Mohamedou Slahi, Beduinensohn aus Mauretanien, Ingenieur in Deutschland, Gefangener in Guantanamo – eine Lebensgeschichte

Mohamedou Slahi, Beduinensohn aus Mauretanien, Ingenieur in Deutschland, Gefangener in Guantanamo – eine Lebensgeschichte

Es klingt wie ein Einwanderer-Märchen: Mohamedou Slahi stammt aus einem der ärmsten Länder der Welt. Der Sohn eines mauretanischen Kamelhirten kommt mit einem Stipendium nach Deutschland und studiert Elektrotechnik in Duisburg. Am Fraunhofer Institut wird er Ingenieur, seine Kolleginnen und Kollegen nennen ihn den „Formelzauberer“. Auf den ersten Blick eine Erfolgsgeschichte. Doch in Wahrheit führt Slahi ein Parallelleben, das ihm zum Verhängnis wird. Und am Ende steht Mohamedou Slahi im Zentrum der Weltgeschichte, wird im US-amerikanischen Gefangenenlager Guantanamo Bay 14 Jahre lang inhaftiert – ohne, dass je Anklage erhoben wird.

Wie konnte es dazu kommen? Wurde Mohamedou bloß aufgrund unglücklicher Zufälle in Guantanamo Bay festgehalten? Oder war er tatsächlich in den Anschlag vom 11. September 2001 verwickelt? Wer waren die Menschen, die ihn verhört, bewacht und gequält haben? Und was macht Folter mit Menschen – mit denen, die gefoltert werden und denen, die foltern?

Der NDR Podcast „Slahi – 14 Jahre Guantanamo“ erzählt in zwölf Episoden die Geschichte von Mohamedou Slahi. Von seiner Kindheit in Mauretanien. Von seinem Vater, der starb, als er zwölf Jahre alt war. Von seiner Mutter, die sich seither um Slahi und seine elf Geschwister allein kümmern musste. Von seiner Ankunft in Deutschland mit 18 Jahren und davon, wie er sein Studium in Duisburg meistert. Aber der Podcast erzählt auch von Slahis Kontakten zu Islamisten und seiner Zeit in Afghanistan in den 1990er Jahren. Er schwört Osama bin Laden die Treue, kehrt aber nach kurzer Zeit zurück nach Deutschland und bricht alle Kontakte ab – so sagt er. Doch dann ruft ihn sein Cousin Abu Hafs al-Mauritani an, der zu der Zeit einer der wichtigsten Anführer einer damals noch weitgehend unbekannten Organisation ist: al-Qaida. Ein Anruf, der alles in Slahis Leben verändert.

Angesichts dieser Kontakte und Nähe: Kann es wirklich sein, dass er kein Terrorist war? Als ihm der Verfassungsschutz auf den Fersen ist, verlässt er Deutschland, geht erst nach Kanada, dann zurück nach Mauretanien – bis die Welt am 11. September 2001 aus den Fugen gerät und Mohamedou Slahi wieder im Fokus der Geheimdienste steht.

Der NDR Investigativ-Journalist John Goetz hat den Fall Mohamedou Slahi 13 Jahre lang begleitet. Die umfassenden Recherchen von John Goetz ergänzt Journalist Bastian Berbner für den NDR Podcast „Slahi – 14 Jahre Guantanamo“ um eigene. Berbner reist nach Mauretanien und in die USA und führt zahlreiche neue Interviews, die überraschende Facetten des Falls Mohamedou Slahi offenlegen. Ole Pflüger hat im Schnitt raffiniert zwei Erzählebenen miteinander verwoben: Das Gespräch von Bastian Berbner mit John Goetz und die intimen Interviews mit den Protagonisten. „Slahi“ ist der nächste Storytelling-Podcast von THINK AUDIO, dem Audiolab des NDR, nach „Cui Bono – WTF happend to Ken Jebsen“.

Der NDR Podcast ist eines der Formate, in dem die ARD unter Federführung des Norddeutschen Rundfunks die Ergebnisse der Recherchen von John Goetz und seinem Team veröffentlicht. 2016, nach Slahis Entlassung aus Guantanamo und seiner Rückkehr in seine Heimat Mauretanien, begann John Goetz nach Slahis Folterern zu suchen. Ein extremes Vorhaben, denn ihre Identitäten gehören zu den bestgehüteten Geheimnissen des US-amerikanischen Sicherheitsapparates. Die investigative Recherche deckt auf, was tatsächlich in Guantanamo nach den Anschlägen des 11. September passiert ist. Die Dialoge mit den Beteiligten führen zu überraschenden und tief verstörenden Enthüllungen ins dunkle Herz des „Krieges gegen den Terror“: ein kritischer Blick auf die Methoden der USA.

Die exklusiven Recherchen zu Mohamedou Slahi und seinen Folterern werden am 2. September veröffentlicht. Der 52-minütige Dokumentarfilm „Slahi und seine Folterer“ von John Goetz ist vom 2. September an auf ARTE.tv und in der ARD Mediathek zu sehen sowie am 7. September um 21.40 Uhr auf ARTE. Die 90-minütige Fassung steht ab dem 8. September in der ARD Mediathek und läuft am 14. September um 22.50 Uhr im Ersten. „Panorama“ berichtet am 2. September (21.45 Uhr in Das Erste).

Podcast in der ARD Audiothek: Folge 1 bis 4 ab sofort, Folge 5 bis 12 ab 2. September. (NDR, Symbolfoto: ia)