Serie „Herausragende Afrikaner/innen: Teil 01 – Moeletsi Mbeki (Südafrika)

Serie „Herausragende Afrikaner/innen: Teil 01 - Moeletsi Mbeki (Südafrika)
Moeletsi Mbeki, Foto: X

Moeletsi Goduka Mbeki (9.11.1945) ist der Sohn von prominenten Widerstandskämpfern in Südafrika. Sein Vater, Govan Mbeki – Weggefährte von Nelson Mandela und Denis Goldberg –  war seit den 1930er Jahren Mitglied der Südafrikanischen Kommunistischen Partei (SACP) und schloss sich nach dem Verbot der Partei 1950 dem ANC an. 1964 wurde Govan Mbeki im Rivonia-Prozess (The State versus Nelson Mandela and others) zu lebenslanger Haft verurteilt, die er bis zu seiner Freilassung im November 1987 auf Robben Island verbrachte.

Moeletsis jüngerer Bruder ist der frühere Präsident Thabo Mbeki, dessen Politik er häufig bissig kritisierte.

Anders als sein Vater und Bruder ging Moeletsi nicht in die Politik. Er studierte Ingenieurwissenschaften an der University of Warwick in Großbritannien. Nach dem Abschluss des Studiums arbeitete er beim Eisenbahnbau in verschiedenen afrikanischen Staaten.

Seine journalistische Karriere begann er 1979 in London, wo er für die BBC und verschieden Zeitungen arbeitete. Nach der Unabhängigkeit von Simbabwe half er dort am Aufbau von Tageszeitungen. 1990 nach seiner Rückkehr nach Südafrika wurde er Medienberater des ANC und Berater des Dachverbandes südafrikanischer Gewerkschaften (COSATU).

Heute ist er Wirtschaftsjournalist, Buchautor, Unternehmensberater und vor allem stellvertretender Vorsitzender des südafrikanischen Instituts für internationale Angelegenheiten (SAIIA). Das Institut ist ein unabhängiger Think Tank der University of the Witwatersrand. Außerdem ist er politischer Analyst der südafrikanischen Nedcor Bank. Regelmäßig schreibt Moeletsi Mbeki für die linke Londoner Wochenzeitung „New Statesmen“.

Er gilt als unabhängig kritischer Denker. In seinem 2009 veröffentlichen Bestseller „The Architects of Poverty“ (Die Architekten der Armut) schreibt er, dass die neue Elite in Afrika nichts anderes gemacht habe, als sich in die bestehenden wirtschaftlichen Machtstrukturen einzukaufen und alles so zu belassen, wie sie es vorgefunden haben. Sie betrachteten ihre Staaten als Goldesel, sie führten ein Leben in obszönem Luxus, sie hätten kein Verantwortungsgefühl für ihre Länder und würden sich nicht für Entwicklung interessieren.

Besonders nimmt er immer wieder die Kleptokraten in Nigeria, Äquatorialguinea und Simbabwe aufs Korn. Aber auch die Regierungspolitik in seinem Heimatland kritisiert er als schweren Schlag gegen das schwarze Unternehmertum, weil die Politik eine kleine Kaste unproduktiver, aber sehr reicher „Kumpel-Kapitalisten“ schaffe, die fast nur aus ANC-Politikern bestehe.

Moeletsi Mbeki fordert, dass Südafrika den Schwarzen lieber mit besserer Bildung, und mehr Krediten für Unternehmensgründer unter die Arme greifen sollte, statt immer neue und rigidere Rassenquoten zu erlassen, die seiner Wirtschaft seit Jahren enge Fesseln anlegen.

Seine Analysen sind prägnant und beißend, ein Ärgernis vor allem für die herrschende Klasse Südafrikas. Er unterscheidet sich von anderen Fachleuten durch seine ideenreichen Untersuchungen, was vielleicht der Grund dafür ist, dass große Unternehmen so viel Wert auf seine Expertise legen. (Volker Seitz, Autor des Bestsellers „Afrika wird armregiert“, dtv, 11. Auflage 2021)