Namibia: 100.000 Stimmen gegen Fracking und Ölförderung an den Zuflüssen des Okavango-Deltas

Namibia: 100.000 Stimmen gegen Fracking und Ölförderung an den Zuflüssen des Okavango-DeltasEntwicklungsminister Müller muss sich für Stopp der Ölbohrungen einsetzen:
–  Biodiversität, Natur und Lebensgrundlage vieler Menschen werden zerstört, wenn das kanadische Öl- und Gasunternehmen ReconAfrica seine Ölförderpläne in der Kavango Zambezi Conservation Area umsetzen kann
–  Aktivistinnen und Aktivisten haben Brief und Petition mit 100.000 Unterschriften an Deutsche Botschaft in Namibia übergeben und fordern Entwicklungsminister Müller auf, sich für eine neutrale Umweltverträglichkeitsprüfung einzusetzen
–  Deutsche Umwelthilfe ist seit Jahren in der Region engagiert und unterstützt die Forderung der Aktivistinnen und Aktivisten

Namibische Aktivistinnen und Aktivisten haben 100.000 Unterschriften und einen Brief an die deutsche Botschaft in Namibia übergeben. Mit den Stimmen und dem Brief fordern sie Entwicklungsminister Gerd Müller auf, sich gegen die Zerstörung eines afrikanischen Naturparadieses einzusetzen. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) engagiert sich seit mehr als zehn Jahren in der Region und unterstützt die Forderung der Aktivistinnen und Aktivisten.

Das kanadische Öl- und Gasunternehmen ReconAfrica bedroht derzeit mit Öl- und Gasförderplänen in Namibia und Botswana eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt sowie die Lebensräume und Wasserressourcen der Menschen. Davon betroffen ist das größte Naturschutzgebiet der Region, die Kavango Zambezi Conservation Area (Kaza), zu welcher auch das Weltnaturerbe Okavango-Delta gehört. Es ist wahrscheinlich, dass auch die umweltschädliche Fördermethode Fracking zum Einsatz kommt. Durch die Ölbohrungen und den damit verbundenen Schwerlastverkehr sind eine erhebliche Belastung der Gewässer und massive Schäden am Ökosystem und der Tierwelt zu erwarten. Obwohl Probebohrungen bereits Ende 2020 begonnen haben, fehlt bis heute eine neutrale, länderübergreifende Umweltverträglichkeitsprüfung. Im April 2021 verkündete ReconAfrica in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit dem namibischen Ministerium für Energie und Bergbau, dass man bei der ersten Probebohrung auf Öl gestoßen sei.

Die namibischen Aktivistinnen und Aktivisten fordern die Bundesregierung auf, sich für den Erhalt des Welterbe-Schutzstatus und für eine grenzüberschreitende strategische Umweltverträglichkeitsprüfung stark zu machen. Der Bundesregierung kommt hierbei eine besondere Rolle zu, da sie für die Erhaltung des KAZA-Gebietes über die KfW-Entwicklungsbank Millionen Euro an Steuergeld bereitgestellt hat. Mit dem Geld sollen vor allem Naturschutz und Tourismus gefördert werden.

„ReconAfrica möchte in einem der letzten Gärten Edens dieser Welt Öl und Gas fördern. 200.000 Menschen teilen sich diesen Lebensraum seit Jahrtausenden mit seltenen und mittlerweile bedrohten Tier- und Pflanzenarten“, sagt Ina-Maria Shikongo, Aktivistin von Fridays for Future Windhoek und Initiatorin der Petition. „Wenn wir wirklich die globale Erwärmung stoppen und die Artenvielfalt erhalten wollen, müssen Gebiete wie KAZA absolute Tabu-Zonen für die Öl- und Gasindustrie werden.“

„Die Ölfundankündigung von ReconAfrica sollte sowohl Umweltschützerinnen und Umweltschützer als auch mögliche interessierte Investoren aufhorchen lassen“, hebt Andy Gheorghiu, langjähriger Anti-Fracking-Aktivist und Campaigner für das Bündnis Saving Okavango’s Unique Life (SOUL) hervor. „Die Klima- und Umweltargumente wiegen nach dieser Ankündigung umso mehr und den Investoren muss klargemacht werden, dass die Ölförderung in einer Gegend stattfindet, wo es keinerlei adäquate Infrastruktur gibt, was das finanzielle Risiko enorm steigert.“

„Die deutsche Bundesregierung fördert die Erhaltung des KAZA-Gebietes über die KfW-Entwicklungsbank mit über 35,5 Millionen Euro Steuergeld. Dieses Geld verpufft, wenn sich der deutsche Bundesentwicklungsminister Gerd Müller nicht für einen Stopp der Bohrungen einsetzt, bis alle Folgen für die Umwelt abschließend geklärt sind“, sagt Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH. (Deutsche Umwelthilfe/ots, Foto: Teo Gómez)