Libysches Patrouillenboot bedroht Rettungscrew und Menschen in Seenot

Libysches Patrouillenboot bedroht Rettungscrew und Menschen in Seenot

Am Samstag, den 2. März wurde die Crew des zivilen Rettungsschiffes Humanity 1 auf dem zentralen Mittelmeer mehrfach von der sogenannten libyschen Küstenwache bedroht. Ebenso wurden die Flüchtenden in Seenot unter Waffengebrauch bedroht, als die Besatzung sie in internationalen Gewässern zu retten versuchte. Am Samstagnachmittag konnte die Crew der unter deutscher Flagge fahrenden Humanity 1 aus drei Booten in Seenot insgesamt 77 Menschen retten, trotz des gewaltsamen und rechtswidrigen Eingreifens der sogenannten libyschen Küstenwache.

Zahlreiche Menschen sprangen in Panik ins Wasser, die sogenannte libysche Küstenwache gab einen Schuss ins Wasser ab. Nach Angaben der Überlebenden wurde ein Mensch von dem libyschen Patrouillenboot zurückgelassen und ertrank mit hoher Wahrscheinlichkeit.

„Es ist unfassbar zu erleben, wie diese sogenannte Küstenwache, finanziert von der EU und Italien, geltendes Recht bricht und brutal Menschenleben gefährdet. Diese Unterstützung hat am Samstag dazu geführt, dass mindestens eine Person ertrunken ist, zahlreiche Menschen gefährdet und rund zwanzig völkerrechtswidrig nach Libyen zurückgezwungen wurden. Das Patrouillenboot, das unseren Rettungseinsatz mit Waffengewalt unterbrach, war offenbar eines der beiden Schiffe, die in der zweiten Jahreshälfte 2023 von der EU finanziert und geliefert wurden“, sagt Laura Gorriahn, Vorstandsvorsitzende von SOS Humanity, die bei dem Rettungseinsatz ehrenamtlich als Menschenrechtsbeobachterin an Bord ist. „Als Migrationswissenschaftlerin weiß ich um die Völkerrechtsbrüche auf dem zentralen Mittelmeer, die von der EU im Sinne ihrer menschenverachtenden Abschottungspolitik gefördert werden, in der Theorie und aus Berichten. Diese nun selbst zu bezeugen hat mich zutiefst schockiert“.

Der Humanity 1 wurde von den italienischen Behörden, die vom Kapitän der Humanity 1 über die Vorgänge laufend und umfassend unterrichtet worden waren, wurde zunächst der weit entfernte Hafen von Bari als Ort für die Ausschiffung der 77 Überlebenden zugewiesen. Weil auf der Route ein Sturm vorhergesagt wurde und der Kapitän aufgrund von Sicherheitsrisiken für das Schiff, die Überlebenden sowie die Crew mehrfach nach einem nähergelegenen Hafen anfragte, wurde schließlich am frühen Sonntagabend das näher gelegene Crotone zugewiesen. Das internationale Seerecht schreibt die schnellstmögliche Ausschiffung an einem sicheren Ort für aus Seenot Gerettete vor.

„SOS Humanity fordert, dass die Finanzierung, Ausbildung und Ausrüstung der sogenannten libyschen Küstenwache durch die Europäische Union und Italien sofort gestoppt werden. Es ist ungeheuerlich, dass mit Steuergeldern europäischer Bürgerinnen und Bürger ein Akteur gefördert wird, der Menschen in Not sowie Helfende bedroht und scharf schießt. Wir appellieren an die EU-Mitgliedsstaaten, endlich ein EU-Seenotrettungsprogramm auf dem zentralen Mittelmeer einzurichten, das die Einhaltung von Seerecht und Menschenrechten sicherstellt – wie die Bundesregierung es in ihrem Koalitionsvertrag versprochen hat“, so Laura Gorriahn von SOS Humanity. (SOS Humanity)