Berlin – Heute stellt das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) den jährlichen Weltflüchtlingsbericht „Global Trends“ vor. Demnach flüchten weltweit mehr Menschen vor Verfolgung, Konflikten, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen als je zuvor. Damit hat sich die Zahl der Menschen auf der Flucht in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Entwicklungsministerin Svenja Schulze betont aus diesem Anlass die solidarische Verpflichtung der Weltgemeinschaft, gerade jetzt Menschen auf der Flucht und ihre Aufnahmeländer vor einer Hungerkatastrophe zu bewahren.
Laut UNHCR waren bereits Ende 2021 89,3 Millionen Menschen auf der Flucht. Seitdem hat vor allem der russische Krieg gegen die Ukraine ihre Zahl nochmals signifikant erhöht auf mehr als 100 Millionen Menschen – ein erschreckender Rekord.
Mehr als die Hälfte aller Flüchtenden fliehen innerhalb des eigenen Landes und zählt damit zur Gruppe der Binnenvertriebenen. Über 70 Prozent der Menschen auf der Flucht bleiben in den Nachbarländern. Somit nehmen Entwicklungsländer 83 Prozent der Flüchtlinge weltweit auf. Bereits Ende 2021 wurden 40 Prozent der Menschen auf der Flucht von Ländern aufgenommen, die selbst von Nahrungsmittelkrisen betroffen sind.
Entwicklungsministerin Svenja Schulze: „Neben dem Verlust ihrer Heimat sind viele Flüchtlinge und Binnenvertriebene nun zusätzlich vom Hunger bedroht. Die durch den russischen Angriffskrieg verursachten steigenden Nahrungsmittelpreise sind eine Katastrophe für Entwicklungsländer, die von Armut, Trockenheit und Hunger betroffen sind und zudem als Aufnahmeländer für Millionen geflüchteter Menschen zu sorgen haben. Wir sind als Weltgemeinschaft gefragt, in gemeinsamer Verantwortung und Solidarität diese Länder zu unterstützen“.
Das Entwicklungsministerium unterstützt Geflüchtete und Binnenvertriebene, sowie Aufnahmeländer und –gemeinden in Entwicklungsländern weltweit. Die Maßnahmen zur Unterstützung von Flüchtlingen und aufnehmenden Gemeinden umfassen alle Lebensbereiche: Bildung, Energie, Gesundheitsversorgung, psychosoziale Unterstützung, Wasser- und Sanitärversorgung, Beschäftigung und einkommensschaffende Maßnahmen. Dabei spielt die Sonderinitiative Flucht eine zentrale Rolle. Sie konnte zwischen 2014 und 2021 in 299 Projekten rund 17,5 Mio. Menschen erreichen.
Darüber hinaus unterstützt das Entwicklungsministerium Länder des Globalen Südens bei der Bewältigung der Folgen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. Der Angriff Russlands auf die Ukraine hat die Weltmarktpreise für Getreide um ein Drittel steigen lassen, die ohnehin hohen Preise für Düngemittel noch stärker. Besonders groß ist die Not in Ländern, die selbst kein Getreide anbauen und daher auf den Import von Weizen und Mais angewiesen sind.
Entwicklungsministerin Svenja Schulze: „Durch Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine hat sich die weltweite Ernährungslage dramatisch verschärft. Es droht die schwerste Hungersnot seit dem Zweiten Weltkrieg. Wir müssen entschlossen und gemeinsam handeln. Deshalb setze ich mich für eine starke internationale Antwort im Rahmen des Bündnisses für globale Ernährungssicherheit ein.“
Beispiel Südsudan: In den ohnehin strukturschwachen Regionen Yambio, Maridi und Ibba nahe der Grenze zum Kongo leben besonders viele Binnenvertriebene und Rückkehrende. Ihre wirtschaftliche und soziale Integration ist herausfordernd, da die Ressourcen sehr knapp sind. Auch die ansässige Bevölkerung leidet unter dem Mangel an Lebensmitteln. Um die Versorgung aller dort lebenden Menschen zu verbessern, fördert das Projekt die landwirtschaftliche Produktion und lokale Wertschöpfungsketten durch Infrastrukturmaßnahmen wie den Bau von Märkten, Lagerhäusern sowie Obst- und Honigverarbeitungsanlagen. Die Unterstützung kleinbäuerlicher Nahrungsmittelproduktion und lokaler Anbaumethoden wie Baumschulen oder Regenwassersammlung ergänzen Schritt für Schritt die Selbstversorgungsmöglichkeiten der Menschen in der Region.
Beispiel Sudan: Im Sudan, einem der ärmsten Länder Afrikas, ist rund die Hälfte der Bevölkerung akut von Ernährungsunsicherheit bedroht. Unter den mehr als 3 Millionen Binnenvertriebenen, Migranten und Flüchtlingen ist dieser Anteil noch höher. Das BMZ stellt gemeinsam mit der EU und weiteren Gebern dringend benötigte Gelder für Ernährungssicherung bereit. So wurden 100 Millionen Euro aus einem Weltbank-Fonds kurzfristig für Nahrungsmittel und Sozialtransfers umgewidmet, durch die auch Binnenvertriebene, Migranten und Flüchtlinge erreicht werden. Durch die Aufstockung laufender Maßnahmen erhalten besonders betroffene Bevölkerungsgruppen zusätzliche Unterstützung: In Ostsudan etwa werden Flüchtlinge und Migranten beim Anbau von Obst und Gemüse für den eigenen Gebrauch und für den Verkauf auf lokalen Märkten unterstützt. Auch im Darfur, wo die meisten Binnenvertriebenen leben, bauen wir unser Engagement zur Unterstützung der lokalen Bevölkerung aus. (bmz, Foto:irin)