zieht es die Leute an. Das sind einfach schöne Bücher in knalligen Farben. Sie wecken in irgendeiner Form einfach visuell das Interesse, was dann dazu führt, dass die Leute das Buch schon mal in die Hand nehmen.
Wie treffen Sie Ihre Auswahl Ihrer afrikanischen Autor:innen?
Die Zahl deren, die sich für afrikanische Literatur interessieren, nimmt zu. Das ist für uns ein ermutigendes Zeichen. Wir machen sehr viele Übersetzungen, häufig von Büchern, die auch schon im Original erschienen sind. Oder es gibt ein Buch, das eine von uns gelesen hat und begeistertwar. Wenn wir dann alle drei sagen, das ist ein super Buch, dann wollen wir das gerne publizieren. Das hat in unserem Programm Platz. Gerade bei den kleinen unabhängigen Verlagen ist jedes Buch natürlich auch eine große finanzielle Investition. Es dreht sich vor allem darum, dass man mit ganz viel Herzblut bei der Sache ist. Also reich wird man mit einem kleinen unabhängigen Verlag leider nicht. Gerade Übersetzungskosten sind natürlich auch beträchtlich, wer, wo, je dicker das Buch, desto schwieriger die Übersetzung. Notwendig sind Fördergelder, um dieses finanzielle Risiko etwas abzumildern.
Wie können Sie das Interesse gerade für afrikanische Literatur wecken und möglichst viele Interessenten:innen ansprechen?
Lesungen sind auf jeden Fall immer eine gute Möglichkeit, das Publikum zu erreichen, aber leider ist es uns natürlich nicht immer möglich. Unsere Autoren leben zwar auch in Großbritannien, aber trotzdem sind damit Reise- und Unterbringungskosten verbunden; die wir nicht immer unbedingt aufwenden können. Wir veranstalten einmal im Jahr das afrikanische Buchfestival in Berlin, ein gutes Feld, um die Öffentlichkeit anzusprechen. Wir arbeiten viel mit unseren Pressekontakten, auch für Veranstaltungen oder die Werbung für die neu erscheinenden Bücher. Wesentlich ist ebenso die Pressearbeit, sehr wichtig, damit Rezessionen über unsere Bücher in möglichst vielen Medien veröffentlicht werden.
Der Thriller „Zügel der Macht“ des nigerianischen Schriftstellers Leye Adenle lenkt den Blick auf eine Welt voller Extreme; im pulsierenden Rhythmus der westafrikanischen Megacity Lagos:
Dieser Titel steht auf der Krimibestenliste September und Oktober 2024. Solche mediale Aufmerksamkeit verschafft dem Titel mehr Sichtbarkeit und eine größere Leserschaft.
Frau Trommer, herzlichen Dank für unser Gespräch. (Theresa Endres)